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Sonntag, 7. Februar 2016

Rezension Sarah Kuttner

"180 Grad Meer" von Sarah Kuttner


Gebundene Ausgabe: 272 Seiten
Verlag: S. FISCHER; Auflage: 1 (31. Dezember 2015)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 310002494X
ISBN-13: 978-3100024947

Inhaltsangabe:


Nachdem ihr Vater die Familie verlassen hat, ist Jule mit ihrem Bruder und ihrer selbstmordgefährdeten Mutter aufgewachsen. Als Erwachsene hat sie sich einen Alltag geschaffen, in dem sie alles nur noch irgendwie erträgt: ihren Job als Sängerin, die unzähligen Anrufe ihrer Mutter, den ganzen Hass in ihr, der sie fast verschwinden lässt. Als auch ihre Beziehung zu bröckeln beginnt, flieht sie zu ihrem Bruder nach England, auf der Suche nach Ruhe und Anonymität.
Doch dort trifft sie auf ihren Vater, der im Sterben liegt. Zaghaft beginnt Jule einen letzten Versuch, sich dem Mann anzunähern, von dem sie sich ihr Leben lang im Stich gelassen gefühlt hat.


Autoreninfo:

Sarah Kuttner wurde 1979 in Berlin geboren. Ihre Karriere begann beim Berliner Sender Radio Fritz, von dem sie bald zu den TV-Musiksendern VIVA und MTV wechselte. Mit "Kuttners Kleinanzeigen" bekam sie 2007 auch einen Sendeplatz bei der ARD. Zudem wird sie als Moderatorin von Liveveranstaltungen gebucht und schreibt Musikkolumnen für Zeitungen. Ein Teil davon wurde bereits in Buchform veröffentlicht, etwa in "Das oblatendünne Eis des halben Zweidrittelwissens". Es folgten mehrere Romane. Ihr Debüt "Mängelexemplar" (2009), in dem es um das Thema Depressionen geht, wurde sogleich ein Bestseller. Sarah Kuttner hat ihren Lebensmittelpunkt weiterhin in Berlin.

Meine Meinung:

Titel: Finde zu dir selbst...

Nachdem ich bereits "Mängelexemplar" und "Wachstumsschmerz" gern gelesen habe, war ich total neugierig auf Frau Kuttners neuen Roman und begann voller Vorfreude mit dem Lesen.

In der Geschichte geht es um Juliane, kurz Jule, deren Familie alles andere als normal ist. Ihre Eltern sind geschieden. Während ihre Mutter Monika wie eine Glucke ist und nervt, lebt Vater Michael fernab von Berlin in England und ist dem Tode nahe. Nur mit ihrem kleinen Bruder kommt Jule halbwegs aus. Wie soll man sich nur selber mögen, wenn man so eine verkorkste Familie hat, in der Liebe nie eine große Rolle spielte?

Jule fungiert als Ich- Erzählerin, was ich sehr passend finde, denn so bekommt man tiefe Einblicke in ihre Gefühlswelt und die ist nicht ohne. Sie erzählt mit einem lachenden und einem weinenden Auge aus ihrem Leben und das spürt man als Leser sehr intensiv. Gerade ihre Verzweiflung und Wut den Eltern gegenüber kommt sehr gut rüber.

Mir hat besonders gefallen wie Jule sich eine Auszeit nimmt und langsam aber sicher zu sich selbst findet und das mittels recht ungewöhnlicher Methoden, ich sage nur "Leihhund" und "Seniorenheim".

Das Verhältnis zwischen den Geschwistern war berührend beschrieben und hat mich an die Bindung zu meiner großen Schwester erinnert. Man kann sich also sehr gut mit den dargestellten Charakteren identifizieren.

Wie der Klappentext schon prophezeit, bekommt der Leser ein tragisches Roadmovie geboten, das jedoch an Witz und Charme nicht missen lässt.

Die Autorin trifft mit ihrer Darstellung den Zahn der Zeit. Ihr Schreibstil, der durch kurze, knackige Sätze besticht, lässt sich angenehm lesen. Beinahe fühlt man sich als wäre man im Gespräch mit Jule selbst.

Fazit: Ein Roman, der mich bewegt hat und definitiv zum Nachdenken anregt. Wer etwas Schwermütiges verträgt, der darf hier gerne zufassen. Sehr gern spreche ich eine Leseempfehlung aus. Bitte mehr davon Frau Kuttner!

Bewertung: 5/ 5 Sternen