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Mittwoch, 3. April 2019

Rezension Romy Hausmann

"Liebes Kind" von Romy Hausmann


Broschiert: 432 Seiten
Verlag: dtv Verlagsgesellschaft (28. Februar 2019)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 342326229X
ISBN-13: 978-3423262293


Inhaltsangabe:

Eine fensterlose Hütte im Wald. Lenas Leben und das ihrer zwei Kinder folgt strengen Regeln: Mahlzeiten, Toilettengänge, Lernzeiten werden minutiös eingehalten. Sauerstoff bekommen sie über einen "Zirkulationsapparat". Der Vater versorgt seine Familie mit Lebensmitteln, er beschützt sie vor den Gefahren der Welt da draußen, er kümmert sich darum, dass seine Kinder immer eine Mutter haben. Doch eines Tages gelingt ihnen die Flucht – und nun geht der Albtraum erst richtig los. Denn vieles deutet darauf hin, dass der Entführer sich zurückholen will, was ihm gehört.

Autoreninfo:

Romy Hausmann wurde 1981 geboren und war mit 24 Jahren Redaktionsleiterin bei einer Münchner Fernsehproduktion. Dort hat sie mit hunderten von Protagonisten gearbeitet und von deren Leben erzählt: von misshandelten Ehefrauen, somalischen Kriegsflüchtlingen, vernachlässigten Kindern. Seit der Geburt ihres Sohnes arbeitet sie frei fürs Fernsehen, seit 2016 schreibt sie regelmäßig für den blog www.mymonk.de. Darin erzählt sie von all den persönlichen Dingen und Erfahrungen, die ihr wirklich wichtig sind: Von nicht-linearen Lebenswegen, von Stolpersteinen und Niederlagen, vom Mut zur Veränderung und der Zuversicht, auch im Scheitern stark sein zu können. "Liebes Kind" ist ihr Thrillerdebüt. Romy Hausmann wohnt mit ihrer Familie in einem abgeschiedenen Waldhaus in der Nähe von Stuttgart. 

Meine Meinung:

Titel: Wenn du glaubst es wird nicht mehr schlimmer...

Der Klappentext des Buches klang so grausig, dass ich dachte: "Das muss ich unbedingt lesen um zu merken, dass die Handlung niemals so heftig sein kann wie beschrieben." Doch was ich geboten bekam, war so viel grausamer als erwartet...

In der Geschichte geht es um Lena, die mit ihren Kindern in einer Hütte im Wald eingesperrt ist. Ihr Entführer ist der Vater der Kinder. Er beschützt sie vor dem Bösen, weshalb die Hütte von der Außenwelt komplett abgeschirmt ist. Kein Licht, kein Geräusch und ähnliches dringen von außen herein. Doch dann gelingt Lena die Flucht und erst da merkt sie, dass sie dem Abgrund nicht mehr fern ist. War es nicht doch besser eingesperrt zu sein?

Gleich vorweg muss ich jeden warnen dieses Buch vor dem Zubettgehen lesen zu wollen, denn zum Einen werdet ihr weiterlesen wollen und so nicht zum schlafen kommen und selbst wenn ihr es versucht, wird euch das Buch verfolgen im Schlaf. Mich hat es jedenfalls so sehr geflasht, dass ich zu Recht behaupte, dass es sich hier um einen echten Pageturner handelt.

Die Handlung wird uns aus mehreren Perspektiven geschildert. Mal erleben wir die Geschichte aus der Sicht der kleinen Hannah, die das Draußen gar nicht kennt, mal aus der Sicht von Lena und mal aus der Sicht von Matthias, den Vater von Lena, der seine Tochter seit fast vierzehn Jahren vergeblich sucht.

Besonders bedrückend empfand ich die Schilderungen von Hannah. Immer wieder habe ich mich gefragt warum sie alles so rational und nüchtern betrachtet, was völlig unnormal für ein Kind ist. Sie scheint regelrecht zufrieden mit dem Leben in Gefangenschaft, aber wer mag es ihr verübeln, schließlich kennt sie die reale Welt ja nicht. Erst im späteren Verlauf der Handlung wird klar, dass sie Aspenger hat, was viel von ihrem Verhalten verständlicher gemacht hat.

Am meisten Licht ins Dunkel haben die Abschnitte rund um Lena gebracht, da sie uns an ihrem Martyrium der Gefangenschaft und der Gewalt teilhaben lässt. Oft fragt man sich, warum sie so auf Distanz den Kindern gegenüber ist, was sich aber immer mehr aufklärt je mehr man liest. Ihren Verfolgungswahn und ihre Panik konnte ich nur zu gut nachvollziehen nach allem was sie erleben musste. Ich mag mir gar nicht vorstellen wollen wie es ist, wenn einen Presse und Co belästigen und man gar keine Gelegenheit hat das erlebte Drama zu verarbeiten.

Matthias als leidender Vater war auch sehr authentisch dargestellt. Ich konnte sehr gut nachvollziehen, dass er endlich Gewissheit wollte, um mit dem Ereignis abschließen zu können.

Ansonsten bleibt mir nichts anderes zu sagen als dass es der Autorin gelungen ist von der ersten bis zur letzten Seite die Spannung sehr weit oben zu halten, so dass man einfach mit dem Lesen nicht mehr aufhören kann. Ich habe sehr schön mitgerätselt, wer der Täter sein könnte und bin der Schriftstellerin leider immer wieder auf dem Leim gegangen, was zeigt wie gut sie falsche Fährten legen kann.

Der Schluss der Geschichte war so brachial, dass ich beim Lesen der Auslösung laut aufgestöhnt habe, weil ich es einfach nicht glauben konnte.

Fazit: Wer in der Lage ist in die Abgründe der menschlichen Seele zu blicken, der darf sich diesen spannenden Thriller nicht entgehen lassen. Ich kann nur eine klare Leseempfehlung aussprechen. Gänsehaut garantiert!

Bewertung: 5/ 5 Sternen