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Sonntag, 16. Juni 2019

Rezension Theodor Michael

"Deutsch sein und schwarz dazu" von Theodor Michael


Taschenbuch: 224 Seiten
Verlag: dtv Verlagsgesellschaft (1. April 2015)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3423348577
ISBN-13: 978-3423348577


Inhaltsangabe:

Theodor Michaels Vater kam vor dem Ersten Weltkrieg aus Kamerun, damals deutsches "Schutz gebiet", nach Deutschland und wurde wie andere Kolonialmigranten freundlich aufgenommen. Er heiratete eine Deutsche und gründete eine Familie. Doch schon während der Weimarer Republik fand man, Farbige sollten den Deutschen keine Arbeitsplätze mehr wegnehmen. Bald konnten sie nur noch in den sehr beliebten "Völkerschauen" unterkommen. In der Nazizeit wurden ihnen die deutschen Pässe entzogen. Nur als stumme Komparsen in den zahlreichen Kolonialfilmen waren sie noch gefragt.

Autoreninfo:

Theodor Michael kommt 1925 in Berlin als viertes und jüngstes Kind des Kolonialmigranten Theophilus Wonja Michael aus Kamerun und seiner deutschen Frau Martha zur Welt. Ein Jahr nach seiner Geburt stirbt die Mutter. Die Halbwaisen wachsen, teils unter erbärmlichen Umständen, bei Pflegeeltern auf. Als 1934 auch der Vater stirbt, werden die Geschwister getrennt. Michael darf nach der Volksschule aufgrund seiner Hautfarbe keine weitere Ausbildung machen und schlägt sich als Page, Portier und Komparse durch, bis er 1943 in einem Arbeitslager interniert wird, wo er auch die Befreiung erlebt. Nach dem Krieg gründete er eine Familie mit einer jungen Schlesierin, war als Dolmetscher und Schauspieler tätig, studierte auf dem zweiten Bildungsweg Volkswirtschaft und entwickelte sich zu einem anerkannten Afrika-Spezialisten. Als solcher wurde er schließlich vom BND angeworben. Nach seiner Pensionierung trat er wieder als Schauspieler auf und engagierte sich in der afro-deutschen Community.Er lebt heute mit seiner zweiten Frau in Köln. 

Meine Meinung:

Titel: Die Lebenserinnerungen eines Afro- Deutschen...

Dieses Buch wollte ich unbedingt lesen, weil es etwas schildert, dass Seltenheitswert besitzt, denn den Nationalsozialismus als Farbiger zu überleben, ist schon etwas Besonderes. Das Buch war dann jedoch anders als erwartet.

Bei dem vorliegenden Sachbuch handelt es sich um die Autobiografie von Theodor Michael, der zur Zeit der Weimarer Republik als Farbiger in Deutschland geboren wird und die Zeit des Nationalsozialismus miterlebt hat.

Die erste Hälfte des Buches dreht sich um die Kindheit und Jugend des Autors, die sich immens spannend las. Man fiebert jedes Mal mit, dass Theodor auch wirklich entkommt. Zudem berührt einen zutiefst, was der Junge alles miterleben musste, gerade den Weg durch Pflegefamilien und Heime gehen zu müssen, stelle ich mir nicht sonderlich schön vor.

Das Buch sorgt dafür, dass ein Teil deutscher Geschichte beleuchtet wird, der sonst eher ein Schattendasein lebt, denn von verfolgten Juden und ähnlichem hat jeder schon einmal gehört, aber dass es auch Farbige während des zweiten Weltkrieges in Deutschland gab, das wird kaum thematisiert.

Ab der zweiten Hälfte verliert das Buch leider seinen Charm. Mir ist natürlich klar, dass dies echte, reale Lebensereignisse waren und sind, aber hier kam Herr Michael sehr egoistisch rüber, tut er doch viel für sein persönliches Vorankommen, aber wenig für seine Familie. Hier haben mir seine Frau und die vier Kinder unheimlich Leid getan. Das Leben der Familie wird wenig bis gar nicht beleuchtet, dafür aber umso mehr der berufliche Werdegang Theodors, der mich dann doch des Öfteren gelangweilt hat.

Positiv anmerken möchte ich noch die Bilder in der Mitte des Buches, die dafür sorgen, dass man sich die darin geschilderten Menschen noch besser vorstellen kann.

Für mich ganz klar ein wichtiges Buch und durchaus interessant, allerdings konnte es nicht mit den Büchern von Hans J. Massaquoi ("Neger, Neger, Schornsteinfeger" und "Hänschen klein, ging allein...") mithalten, die doch um einiges fesselnder geschrieben sind.

Fazit: Bedingt spreche ich eine Leseempfehlung aus, da hier Zeitgeschichte vermittelt wird, die Seltenheitswert hat.

Bewertung: 3/ 5 Sternen