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Donnerstag, 26. März 2020

Rezension Delphine de Vigan

"Dankbarkeiten" von Delphine de Vigan


Gebundene Ausgabe: 176 Seiten
Verlag: DuMont Buchverlag GmbH & Co. KG; Auflage: 1 (10. März 2020)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3832181121
ISBN-13: 978-3832181123
Originaltitel: Les gratitudes


Inhaltsangabe:

Michka, die stets ein unabhängiges Leben geführt hat, muss feststellen, dass sie nicht mehr allein leben kann. Geplagt von Albträumen glaubt sie ständig, wichtige Dinge zu verlieren. Tatsächlich verliert sie nach und nach Wörter, findet die richtigen nicht mehr und ersetzt sie durch ähnlich klingende. Die junge Marie, um die Michka sich oft gekümmert hat, bringt sie in einem Seniorenheim unter. Der alten Frau fällt es schwer, sich in der neuen Ordnung einzufinden. In hellen Momenten leidet sie unter dem Verlust ihrer Selbstständigkeit. Doch was Michka am meisten beschäftigt, ist die bisher vergebliche Suche nach einem Ehepaar, dem sie ihr Leben zu verdanken hat. Daher gibt Marie erneut eine Suchanzeige auf, und Michka hofft, ihre tiefe Dankbarkeit endlich übermitteln zu können.

Autoreninfo:

Delphine de Vigan, geboren 1966, erreichte ihren endgültigen Durchbruch als Schriftstellerin mit dem Roman "No & ich" (2007), für den sie mit dem Prix des Libraires und dem Prix Rotary International 2008 ausgezeichnet wurde. Ihr Roman "Nach einer wahren Geschichte" (DuMont 2016) stand wochenlang auf der Bestsellerliste in Frankreich und erhielt 2015 den Prix Renaudot. Bei DuMont erschien außerdem 2017 ihr Debütroman "Tage ohne Hunger" und 2018 der Roman "Loyalitäten". 

Meine Meinung:

Titel: Wenn die Worte fehlen...

Als ich auf dieses Buch stieß, da hatte ich das Gefühl, dass mich etwas Besonderes erwartet. Doch was ich bekam, hat meine Erwartungen übertroffen.

In der Geschichte geht es um die alleinstehende Michka, die spürt, dass sich etwas verändert in ihrem Leben. Albträume quälen sie und immer mehr fallen ihr Worte nicht mehr ein. Wird ihr der Umzug in ein Seniorenheim helfen?

Interessant fand ich, dass die Handlung nicht über Michka selbst dem Leser nahe gebracht wird, sondern über Jerome und Marie, die immer im Wechsel als Ich- Erzähler agieren und dem Leser aufzeigen wie stark sie sich verändert. Während Logopäde Jerome eher losen Kontakt zu Michka hat, besteht zwischen ihr und Marie eine sehr enge Bindung, da sie Marie in jungen Jahren sehr geholfen hat.

Mich hat es tief berührt zu lesen wie die Demenz bei Michka immer mehr voranschreitet und was für Einschränkungen dadurch in ihrem Leben entstehen. Das war mir vorher gar nicht so bewusst. Auch zeigt es, dass die Veränderungen nicht nur nahen Verwandten auffällt, sondern auch Fremden. Auch mochte ich das Einflechten von Michkas Vergangenheit sehr, da man spürt wieviel sie bereits durchgemacht hat und jetzt noch durchmachen muss.

Ebenso musste ich an meine Eltern denken, die zwar derzeit noch nicht in dem Alter sind, dass sie daran leiden könnten, aber ich würde mir nach dieser Lektüre wünschen, dass sie genau dieses Schicksal nicht ereilt.

Gut fand ich zudem, dass die Autorin auch den Nebenfiguren Raum gibt.

Der Autorin gelingt es mit diesem Buch sehr intensiv das Schicksal einer Demenzkranken aufzuzeigen und das nicht abschätzend oder abwertend, sondern mit einer direkten, ansprechenden Sprache, die berührt und wachrüttelt. Man spürt die Wichtigkeit dieses Themas und dass man viel Einfühlungsvermögen und Verständnis für die Betroffenen benötigt.

Das Ende hatte ich so nicht kommen sehen. Geschockt musste ich die Lektüre daher sacken lassen, bevor ich dazu nun etwas schreiben konnte.

Fazit: Ein Roman, der mich emotional gepackt und einige Tränen eingefordert hat. Gern spreche ich eine Leseempfehlung aus. Eine Bereicherung im Bücherregal.

Bewertung: 5/ 5 Sternen