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Dienstag, 14. April 2020

Rezension Ingo Schulze

"Die rechtschaffenen Mörder" von Ingo Schulze


Gebundene Ausgabe: 320 Seiten
Verlag: S. FISCHER; Auflage: 3. (4. März 2020)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3103900015
ISBN-13: 978-3103900019


Inhaltsangabe:

Norbert Paulini ist ein hoch geachteter Dresdner Antiquar, bei ihm finden Bücherliebhaber Schätze und Gleichgesinnte. Über vierzig Jahre lang durchlebt er Höhen und Tiefen. Auch als sich die Zeiten ändern, die Kunden ausbleiben und das Internet ihm Konkurrenz macht, versucht er, seine Position zu behaupten. Doch plötzlich steht ein aufbrausender, unversöhnlicher Mensch vor uns, der beschuldigt wird, an fremdenfeindlichen Ausschreitungen beteiligt zu sein. Die Geschichte nimmt eine virtuose Volte: Ist Paulini eine tragische Figur oder ein Mörder?

Autoreninfo:

Ingo Schulze wurde 1962 in Dresden geboren und lebt in Berlin. Nach dem Studium der klassischen Philologie in Jena arbeitete er zunächst als Schauspieldramaturg und Zeitungsredakteur. Bereits sein erstes Buch "33 Augenblicke des Glücks", 1995 erschienen, wurde sowohl von der Kritik als auch dem Publikum mit Begeisterung aufgenommen. Ingo Schulzes Werk wurde auch mit internationalen Preisen ausgezeichnet und ist in 30 Sprachen übersetzt.

Meine Meinung:

Titel: Wenn Bücher dein Leben bestimmen...

In der Literatursendung "Buchzeit" wurde dieser Roman besprochen und man war sich nicht ganz sicher über die Qualität des Werkes, weshalb direkt meine Neugier geweckt war.

In der Geschichte geht es um Norbert Paulini, der bereits als Kind auf Büchern schlief und seiner verstorbenen Mutter nacheifert und Antiquar wird. Aus nah und fern strömen sie zu ihm, um Bücher zu erwerben. Doch dann kommt die Wende und es geht bergab. Wirklich? Was wird ihm die neue Zeit bringen? Und vor allem: kann er der ewige Leser bleiben?

Der Roman besticht durch eine unglaublich angenehme Sprache, die mich direkt für das Buch eingenommen hat. Es fällt mir schwer dies genau zu beschreiben. Letztendlich spürt man die Liebe zu Büchern und Literatur in jeder Zeile.

Das Ungewöhnliche hier ist wohl, dass uns die Handlung über eine Figur des Buches nahe gebracht wird, die jedoch nur eine kleine Rolle im Geschehen einnimmt und eher beobachtet als selbst agiert. So als würde ein Stasimitarbeiter über die Jahre unseren Antiquar beobachten und dessen Leben durchleuchten.

Auch wenn viele Paulini als einen Antihelden wahrnehmen, so empfand ich ihn als liebenswerten Büchernarren, der mir nicht unähnlich ist. Für ihn stehen Geschichten, allen voran die Klassiker, an erster Stelle und das Lesen bestimmt seinen Alltag. Verwundern tut einen dies nicht, schließlich ist er quasi im Büchermeer aufgewachsen. Ich habe ihn als einen durchschnittlichen Menschen wahrgenommen, der in seiner Leidenschaft zu Büchern erst so richtig aufgeht.

Der Titel des Romans erschließt sich erst auf den letzten vierzig Seiten und während der Lektüre fragt man sich natürlich dauernd, wo denn da ein Mörder auftauchen soll. Eine Auflösung gibt es nicht, da muss sich jeder Leser seine eigenen Gedanken machen.

Aus dem Lesefluss gebracht hat mich, als wir von Paulini zum Erzähler Schultze umschwenken. Die Einteilung in Kapitel ist plötzlich verschwunden und die eigentliche Geschichte wird mitten im Satz unterbrochen. Auch dies erschließt sich erst im Verlauf der weiteren Handlung.

Fazit: Ein kontroverser Roman, aus dem die Liebe zur Literatur spricht und der mich auf weiter Strecke unfassbar gut unterhalten hat. Ungewöhnlich, anspruchsvoll und mal was anderes. Also langt zu und steckt eure Nasen in dieses Buch!

Bewertung: 4/ 5 Sternen