Seitenaufrufe letzten Monat

Freitag, 30. April 2021

Rezension Anja Hirsch

"Was von Dora blieb" von Anja Hirsch


Herausgeber : C. Bertelsmann Verlag; Originalausgabe Edition (15. März 2021)
Sprache : Deutsch
Gebundene Ausgabe : 336 Seiten
ISBN-10 : 357010396X
ISBN-13 : 978-3570103968

Inhaltsangabe:

Isa steckt in einer Ehekrise. Tief verletzt flüchtet sie an den Bodensee. Im Gepäck alte Briefe und Tagebücher ihrer rätselhaften Großmutter Dora. Um den Schmerz zu verdrängen, befasst sie sich mit deren Geschichte: Dora studierte in den 1920er Jahren zusammen mit dem Bergarbeitersohn Frantek und der extravaganten Maritz am Bauhaus des Ruhrgebiets, der heutigen Folkwangschule. Aus einer intensiven Freundschaft entsteht ein Liebesdreieck. Später heiratet Dora einen Verwaltungsdirektor der I.G. Farben. Gesprochen wurde darüber in Isas Familie kaum. Welche Rolle spielte Isas Großvater im Zweiten Weltkrieg? Und warum besuchte ihr Vater eine der berüchtigten Napola-Schulen? Je tiefer Isa in ihre Familiengeschichte vordringt, umso klarer wird ihr Blick auf Dora ― und auf sich selbst. 

Autoreninfo:

Anja Hirsch, geboren 1969 in Frankfurt am Main, studierte in Freiburg im Breisgau, Kanada und Bielefeld und wurde in Germanistik promoviert. Sie arbeitet als freie Journalistin für überregionale Medien (u.a. Deutschlandfunk, FAZ, WDR), war Mitglied in Fachjurys (Rolf-Dieter-Brinkmann-Stipendium, Hotlistpreis der Unabhängigen Verlage) und lebt in Unna. "Was von Dora blieb" ist ihr Debüt. 

Meine Meinung:

Titel: Auf den Spuren der Großmutter...

Der Klappentext klang vielversprechend und da ich gern gedanklich in die Vergangenheit reise, musste ich einfach dieses Buch lesen.

In der Geschichte geht es um Isa, die sich nach einer Trennung ablenkt, indem sie zu ihrer gefürchteten Großmutter Dora recherchiert. Was hat die Frau so verhärmt und gemein werden lassen? Und was lernt Isa dadurch über sich selbst?

Der Einstieg ins Buch fiel mir immens leicht, denn sprachlich ist der Roman richtig gut, auch wenn dieser ein Debüt ist. Die Autorin verwendet herrlich anschauliche Formulierungen, die die Vorstellungskraft anregen. Im steten Wechsel begleiten wir mal Isa in der Gegenwart und mal Dora in der Vergangenheit.

Zu Beginn ist die Geschichte wirklich stark und beide Frauenschicksale, sowohl das von Enkelin Isa als auch von Großmutter Dora fesselten mich sehr. Leider geht der Fokus auf die Frauen im weiteren Verlauf schlichtweg verloren. Isa agiert immer mehr als Forscherin und ihre Parts lasen sich mehr wie ein Sachbuch, was ich als nicht sonderlich fesselnd empfand. Und Dora gerät immer mehr in den Hintergrund und ihr Platz wird vom Schicksal ihres Sohnes, Isas Vater, eingenommen.

Für meinen Geschmack blieben zu viele Fragen offen. Personen werden eingeführt ohne dass man deren Schicksal bis zum Ende mitverfolgen kann. Hatte ich zu Beginn stark das Gefühl Zugang zu den Figuren zu erlangen, so verschwand diese Hoffnung sehr bald, da am Ende doch nur an der Oberfläche gekratzt wird.

Die Zeitsprünge von 1914 bis letztlich 1943 kamen in meinen Augen oft zu überstürzt und rissen mich als Leser aus der spannenden Handlung, an die nicht wieder angeknüpft wurde. Stets hatte ich das Gefühl, dass mir Wissen fehlt zu den Figuren.

Am Ende weiß ich leider nicht wirklich was uns die Autorin mit diesem Buch geben wollte. Wollte sie lediglich ihre Familiengeschichte verarbeiten? Für mich ist das Geschriebene weder Fisch noch Fleisch.

Fazit: Eine solider Roman, der sein Potential leider nicht ausgeschöpft hat. Daher kann ich nur bedingt eine Leseempfehlung aussprechen.

Bewertung: 3/ 5 Sternen