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Samstag, 31. Dezember 2022

Rezension Takis Würger

"Unschuld" von Takis Würger


Herausgeber ‏ : ‎ Penguin Verlag; Originalausgabe Edition (26. Oktober 2022)
Sprache ‏ : ‎ Deutsch
Gebundene Ausgabe ‏ : ‎ 304 Seiten
ISBN-10 ‏ : ‎ 3328601686
ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3328601685

Inhaltsangabe:

Molly Carver bleiben fünfunddreißig Tage, um die Unschuld ihres Vaters zu beweisen. Seit Jahren sitzt er für den Mord an dem sechzehnjährigen Casper Rosendale im Gefängnis – nun soll das Urteil vollstreckt werden. Auf der Suche nach Antworten kehrt Molly zurück in das Ostküstendorf ihrer Kindheit. Unter falschem Namen beginnt sie, als Hausmädchen für die Rosendales zu arbeiten, eine Familie, die einmal einflussreicher war als die Rockefellers …

Autoreninfo:

Takis Würger, geboren 1985, berichtete als Journalist für das Nachrichtenmagazin Der Spiegel u. a. aus Afghanistan, Libyen und dem Irak. Mit seinen Reportagen gewann er zahlreiche Preise, darunter den Deutschen Reporterpreis und den CNN Journalist Award. Mit 28 Jahren ging er nach England, um an der Universität von Cambridge Ideengeschichte zu studieren. 2017 erschien sein Debütroman Der Club, der für den aspekte-Literaturpreis nominiert war und mit dem Debütpreis der lit.Cologne ausgezeichnet wurde. 2019 erschien der Roman "Stella", 2021 der biografische Bericht "Noah – Von einem, der überlebte". Seine Bücher sind in zwölf Ländern erschienen. Für seinen aktuellen Roman "Unschuld" hat Takis Würger mehrere Monate im Hudson Valley recherchiert.

Meine Meinung:

Titel: Wer bereit ist die Schuld zu tragen...

Der Roman war mir bereits auf der Frankfurter Buchmesse aufgefallen und nachdem mich der Autor mit "Stella" bereits sehr begeistern konnte, war es nur eine Frage der Zeit eh ich zu diesem Titel greife.

In der Geschichte geht es um Molly, deren Vater seit Jahren im Gefängnis sitzt und an dem nun die Todesstrafe vollzogen werden soll. Molly glaubt fest an die Unschuld ihres Vaters und begibt sich auf Spurensuche. Wird es ihr gelingen ihren Vater den Fängen der Justiz zu entreißen? Und viel wichtiger: Wer war es?

Das Besondere hier sind ganz klar die Protagonisten, die alles andere als Everybody's Darling sind, denn sie sind doch jetzt anstrengend und sehr speziell. Carvers Tochter übersteht den Tag meist nur unter Medikamenteneinfluss und auch die Rosendales kommen nicht ohne die Wirkung von Alkohol oder Drogen aus. Man kann ihr Handeln nicht immer verstehen und dennoch spürt man unter der Oberfläche den Schmerz, den sie in sich tragen und der sie beschäftigt. Während die einen bereits jemanden verloren haben, steht Molly kurz davor den wichtigsten Menschen in ihrem Leben zu verlieren.

Würger gelingt es ein realistisches Bild der Amerikaner aufzuzeigen, wo in erster Linie Wohlstand und der Schein nach außen zählen. Im Innen kann man ja völlig verkorkst sein, solange es keiner merkt. Die ausführliche Recherche spürt man auf jeder Seite.

Auch die Waffenlobby wird thematisiert und ich bin sehr froh, dass unsere Waffengesetze deutlich andere sind.

Und die Frage bleibt: Rettet man einen Menschen, den man nicht retten kann, um seinen Seelenfrieden zu erlangen?

Einziges Manko: Viel zu schnell ausgelesen, ich wäre gern noch etwas länger bei Molly geblieben.

Fazit: Einfühlsam und berührend. Es lohnt sich zu kämpfen und auch dieses Buch zu lesen. Von mir eine klare Leseempfehlung!

Bewertung: 5/ 5 Sternen

Donnerstag, 22. Dezember 2022

Rezension Ellen Sandberg

"Das Unrecht" von Ellen Sandberg


Herausgeber ‏ : ‎ Penguin Verlag; Originalausgabe Edition (26. Oktober 2022)
Sprache ‏ : ‎ Deutsch
Gebundene Ausgabe ‏ : ‎ 416 Seiten
ISBN-10 ‏ : ‎ 3328602542
ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3328602545

Inhaltsangabe:

Jedes Jahr, wenn der Herbst naht, wird Annett von einer inneren Unruhe erfasst. Dann macht sich die Narbe an ihrem Arm bemerkbar, dann werden die Erinnerungen an den Sommer 1988 und an die Clique von damals wach. Fünf Freunde, die sich blind vertrauten, bis einer von ihnen zum Verräter wurde.
Jetzt, Jahrzehnte später, begreift Annett, dass sie ihren inneren Frieden erst finden wird, wenn sie sich der Vergangenheit stellt. Kurz entschlossen fährt sie nach Wismar. Zurück an die Ostsee, in ihre alte Heimat. Doch je mehr sie dort über die Ereignisse jenes Sommers herausfindet, umso deutlicher wird: Sie hätte die Vergangenheit besser ruhen lassen, denn der Verrat von damals reißt ihr Leben erneut in einen Abgrund …

Autoreninfo:

Ellen Sandberg arbeitete zunächst in der Werbebranche, ehe sie sich ganz dem Schreiben widmete – mit riesigem Erfolg: Ihre psychologischen Spannungs- und Familienromane, die immer monatelang auf der SPIEGEL-Bestsellerliste stehen, bewegen und begeistern zahllose Leserinnen und Leser – wie zuletzt "Das Erbe", "Die Schweigende" und "Das Geheimnis". Auch in ihrem aktuellen Roman "Das Unrecht" fesselt sie ihr Publikum wieder mit einer spannenden Geschichte um ein düsteres Kapitel unserer Vergangenheit. Unter ihrem bürgerlichen Namen Inge Löhnig veröffentlicht die Autorin sehr erfolgreich Kriminalromane.

Meine Meinung:

Titel: Die alte Schuld...

Ich habe schon einige Romane von Frau Sandberg gelesen und dieser ist gewiss nicht ihr bester und dennoch sehr wichtig.

In der Geschichte geht es um Annett, der immer im Herbst unwohl wird, weil einst dort etwas Schlimmes geschah, dass sie nie so ganz verarbeitet hat. Wird es ihr dieses Jahr gelingen die Kraft dafür aufzubringen sich ihrer Vergangenheit zu stellen?

Der Großteil der Handlung wird im Wechsel zwischen Gegenwart und der Vergangenheit im Jahr 1988 geschildert. Normalerweise mag ich eher die vergangenen Parts, aber hier hatte die Gegenwart eindeutig mehr zu bieten.

Auch wenn dieser Roman irgendwie anders war als ihre bisherigen und für meinen Geschmack nicht ganz so gut, so hatte er doch für mich eine enorme Bedeutung, war ich doch selbst mal in so einer ungesunden Beziehung. Und es ist gut wenn Geschichten über toxische Beziehungen und narzisstische Partner aufklären.

Das Ende der Geschichte kam so unerwartet und war für mich ehrlich gesagt ein Schock, denn ich hatte mit vielem gerechnet, aber damit gewiss nicht.

Der Schreibstil der Autorin ist angenehm leicht zu lesen und reißt einen mit. Da bleibt man gern am Ball, zumal die Spannung konstant hoch gehalten wird.

Die Darstellung der Zustände in DDR Gefängnissen hat bei mir wirklich für Bauchweh beim Lesen gesorgt, wahrscheinlich habe ich gerade deswegen diese Abschnitte nicht so gern gelesen.

Fazit: Vergangene Geschichte gelungen in einen Roman verpackt. Solide und durchaus lesenswert.

Bewertung: 4/ 5 Sternen

Dienstag, 20. Dezember 2022

Rezension Cho Nam-Joo

"Miss Kim weiß Bescheid: Storys" von Cho Nam-Joo


Herausgeber ‏ : ‎ Kiepenheuer&Witsch; 1. Edition (6. Oktober 2022)
Sprache ‏ : ‎ Deutsch
Gebundene Ausgabe ‏ : ‎ 304 Seiten
ISBN-10 ‏ : ‎ 3462003496
ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3462003499
Originaltitel ‏ : ‎ Miss Kim Knows And Other Stories

Inhaltsangabe:

"Miss Kim weiß Bescheid" versammelt die Leben von acht koreanischen Frauen im Alter von 10 und 80 Jahren. Jede einzelne dieser stellvertretenden Frauenbiografien wird vor einem aktuellen gesellschaftlichen Thema in Korea verhandelt: das heimliche Filmen von Frauen in der Öffentlichkeit, Hatespeech und Cybermobbing auf Social-Media-Plattformen, häusliche Gewalt, Gaslighting, weibliche Identität im Alter und die Ungleichbehandlung am Arbeitsplatz. Auch sich selbst, die plötzlich weltbekannte Autorin, nimmt sie ins Visier. Ihr Erfolg ermöglicht ihr einerseits, ihr Leben als Schriftstellerin komfortabel zu führen, andererseits lässt sie der Hass, der ihr vor allem im Netz begegnet, nicht kalt. 

Autoreninfo:

Cho Nam-Joo war neun Jahre lang als Drehbuchautorin fürs Fernsehen tätig. Ihr Roman "Kim Jiyoung, geboren 1982" hat sich weltweit über zwei Millionen Mal verkauft und war auch in Deutschland ein großer Bestseller. Cho Nam-Joo lebt in Korea.

Meine Meinung:

Titel: Vom Leid der Frauen...

Der Roman "Kim Jiyoung, geboren 1982" war 2021 ein absolutes Lesehighlight von mir und so freute ich mich besonders auf diese Storys und ich wurde wieder einmal beschenkt mit literarischem Genuss.

Im vorliegenden Buch lassen uns mittels Kurzgeschichten acht Frauen, die einen jung, die anderen alt an ihrem Leben teilhaben. Und es zeigt sich sehr deutlich, dass Korea sehr patriarchalisch geprägt ist und die Unterschiede zwischen Korea und Europa gar nicht so groß sind wie man glauben mag.

Das was mich bei der Lektüre am meisten bedrückt hat war, dass auf die Bedürfnisse von Frauen so gar keine Rücksicht genommen wird, denn sie sind lediglich das Rückgrat des Mannes und halten die Familien am Laufen. Für jeden sollen sie die Stütze sein, nur unterstützt niemand sie, außer es ist eine andere Frau. Dagegen wirkt sexuelle Belästigung als eher kleines Problem. Man nimmt es fast schon als alltäglich hin. Leider.

Besonders berührt hat mich die Geschichte rund um die toxische Beziehung aus der sich die junge Frau befreien kann. Mir ist es damals nicht so gelungen wie ihr und ich habe erst danach erkannt wie ungesund diese Beziehung war, daher finde ich solche Geschichten besonders wichtig, da man durch solche Lektüre vielleicht die Augen geöffnet bekommt.

Die Autorin schreibt ansonsten sehr eingängig und für mich ist ihr Stil etwas sehr besonderes.

Der ein oder andere könnte vielleicht behaupten, dass es sich bei dem Geschilderten um etwas Männerfeindliches handelt. Dem kann ich absolut nicht zustimmen. Es ist vielmehr eine schonungslose Offenlegung der Gesellschaft. Dem Leser wird der Spiegel vorgehalten.

Die Geschichten eignen sich nicht zum schnell Weglesen, da die dargestellten Schicksale schon enorm berühren. Daher hat man trotz recht geringer Seitenzahl länger etwas von dem Büchlein, zumal die Geschichten lange nachklingen und zum Nachdenken anregen.

Fazit: Wieder einmal enorm gelungen, gern lese ich mehr von der Autorin. Absolut empfehlenswert. 

Bewertung: 5/ 5 Sternen

Sonntag, 18. Dezember 2022

Rezension Anne Stern

"Fräulein Gold: Die rote Insel" von Anne Stern


Herausgeber ‏ : ‎ Rowohlt Taschenbuch; 3. Edition (15. November 2022)
Sprache ‏ : ‎ Deutsch
Broschiert ‏ : ‎ 432 Seiten
ISBN-10 ‏ : ‎ 3499009161
ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3499009167

Inhaltsangabe:

Berlin, 1926. Hulda Gold musste ihre Stelle als Hebamme in der Frauenklinik aufgegeben und lebt nun in einem Arbeiterviertel fern von ihrem alten Kiez. Hier auf der sogenannten Roten Insel kann sie in der Praxis von Grete Fischer mitarbeiten. Gemeinsam kümmern sich die beiden Frauen um Menschen, die täglich gegen Armut und Not kämpfen - während in ganz Berlin die politischen Spannungen zunehmen. Immer wieder kommt es zu Konflikten zwischen Kommunisten, Anhängern der nationalsozialistischen Bewegung und den Ringvereinen. Auch das Viertel auf der Roten Insel ist von den Unruhen geprägt. Grete, die einer kommunistischen Gruppe anhängt, scheint es mit dem Gesetz nicht so genau zu nehmen. Als sich die brodelnde Stimmung in handfeste Gewalt entlädt, gerät Hulda zwischen alle Fronten. Und sie muss sich der größten Bewährungsprobe ihres Lebens stellen.

Autoreninfo:

Anne Stern wurde in Berlin geboren, wo sie auch heute mit ihrer Familie lebt. Sie ist promovierte Germanistin und arbeitete als Lehrerin und in der Lehrerbildung. Mit der historischen "Fräulein Gold"–Reihe um eine Berliner Hebamme in den 1920er Jahren landete sie einen großen Spiegel-Bestseller-Erfolg. Mit dem Roman "Meine Freundin Lotte" widmet sie sich der spannenden Geschichte der Malerin Lotte Laserstein und ihres Lieblingsmodells Traute Rose, die eine langjährige Freundschaft verband.

Meine Meinung:

Titel: Wenn du auf der anderen Seite bist...

Bei dem vorliegenden Band handelt es sich bereits um den 5. Teil der Reihe. Waren die Vorgänger ungemein spannend, ist dieser Part mehr von Emotionen geprägt.

In der Geschichte geht es wieder einmal um Hulda Gold, allerdings ist sie schwanger und ledig, da ihr Verlobter durch eine Rettungsaktion ums Leben kam. Wie nun damit umgehen?

Auch wenn es hier wieder einen kleinen Krimiteil gibt, besticht der Roman vor allem durch die Gedanken, Gefühle und Empfindungen einer Schwangeren, denn Anne Stern lässt den Leser durchaus detailliert an den Eigenheiten einer Schwangerschaft in den letzten Zügen teilhaben. Dies las sich durchaus emotional, hätte für meinen Geschmack aber gern etwas weniger und dafür mehr Krimihandlung haben dürfen.

Das Hin und Her zwischen Karl North und Hulda ist endlich wieder da und die Kellerszene hat mir immens gefallen.

Gut dargestellt sind die Armut und die politischen Umwälzungen in Deutschland und speziell in unserer Hauptstadt.

Mir macht es immer wieder Spaß lesend das Berlin von damals erkunden zu dürfen, welches einerseits sehr offen und modern war und dennoch irgendwie den gesellschaftlichen Erwartungen nicht entkommen konnte. Fühlt sich jedes Mal wie eine kleine Zeitreise an.

Fazit: Nicht der beste Band der Reihe, aber dennoch unterhaltsam und ich verfolge die Reihe auch gern weiter.

Bewertung: 4/ 5 Sternen

Montag, 21. November 2022

Rezension Claire Winter

"Kinder des Aufbruchs" von Claire Winter


Herausgeber ‏ : ‎ Diana Verlag; Originalausgabe Edition (2. November 2022)
Sprache ‏ : ‎ Deutsch
Gebundene Ausgabe ‏ : ‎ 560 Seiten
ISBN-10 ‏ : ‎ 3453292669
ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3453292666

Inhaltsangabe:

Sechs Jahre nach dem Mauerbau lernt die erfolgreiche Dolmetscherin Emma in West-Berlin die aus dem Ostteil der Stadt geflohene Sängerin Irma Assmann kennen. Als sie ihrer Zwillingsschwester Alice davon erzählt, reagiert diese beunruhigt. Alice schreibt als Journalistin über die Studentenbewegung und steht in Kontakt mit verschiedenen Fluchthilfe-Organisationen. Ist Irma mit ihren ehemaligen Beziehungen zum KGB als Informantin im Westen? Oder sind die Schwestern und deren Männer Julius und Max durch ihre Verbindungen zur DDR zu Zielscheiben geworden? Kurz darauf wird die Sängerin ermordet, und die vier geraten inmitten der Studentenunruhen zwischen die Fronten der Geheimdienste.

Autoreninfo:

Claire Winter studierte Literaturwissenschaften und arbeitete als Journalistin, bevor sie entschied, sich ganz dem Schreiben zu widmen. Sie liebt es, in fremde Welten einzutauchen, historische Fakten genau zu recherchieren, um sie mit ihren Geschichten zu verweben, und ihrer Fantasie dann freien Lauf zu lassen. Claire Winters Romane finden sich regelmäßig auf der SPIEGEL-Bestseller-Liste, zuletzt vertreten mit "Kinder ihrer Zeit", die spannende Geschichte um die Schwestern Alice und Emma im Berlin der 60er-Jahre wird nun fortgesetzt. Die Autorin lebt in Berlin.

Meine Meinung:

Titel: die Geschichte der Zwillinge geht weiter...

Nachdem ich den ersten Band "Kinder ihrer Zeit" mit großer Begeisterung gelesen hatte, freute ich mich, dass es mit Emma und Alice weiter geht und so begann ich gebannt zu lesen.

Die Geschichte spielt nun Mitte der 60er Jahre und die beiden Schwestern nennen West- Berlin ihre Heimat. Als eine alte Bekannte aus der DDR auftaucht und wenig später stirbt, sind die Schwestern voller Angst. Ist jemand hinter ihnen her?

Das Besondere an dem Buch war für mich, dass ich so viel geschichtliches Wissen auffrischen und auch teils dazu gewinnen konnte. Die Studentenaufstände, die Fluchten von Ost nach West und die politischen Umbrüche sind sehr realistisch geschildert und man bekommt während der Lektüre Lust mehr dazu zu recherchieren.

Auch tauchen wir wieder in das Privatleben von Alice und Emma ab. Alice versucht eine alte Schuld zu begleichen und bringt sich dabei wohl in Gefahr und Emma entdeckt Muttergefühle nach einem schweren Verlust. Mich hat das emotional jeweils sehr berührt.

Es handelt sich zwar um einen Roman mit historischem Setting und dennoch liest er sich spannend wie ein Krimi. Die steten Perspektivwechsel sorgen für Abwechslung und immer wieder gibt es eine unerwartete Wende, die mich als Leser staunen ließ. Und auch die ein oder andere falsche Fährte gibt es.

Fazit: Eine tolle Fortsetzung, die ich nur zu gern gelesen habe. Klasse!

Bewertung: 5/ 5 Sternen

Montag, 31. Oktober 2022

Rezension Corina Bomann

"Sternstunde: Die Schwestern vom Waldfriede" von Corina Bomann


Herausgeber ‏ : ‎ Penguin Verlag; Originalausgabe Edition (27. Dezember 2021)
Sprache ‏ : ‎ Deutsch
Broschiert ‏ : ‎ 608 Seiten
ISBN-10 ‏ : ‎ 3328602054
ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3328602057

Inhaltsangabe:

Berlin, 1919. Nach Kriegsende lastet der Verlust ihres Verlobten schwer auf der jungen Krankenschwester Hanna. Nur ihre Berufung an die neu gegründete Klinik Waldfriede in Zehlendorf kann sie von ihrem privaten Kummer ablenken, denn nichts will sie mehr, als Menschen in Not zu helfen. Bis das Waldfriede seine Tore für die ersten Patienten öffnen kann, vergehen allerdings Monate voller harter Arbeit, knapper Lebensmittel und Ungewissheit. Ermutigt durch das unerschütterliche Vertrauen des sympathischen Klinikleiters Dr. Conradi übersteht Hanna diese schwere Zeit – doch gerade als sich das Waldfriede wie ihr neues Zuhause anfühlt, stellt ihre Vergangenheit sie erneut auf harte Bewährungsproben. Und auch die Klinik scheint unter keinem guten Stern zu stehen: Immer wieder bringen finstere Intrigen und Schicksalsschläge die hoffnungsvolle Zukunft des Hauses in Gefahr …

Autoreninfo:

Corina Bomanns Romane sind mit einer Gesamtauflage von über zwei Millionen Exemplaren nicht aus den Bestsellerregalen wegzudenken. Mit ihren beliebten historischen Sagas steht sie regelmäßig auf den vorderen Plätzen der SPIEGEL-Bestsellerliste – so zuletzt mit "Sternstunde" und "Leuchtfeuer", den ersten beiden Bänden ihrer groß angelegten Waldfriede-Saga. Mit der vierbändigen Romanreihe um die Berliner Klinik erfüllt sie sich einen Herzenswunsch: Inspiriert durch die echte Chronik des Hauses, von deren Existenz sie während eines Aufenthalts dort erfuhr, möchte sie der Klinik und ihrer ereignisreichen Geschichte ein Denkmal setzen. Corina Bomann lebt in Berlin-Zehlendorf – in direkter Nachbarschaft zur Waldfriede-Klinik.

Meine Meinung:

Titel: Ein Krankenhaus im Wandel der Zeit...

Ich habe lange überlegt, ob ich zu diesem Titel eine Rezension schreiben soll oder nicht. Ich bin Bomann- Fan seit der ersten Stunde und habe nahezu alles von ihr gelesen und nun ist doch irgendwie die Luft bei mir raus.

Die beschriebene Zeit und das Setting im Krankenhaus sind genau das, wovon ich mir einen gelungenen Roman verspreche und dennoch wollte bei knapp 600 Seiten auf ganzer Länge der Funke einfach nicht überspringen. Ich hoffte immer noch auf den großen Umbruch, dass ich den Roman noch lieben würde, aber der kam einfach nicht.

Hanna ihr Schicksal mit dem Verlust des Verlobten und ihre Ängste konnte ich sehr wohl nachvollziehen und dennoch fand ich nicht so recht den Zugang zu ihr, was gewiss nichts mit ihrer Schwärmerei zu Doktor Conradi zu tun hat. Da war mir ihre Schwester, die mutig ihren Weg geht, doch irgendwie sympathischer. 

Der Fortschritt des Krankenhauses und auch die politischen und geschichtlichen Entwicklungen in der Zeit sind authentisch erzählt, waren mir persönlich aber fast schon etwas zu wenig.

Die Intrigen und Machenschaften rund um die Klinik lasen sich für mich leider eher Romanheftartig und etwas zu sehr an den Haaren herbeigezogen.

Spannend und mir völlig unbekannt waren zuvor die Adventisten und ihre Lehren. Hier habe ich während der Lektüre immer mal wieder recherchiert, um mehr darüber zu erfahren.

Ich weiß nicht, ob meine Enttäuschung daher rührt, dass die angedeutete Liebesgeschichte einfach nicht stattfindet oder ich einfach zu viel erwartet habe, weil die Autorin schon so viele gute Bücher geschrieben hat, die mich enorm gefesselt haben, nur dieses eben nicht.

Fazit: Für mich leider nicht ihr bestes Werk und ich werde die Reihe dann auch nicht weiter verfolgen. Neulingen der Autorin empfehle ich eher die Einzelromane wie "Die Schmetterlingsinsel", "Die Jasminschwestern" oder "Das Mohnblütenjahr".

Bewertung: 2/ 5 Sternen

Samstag, 29. Oktober 2022

Frankfurter Buchmesse 2022

Hallo ihr Lieben,

heute möchte ich euch an meinem Buchmessewochenende teilhaben lassen.

Die Reise ging los um 5:30 Uhr am Freitag, den 21.10.22, leider anders als geplant. Durch Zugausfälle musste ich in die komplett andere Richtung fahren und war dann über 1 Stunde länger unterwegs und so habe ich leider das tolle Bloggertreffen vom Diogenes Verlag verpasst.

In Frankfurt angekommen, habe ich dann erst im Hotel eingecheckt, meinen Rucksack abgelegt, mich frisch gemacht und dann ging es auch schon auf das Messegelände. Geplant war nicht viel, in erster Linie sich einen Überblick über die Messe zu verschaffen. Dort angekommen, war schnell klar, dass es kleiner und mit mehr Abstand ist, was mir persönlich gut gefallen hat. Trotzdem musste ich mich erstmal an die Menge an Menschen gewöhnen.




Gegen 14:30 Uhr passierte dann das, was ich mir für die Messe so sehr gewünscht hatte: Ich stolperte zufällig über meinen Lieblingsautor Benedict Wells, der gerade Fragen einer Jugendgruppe beantwortete. Hach immer wieder schön diesen sympathischen Menschen zu erleben mit seiner Bescheidenheit.



Danach hatte ich dann einen Termin bei der lieben Susanne Bühler vom Diogenes Verlag, die mir das Frühjahresprogramm vorgestellt hat. Da sind in jedem Fall wieder einige Schätze dabei, die mich brennend interessieren.

Gegen 17 Uhr habe ich dann das Messegelände verlassen, um etwas essen zu gehen und mich auf den nächsten Tag vorzubereiten.

Samstag

Am Samstag habe ich ausgiebig gefrühstückt, bevor es dann mit der U-Bahn Richtung Römer ging, denn der Tag startete mit einer Stadtführung durch Frankfurt und dem Treffen mit Julia Kröhn.


Julia Kröhn führte uns bei herrlich sonnigen, wenn auch leicht windigen Wetter durch die Stadt und so bekam ich Frankfurt mal von einer ganz anderen Seite zu sehen als immer "nur" Messe oder Flughafen.




Nach dem entspannten Spaziergang kehrten wir in einem Café ein und konnten uns Blogger untereinander und natürlich mit der Autorin austauschen. Zum Signieren der Bücher blieb natürlich auch Zeit.


Und auch für das leibliche Wohl war gesorgt. Ein wirklich gelungener Start in den Messesamstag.



Danach ging es dann wieder auf das Messegelände. Hier nahm ich an einer Veranstaltung zu Wladimir Klitschkos Kinderbuch "Wil, der Wolkenstürmer" teil und sah Ingrid Noll auf der ARD Bühne und Judith Holofernes bei Bärbel Schäfers Büchertalk.



Sonntag

Der Sonntag stand dann eher im Zeichen des Kinderbuchs. So freute ich mich sehr auf die Lesung von Stefanie Hasse, auch wenn ihr aktuelles Buch nicht ganz meinem Beuteschema entspricht, aber ihre Jugendbücher lese ich sehr gern und sie ist immer so unglaublich sympathisch.


Sehr angetan war ich auch von der Veranstaltung mit Katja Brandis, die ich früher unglaublich gern gelesen habe. Sie weiß wie man Kinder unterhält und motiviert auch mal zu lesen als nur digitale Medien zu nutzen.


Ein weiteres Highlight war der Talk mit Alexa Hennig von Lange zu ihrem neuen Buch "Die karierten Mädchen", dem ersten Band einer Trilogie.

Zu guter Letzt stöberte ich durch die Regale der einzelnen Verlage und fand auch so einiges, was mich gereizt hätte. Da ich aber mindestens 6 Stunden mit der Bahn fahren würde, war ich stark und habe vor Ort nichts gekauft. Man kann ja auch beim örtlichen Buchhandel kaufen und muss dann nicht so lange so viel schleppen.

Am Montag stand dann ab 9 Uhr die Rückreise an. Der erste Zug fuhr noch pünktlich, alles danach dann wieder gar nicht oder recht chaotisch, so dass ich gut 2 Stunden später als geplant wieder daheim war und nach dem Fußmarsch vom Bahnhof nach Hause war dann nur noch ausruhen angesagt.

Fazit zur Messe

Es war wieder ein Erlebnis. Leider sind es immer so viele tolle Veranstaltungen, dass man gar nicht alles schaffen kann. Eine große Hilfe zur Messeplanung war in jedem Fall die App zur Messe. Als Buchliebhaber hoffe ich nun auf die Leipziger Buchmesse.

Liebe Grüße

eure Janine alias nicigirl85


Montag, 26. September 2022

Rezension Alex Schulman

"Verbrenn all meine Briefe" von Alex Schulman


Herausgeber ‏ : ‎ dtv Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG; 1. Edition (21. September 2022)
Sprache ‏ : ‎ Deutsch
Gebundene Ausgabe ‏ : ‎ 304 Seiten
ISBN-10 ‏ : ‎ 3423290374
ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3423290371
Originaltitel ‏ : ‎ Bränn alla mina brev

Inhaltsangabe:

Sommer 1932: Die 24-jährige Karin verliebt sich in den jungen Schriftsteller Olof. Aber es gibt ein Problem: Karin ist mit Sven verheiratet, einem stürmischen, hochrangigen Schriftsteller mit einer grausamen Ader. Wird sie es wagen, ihren Mann verlassen und ein anderes Leben mit ihrer neu entdeckten Liebe beginnen? 68 Jahre später fragt sich Karins Enkel Alex, Autor und dreifacher Vater, warum er eine so tiefe Wut in sich trägt; eine Wut, die seinen Kindern Angst macht und eine Kluft zwischen ihm und seiner Frau schafft. Auf der Suche nach Antworten stößt er auf die Geschichte zweier unglücklich Liebender, die zeigt, wie Leidenschaft, Eifersucht und Wut über Jahrzehnte und Generationen hinweg Wogen schlagen können.

Autoreninfo:

Alex Schulman, geboren 1976, ist einer der populärsten schwedischen Schriftsteller der Gegenwart. Sein Roman "Die Überlebenden" erschien 2021 bei dtv und wurde in 30 weitere Sprachen übersetzt. Mit "Verbrenn all meine Briefe" gelang Schulman in Schweden 2018 der Durchbruch als literarischer Autor, der Roman wurde zu seinem bisher erfolgreichsten Bestseller.

Meine Meinung:

Titel: Liebe und Hass sind nah bei einander...

Schulman konnte mich bereits im letzten Jahr enorm begeistern mit "Die Überlebenden" und so war ich gespannt auf die Geschichte seiner Großeltern.

Im Buch geht es um Karin und Sven Stolpe, bei denen es jung verheiratet bereits 1932 kriselt. Als dann plötzlich Olof in Karins Leben tritt, gerät dieses aus den Fugen. Darf sie den berühmten Schriftsteller verlassen und ihr wahres Glück finden?

Bei diesem Roman hat mir vor allem der Mix aus Handlung, die in den Zeiten springt und den Briefen der Liebenden enorm gut gefallen. So kam jede Menge Abwechslung auf und ich fühlte mich konstant gefesselt und unterhalten.

Mit Karin als Figur habe ich so enorm mitfühlen können, war ich selbst vor einigen Jahren in einer vergifteten Partnerschaft und ein Lösen daraus nur durch viel Glück möglich. Ihre Angst und ihren gleichzeitigen Gehorsam habe ich beim Lesen wieder gespürt und an Vergangenes gedacht, so dass sich die Handlung für mich nicht immer einfach las, da sie alte, verschüttete Erinnerungen wieder hervor holte.

Sven ist ein Narzisst wie er im Buche steht. Es ist erstaunlich wie er seine Umgebung im Griff hat und gleichzeitig alles um sich herum vergiftet. Bevor er nicht das bekommt was ihm zusteht, bekommt eben dann lieber niemand etwas. Wenn er unglücklich ist, dann sollen es andere auch sein.

Schulman beschreibt auf nüchterne Weise. Sein Schreibstil kommt ohne sprachliche Bilder oder ausgedehnte Schilderungen aus. Und trotz der vermeintlichen Einfachheit liest sich der Roman enorm intensiv.

Liebe lässt sich oft schwer greifen und erfüllt sich nicht immer. Dies vermittelt das Buch sehr anschaulich ohne dabei zu depressiv zu sein.

Fazit: Emotionale Lektüre, die ich so schnell nicht vergessen werde. Von mir gibt es daher eine klare Leseempfehlung. Klasse!

Bewertung: 5/ 5 Sternen

Sonntag, 25. September 2022

Rezension Ferdinand von Schirach

"Nachmittage" von Ferdinand von Schirach


Herausgeber ‏ : ‎ Luchterhand Literaturverlag; Originalausgabe Edition (24. August 2022)
Sprache ‏ : ‎ Deutsch
Gebundene Ausgabe ‏ : ‎ 176 Seiten
ISBN-10 ‏ : ‎ 3630877230
ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3630877235

Inhaltsangabe:

Ferdinand von Schirach erzählt von milden Frühsommermorgen, verregneten Nachmittagen und schwarzen Nächten. Seine Geschichten spielen in Berlin, Pamplona, Oslo, Tokio, Zürich, New York, Marrakesch, Taipeh und Wien. Es sind kurze Geschichten über die Dinge, die unser Leben verändern, über Zufälle, falsche Entscheidungen und die Flüchtigkeit des Glücks. Schirach erzählt von der Einsamkeit der Menschen, von der Kunst, der Literatur, dem Film und immer auch von der Liebe.

Autoreninfo:

Der Spiegel nannte Ferdinand von Schirach einen "großartigen Erzähler", die New York Times einen "außergewöhnlichen Stilisten", der Independent verglich ihn mit Kafka und Kleist, der Daily Telegraph schrieb, er sei "eine der markantesten Stimmen der europäischen Literatur". Die Erzählungsbände "Verbrechen", "Schuld" und "Strafe" sowie die Romane "Der Fall Collini" und "Tabu" wurden zu millionenfach verkauften internationalen Bestsellern. Sie erschienen in mehr als vierzig Ländern. Sein Theaterstück "Terror" zählt zu den weltweit erfolgreichsten Dramen unserer Zeit. Ferdinand von Schirach wurde vielfach mit Literaturpreisen ausgezeichnet. Er lebt in Berlin. Zuletzt erschienen von ihm sein persönlichstes Buch "Kaffee und Zigaretten", das Theaterstück "Gott" sowie der Band "Trotzdem" (mit Alexander Kluge).

Meine Meinung:

Titel: Stories für Zwischendurch...

Ich habe bereits diverse Erzählbände von Ferdinand von Schirach gelesen und freute mich nun sehr auf dieses Werk.

Die dargestellten Geschichten stammen aus Begegnungen, die der Autor gemacht hat, sowie aus Beobachtungen und Notizen und so geht es vorrangig um Menschen, ihre Verhaltens- und Lebensweisen.

Auch wenn mich "Kaffee und Zigaretten" mehr abgeholt hat, so habe ich auch diesen Erzählband gern gelesen, weil die nüchterne Erzählweise des Autors auch ohne viel Schnickschnack mich gerührt und zum Nachdenken anregt hat. Und der große Clou ist immer das unerwartete Ende, was einen öfter mal überrascht und für "Ahs" und "Ohs" beim Lesen sorgt.

Mir haben am besten die Geschichten rund um menschliche Verfehlungen gefallen, einfach weil das Leben nun mal nicht eitel Sonnenschein ist und mancher gemachte Fehler eher bereichernd und nicht belastend ist.

Das ideale Buch für einen Nachmittag im Garten mit einem Glas Rotwein und wer mag einer Zigarette.

Spannend fand ich, dass man mittels dieses kleinen Werkes lesend die halbe Welt bereist.

Nicht so gut fand ich die sehr kurzen Stories, da ich aufgrund der Kürze (maximal eine Seite) manchmal keinen Zugang zur Handlung gefunden habe.

Fazit: Ein typischer Schirach, der besonders für Fans des Autors geeignet ist. Allen Schirach- Neulingen würde ich aber eher erstmal zu "Verbrechen", "Schuld" und "Strafe" raten, bevor sie sich an dieses Werk wagen.

Bewertung: 4/ 5 Sternen

Montag, 29. August 2022

Rezension Mariko Turk

"So federleicht wie meine Träume" von Mariko Turk


Herausgeber ‏ : ‎ cbj; Deutsche Erstausgabe Edition (24. August 2022)
Sprache ‏ : ‎ Deutsch
Gebundene Ausgabe ‏ : ‎ 400 Seiten
ISBN-10 ‏ : ‎ 3570166147
ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3570166147
Lesealter ‏ : ‎ Ab 14 Jahren
Originaltitel ‏ : ‎ The other side of perfect

Inhaltsangabe:

Alina ist verzweifelt: Vor einem Jahr hat sie sich noch auf einen Workshop der American Ballet School vorbereitet, dann hat ein Unfall ihrer Ballett-Karriere ein Ende gesetzt. Um ihrer Freundin Margot einen Gefallen zu tun, bewirbt sie sich auf die Teilnahme beim Schulmusical – und bekommt zu ihrer Überraschung eine wichtige Rolle. Ihr Gegenspieler auf der Bühne ist Jude, der sie langsam aus ihrem Zorn und ihrer Einsamkeit befreit. Doch Alinas Liebe zum Ballett lässt sie nicht los, auch wenn ihr langsam klar wird, dass sie wegen ihrer japanischen Wurzeln oft benachteiligt wurde. Kann sie sich auf ein neues Leben – und auf Jude – einlassen?

Autoreninfo:

Mariko Turk unterrichtet Kreatives Schreiben und Rhetorik an der University of Colorado Boulder. Sie promovierte im Fach Englisch an der University of Florida, mit dem Schwerpunkt Kinder- und Jugendliteratur. "So federleicht wie meine Träume" ist ihr Debütroman.

Meine Meinung:

Titel: Kann ein Unfall dein ganzes Leben zerstören?

Mich hat an dem Roman vor allem interessiert wie das Thema Rassismus verarbeitet wurde und neugierig begann ich zu lesen.

Alina ihre größte Leidenschaft ist Ballett. Dafür gibt sie alles und vergisst dabei Freunde zu finden. Als ein Unfall dafür sorgt, dass sie nicht mehr richtig tanzen kann, ist sie vollends verzweifelt. Wie soll ihr Leben weitergehen, wenn der Sinn ihres Lebens nicht mehr vorhanden ist?

Ich muss anmerken, dass ich es gut finde, dass mal aus der Sicht eines Mädchens mit asiatischen Wurzeln erzählt wird, denn sie ist zwar weiß, aber trotzdem rassistischen Kommentaren ausgesetzt. Das Thema Rassismus wird gefühlvoll beleuchtet und wie man damit umgehen kann auch. Ich mochte, dass man nicht übermäßig viele schlimme Beleidigungen zu lesen bekommt, sondern durch die wenigen Kommentare und Taten der anderen schon weiß wie mies sich das anfühlt.

Während ich die Nebenfiguren wie Jude, Margot, Ethan und Co geliebt habe, weil sie einfach alle so unglaublich lieb und fürsorglich und zugleich witzig sind, hat Alina es mir alles andere als leicht gemacht. In zwei Dritteln des Buches kommt sie so unsympathisch rüber, dass man sie einfach nur schütteln möchte. Man will einfach, dass sie ihr negatives Gedankenkarussell verlässt und endlich nach vorn sieht. Sie kommt wirklich sehr egoistisch rüber und das kann man dann nicht mehr mit der Pubertät abharken, denn die anderen sind nicht so gemein. Ihr Wandel selbst findet erst im letzten Drittel des Buches statt, was mir etwas zu spät kam. Sich von jetzt auf gleich zu ändern statt in kleinen Steps, erschien mir leider unglaubwürdig.

Am Ende kommt natürlich alles genauso wie man es sich wünscht. Leider sind aber die Lösungen auch hier zu einfach, habe ich doch das Gefühl, dass die Botschaft ist, dass man auch mit miesem Verhalten an sein Ziel kommt.

Ansonsten spielen Ballett, Musical und Tanz eine große Rolle. Das muss einem bewusst sein. Die Passagen rund um die Tanzbeschreibungen lasen sich zwar durchaus faszinierend, aber hier hätte ich nicht so viele gebraucht.

Fazit: Ideal für junge Menschen, die nach einem Schicksalsschlag neu anfangen müssen. Trotz einiger Kritikpunkte spreche ich eine Empfehlung aus, denn gut lesen ließ es sich allemal.

Bewertung: 3/ 5 Sternen

Sonntag, 28. August 2022

Rezension Martin Kordić

"Jahre mit Martha" von Martin Kordić


Herausgeber ‏ : ‎ S. FISCHER; 1. Edition (31. August 2022)
Sprache ‏ : ‎ Deutsch
Gebundene Ausgabe ‏ : ‎ 288 Seiten
ISBN-10 ‏ : ‎ 310397163X
ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3103971637

Inhaltsangabe:

Željko, der von allen "Jimmy" genannt wird, ist fünfzehn, als er sich in Martha verliebt. Sie ist Professorin in Heidelberg, er lebt mit seinen Eltern und Geschwistern zu fünft in einer Zweizimmerwohnung in Ludwigshafen. Martha hat, was Željko sich sehnlichst wünscht: Bücher, Bildung und Souveränität. Mit Martha besucht er zum ersten Mal ein Theater, sie spricht mit ihm, wie sonst niemand mit ihm spricht. Mit Marthas Liebe wächst Željkos Welt. Doch welche Welt ist es, die er da betritt und wen lässt er dafür zurück? Wo verlaufen die Grenzen zwischen Begehren und Ausbeutung? 

Autoreninfo:

Martin Kordić wurde 1983 in Celle geboren und wuchs in Mannheim auf. Er studierte in Hildesheim und Zagreb. Seit über zehn Jahren arbeitet er als Lektor in Buchverlagen, zunächst in Köln, heute in München. Für seinen Debütroman "Wie ich mir das Glück vorstelle" erhielt er den Adelbert-von-Chamisso-Förderpreis sowie die Alfred-Döblin-Medaille. "Jahre mit Martha" ist sein zweiter Roman.

Meine Meinung:

Titel: Jahre der Veränderung...

Der Klappentext hatte mich neugierig gemacht und so wollte ich mehr über Martha wissen.

In der Geschichte geht es um Zeljko, den alle nur Jimmy nennen. Er ist in den 90ern 15 Jahre alt und verguckt sich in Frau Gruber, die 25 Jahre älter ist. Was verbindet sie? Kann sie ihm helfen? Und will er diese Hilfe überhaupt?

Ich hatte kurz Angst, dass wir am Missbrauch eines Jungen teilhaben werden, aber der Autor macht das sehr geschickt, denn auch wenn die körperliche Anziehung enorm da ist, so hat sich Professorin Martha im Griff, was mich mehr als nur beruhigt hat.

Spannend las sich für mich wie sie einfach immer wieder für ihn da ist in Notsituationen und ihm einen Weg weist, dass er vielleicht die Chance hat es einmal besser zu haben im Leben als seine fleißigen Eltern, die von der harten Arbeit und den vielen Jobs körperlich am Ende sind.

Während mich der Beginn total fesseln konnte und ich auch die Sache an der Uni mit Alex Donelli spannend fand, so hat mich die Wende ab dem zweiten Drittel im Buch nicht mehr ganz so flüssig lesen lassen. Natürlich ist das Leben nie eitel Sonnenschein, aber der heftige Absturz hat mich doch sehr traurig gemacht und gemeine Vorurteile kamen in mir hoch. Ich weiß nicht ob das die Intension dahinter war.

Jimmy war für mich als Figur nur schwer greifbar. Ich las gern über seine enorme Entwicklung, aber da sein Leben so gar nicht meiner Lebensrealität in den 90ern entsprach, konnte ich mich nicht wirklich in ihn hineinversetzen, was ich enorm schade fand. Bei Martha gelang mir das schon deutlich eher, vor allem weil ich doch irgendwo nachvollziehen konnte was sie an ihm faszinierend findet und ihr Wunsch zu helfen und zu unterstützen. Das harte Leben der Eltern hat mich berührt und ganz besonders die Beerdigung des Großvaters im Heimatland.

Der Schluss hat mich dann wieder zufriedener gestimmt, da der Abschied das Ganze rund gemacht hat.

Fazit: Eine durchaus berührende Geschichte, die mich gut unterhalten hat. Gern spreche ich eine Empfehlung aus.

Bewertung: 4/ 5 Sternen

Donnerstag, 25. August 2022

Rezension Stefanie vor Schulte

"Schlangen im Garten" von Stefanie vor Schulte


Herausgeber ‏ : ‎ Diogenes; 1. Edition (24. August 2022)
Sprache ‏ : ‎ Deutsch
Gebundene Ausgabe ‏ : ‎ 256 Seiten
ISBN-10 ‏ : ‎ 3257072171
ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3257072174
Originaltitel ‏ : ‎ Schlangen im Garten

Inhaltsangabe:

Familie Mohn hat die Mutter verloren. Jetzt steht sie im Verdacht, die Trauerarbeit zu verschleppen. Das Leben muss doch weitergehen, sagen die Nachbarn, meint das Traueramt. Doch Vater Adam, die wütende Linne, der nach Hause zurückgekehrte Student Steve und Micha, der Jüngste, wollen nicht weitergehen. Sie möchten Johanne bewahren – nicht nur in ihren eigenen Erinnerungen, sondern in unzähligen Geschichten, die deren Leben so vielleicht gar nie geschrieben hat.

Autoreninfo:

Stefanie vor Schulte, 1974 in Hannover geboren, ist studierte Bühnen- und Kostümbildnerin. Sie lebt mit ihrem Mann und vier Kindern in Marburg. Ihr erster Roman "Junge mit schwarzem Hahn" wurde 2021 mit dem Mara-Cassens-Preis für das beste deutschsprachige Debüt ausgezeichnet.

Meine Meinung:

Titel: Wenn die Trauer deine Seele frisst...

Dieses Buch habe ich sehr herbeigesehnt, da ich das Debüt der Autorin "Junge mit schwarzem Hahn" geliebt habe. Und auch dieser Titel ist eine Wucht.

Adam, Micha, Linne und Steve verstehen die Welt nicht mehr. Ihre Mutter ist tot. Einfach weg. Einfach nicht mehr da. In ihrem Leben klafft nun eine Lücke. Wie geht man damit um? Kann man ohne Mutter leben? Hat das Leben noch einen Sinn?

Ich habe schon sehr lange keinen Roman mehr gelesen, der mich emotional so abgeholt hat wie dieser hier. Wenn ich auch oft Tränen in den Augen hatte, so gab es auch ein paar heitere Szenen, dass ich beim Lesen nicht ganz im Strudel der Trauer abglitt.

Stefanie vor Schulte gelingt es enorm gut anhand der Familie Mohn aufzuzeigen wie sehr Verlust und Trauer um einen geliebten Menschen jemanden aus der Bahn werfen und ein Leben komplett verändern können.

Besonders gelungen fand ich, dass wie bei ihrem Erstling die Welt teils märchenhaft daherkommt, denn wenn die Emotionen zu viel werden, verlässt man gern auch mal die echte Welt, die zu schmerzhaft ist.

Es wird sehr gut beleuchtet wie unterschiedlich jede Figur mit dem Verlust umgeht und Menschen, die bereits einen Verlust erlebt haben, erkennen sich hier wieder.

Was mich am meisten fasziniert hat waren die Nachbarn und Bekannten, die sich aufzwingen, Ratschläge geben und endlich wollen, dass die Trauer ein Ende hat. Aber wer entscheidet wie lange das anhalten darf?

Schockiert und fasziniert zugleich haben mich die Notizbücher und wie mit diesen Erinnerungen umgegangen wird. Erst ist da Ekel bei mir gewesen, aber mit der Zeit versteht man diesen Akt sehr gut.

Fazit: Definitiv ein Lesehighlight im Jahr 2022. Das dürft ihr euch nicht entgehen lassen. Klare Leseempfehlung!

Bewertung: 5/ 5 Sternen

Sonntag, 21. August 2022

Rezension Marta Orriols

"Sanfte Entführung ins Chaos" von Marta Orriols

Herausgeber ‏ : ‎ dtv Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG; 1. Edition (17. August 2022)
Sprache ‏ : ‎ Deutsch
Gebundene Ausgabe ‏ : ‎ 240 Seiten
ISBN-10 ‏ : ‎ 3423290005
ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3423290005
Originaltitel ‏ : ‎ Dolça introducció al caos

Inhaltsangabe:

Marta und Daniel. Ein junges Paar von heute. Beide sind Anfang 30, sie arbeitet als freie Fotojournalistin, er als Drehbuchautor für TV-Serien. Seit zwei Jahren lieben sie sich, ein Jahr leben sie zusammen und vor Kurzem haben sie einen Hund aus dem Tierheim geholt. Über Kinder haben sie noch nie gesprochen, auch nicht über ihre Vorstellungen von der gemeinsamen Zukunft. Daniel hat seinen Vater früh verloren und sich geschworen, ein Kind nie im Stich zu lassen. Marta hat von klein auf von einer selbst bestimmten Zukunft geträumt und jetzt die Chance, in einer Berliner Galerie ihren beruflichen Traum zu erfüllen. Über sechs Tage begleitet man Daniel und Marta in ihrem Gedanken- und Gefühlschaos – bis zum vereinbarten Termin für den Schwangerschaftsabbruch.

Autoreninfo:

Marta Orriols, geboren 1975 in Sabadell, arbeitet als freie Kulturjournalistin für diverse Tageszeitungen, Zeitschriften und Kulturportale und lebt mit ihren beiden Söhnen in Barcelona. Nach einem hochgerühmten Erzählungsband und ihrem 2018 als bester Roman des Jahres ausgezeichneten, in fünfzehn Sprachen übersetzten Romandebüt "Der Moment zwischen den Zeiten" ist "Sanfte Einführung ins Chaos" ihr zweiter Roman.

Meine Meinung:

Titel: Das Schicksal fordert sie heraus...

Mich hat enorm interessiert wie die Autorin das Thema Schwangerschaftsabbruch umsetzt und begann neugierig zu lesen.

In der Geschichte geht es um Marta und Daniel, die seit zwei Jahren glücklich zusammen sind. Doch dann stellt Marta fest, dass sie schwanger ist. Sie will das Kind nicht. Darf Dani als Erzeuger mitreden oder hat er gar kein Mitspracherecht? Klärt das die Frau für sich alleine?

Das Besondere an dem Roman ist, dass wirklich beide Seiten beleuchtet werden. Dabei erleben wir wie sowohl Marta die Schwangerschaft empfindet und wie ihre Überlegungen sind, genauso wie bei ihrem Partner Dani. Auch Einblicke in ihre Kindheit bekommen wir.

Mich haben vor allem die Gedanken und Gefühle von Dani berührt. Irgendwie hat man als Frau immer im Kopf, dass der Erzeuger die Frau zum Abbruch drängt, dass es aber auch mal komplett anders sein kann, hat mich bewegt.

Natürlich ist dies kein leichter, beschwingter Roman, sondern eine sehr emotionale Geschichte, die mit Ruhe und viel Gefühl vorgetragen wird. Alles kommt auf leisen Sohlen daher. Das muss man aushalten können. Wer in keiner guten emotionalen Verfassung ist, einen starken Kinderwunsch hat oder ähnliches, der sollte wissen, dass man hier enorm getriggert wird. Wenn einem das zu viel ist, dann vielleicht besser zur Seite legen.

Die Autorin ging sehr gefühlvoll mit dem Thema um und ich muss gestehen, dass mir der Roman die Augen geöffnet hat, war ich doch bisher der Ansicht, dass das alleine die Sache der Frau ist wie die Entscheidung ausfällt. Klar ist aber, dass es so viel mehr ist als "nur" zum Arzt zu gehen.

Fazit: Keine leichte Kost, wo es sich aber lohnt das auszuhalten. Ich hab das Buch gern gelesen und empfehle es weiter.

Bewertung: 4/ 5 Sternen

Donnerstag, 18. August 2022

Rezension Amor Towles

"Lincoln Highway" von Amor Towles


Herausgeber ‏ : ‎ Carl Hanser Verlag GmbH & Co. KG; 1. Edition (25. Juli 2022)
Sprache ‏ : ‎ Deutsch
Gebundene Ausgabe ‏ : ‎ 576 Seiten
ISBN-10 ‏ : ‎ 3446274006
ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3446274006
Originaltitel ‏ : ‎ The Lincoln Highway

Inhaltsangabe:

Im Juni 1954 wird der achtzehnjährige Emmett aus dem Gefängnis entlassen. Zuhause in Nebraska wartet sein kleiner Bruder Billy auf ihn. Nach dem Tod des Vaters möchten sie einen Neuanfang in Kalifornien wagen, wo sie ihre verschwundene Mutter vermuten. Alles ist bereit für die Fahrt mit dem 48 Studebaker, doch plötzlich tauchen zwei Freunde aus dem Gefängnis auf. Sie haben allerdings ein anderes Ziel, New York City. So beginnt eine Reise mit den witzigsten und unglaublichsten Begegnungen – Clowns, Landstreicher, arbeitslose Schauspieler, Bettler und besonders gefährliche Pastoren.

Autoreninfo:

Amor Towles, geboren 1964 in Boston, Massachusetts, hat in Yale und Stanford studiert. Sein Debüt "Eine Frage der Höflichkeit" erschien 2011. Sein zweiter Roman "Ein Gentleman in Moskau" (2016) stand zwei Jahre auf der Bestsellerliste der New York Times, war 2016 Finalist des Kirkus Prize in Fiction & Literature und wurde 2018 für den International Dublin Literary Award nominiert. Seine Werke wurden bislang in über dreißig Sprachen übersetzt. Towles lebt in Manhattan. Bei Hanser erschien zuletzt sein dritter Roman "Lincoln Highway" (2022).

Meine Meinung:

Titel: Wenn alles anders kommt als gedacht...

Ehrlich gesagt kann ich kaum in Worte fassen wie sehr ich dieses Buch genossen habe, weil es einfach komplett anders war als das was ich erwartet hatte.

In der Geschichte geht es um die Brüder Emmett und Billy, die nach dem Tod ihres Vaters einen Neuanfang wagen wollen. Es soll nach Kalifornien gehen, doch als unverhoffter Besuch kommt und das Auto plötzlich fehlt, müssen die Geschwister umplanen. Wohin wird sie das Schicksal führen?

Von der dargestellten Zeit 1954 bekommt man recht wenig mit, da der Fokus auf den zahlreichen agierenden Figuren liegt. Spürbar ist die Zeit eher durch die Art der Autos, die Wege der Kommunikation und Schilderungen von Umgebung und Ereignissen. 

Die aufgezeigten Figuren sind so zahlreich, dass wohl jeder Leser jemanden finden wird, in dem er sich widererkennt. Meine beiden Lieblinge waren eindeutig der 8 jährige Billy und Ulysses. Billy mag ich so sehr, weil er den Menschen in seiner Umgebung durch seine Art und sein cleveres Verhalten wieder neuen Lebensmut gibt und dass die Erwachsenen nicht alles so verbissen sehen, sondern sich an alte Tage erinnern. Er ist einfach ein gewitztes Kerlchen, den ich gern zum Freund hätte. 

Bei Ulysses mag ich den Vergleich zwischen dem Protagonisten im Buch und der Figur aus Homers Irrfahrten des Odysseus, da die Geschichte neue Hoffnung gibt. Zudem ist Ulysses ein Sinnbild dafür, dass nicht alles so ist wie es auf den ersten Blick erscheint.

Die Irrungen und Wirrungen im Roman sind einfach nur herrlich, denn glaubt man endlich zu wissen welche Richtung die Handlung einschlägt, kommt es wieder einmal ganz anders.

Die Geschehnisse erleben wir aus den unterschiedlichsten Perspektiven und wir begleiten zahlreiche Figuren, deren Kapitel jeweils mit ihrem Namen überschrieben sind.

Ich kann dieses Buch nur als Lesehighlight ansehen, da es Figuren hat, deren Schicksal einen als Leser enorm ergreift. Zudem kann man trotz der vielen Wendungen immer folgen und alles Erzählte ist enorm schlüssig und nachvollziehbar. Zudem bietet der Roman Einblicke in unterschiedliche Charaktere, die je nach ihrem Handeln ihr Leben und das von anderen beeinflussen.

Fazit: Ein kraftvoller Roman mit tollen Figuren, den ich so schnell nicht vergessen werde. Klare Leseempfehlung, ein Must- Read!

Bewertung: 5/ 5 Sternen

Mittwoch, 10. August 2022

Rezension Tomi Obaro

"Freundin bleibst du immer" von Tomi Obaro


Herausgeber ‏ : ‎ hanserblau; 1. Edition (25. Juli 2022)
Sprache ‏ : ‎ Deutsch
Gebundene Ausgabe ‏ : ‎ 320 Seiten
ISBN-10 ‏ : ‎ 3446273905
ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3446273900
Originaltitel ‏ : ‎ DELE WEDS DESTINY

Inhaltsangabe:

Als Funmis Tochter in Lagos heiratet, kommen die drei unzertrennlichen Freundinnen Funmi, Enitan und Zainab wieder zusammen. Nach der Universität führten ihre Wege in unterschiedliche Richtungen: Enitan, die sich immer Sicherheit wünschte, ist nun getrennt und alleinerziehend, die künstlerisch begabte Zainab pflegt ihren Mann, der nach einem Schlaganfall gelähmt ist. Funmi lebt als Frau eines zwielichtigen Geschäftsmannes ein Luxusleben im goldenen Käfig. Gemeinsam denken Zainab, Funmi und Enitan darüber nach, was sie geliebt und verloren haben. Aber auch die Gegenwart birgt Überraschungen, denn ihre Töchter sind genauso rebellisch und offenherzig, wie sie es einst waren.

Autoreninfo:

Tomi Obaro arbeitet als Kulturredakteurin bei BuzzFeed News. Essays und Artikel von ihr sind bei BuzzFeed News, The Morning News, und The Toast erschienen. Freundin bleibst du immer ist ihr Debütroman. Sie lebt in Brooklyn.

Meine Meinung:

Titel: Freundschaft verbindet...

Das beeindruckende Cover hat mich aufmerksam gemacht und da ich weder romantechnisch noch im echten Leben in Nigeria war, wollte ich die Chance nutzen.

In der Geschichte geht es um die drei Frauen Enitan, Zainab und Funmi, die sich einst beim Studium kennenlernten und beste Freundinnen wurden. Ihr Leben hat sie von einander entfernt und die Hochzeit eines ihrer Kinder wird sie wieder näher bringen? Oder ist es dafür zu spät?

Der Roman ist unterteilt in drei Abschnitte, im ersten und dritten wandeln wir in der Gegenwart. In der Mitte begleiten wir die Frauen in der Vergangenheit bei ihrem Kennenlernen.

Der Roman zeigt enorm bildhaft wie die Gesellschaft in Nigeria denkt, welche Normen es gibt und wie man sich zu verhalten hat. Das war schon sehr faszinierend, weil es doch sehr anders ist im Vergleich zu Europa.

Von den drei Frauen war mir Enitan, die Schüchterne, am sympathischsten. Sie ist die Kümmerfee in dem Freundschaftskleeblatt. Ich glaube gerade die Andersartigkeit der drei sorgt dafür, dass die Freundschaft so intensiv und belebt ist.

Die dargestellte Hochzeitsfeier war der Wahnsinn, da kam man kaum mit sich alles vorstellen zu können bei der Pracht.

Das Glossar am Ende ist enorm hilfreich, denn viele Begriffe kennt man schlichtweg nicht.

Die einzige Schwäche des Romans ist, dass beim Erzählen viel in der Zeit gesprungen wird, ohne dass es darauf einen kleinen Hinweis gibt, so dass ich manchmal nicht wusste was zuerst und was zuletzt passiert ist und ob ich auch alles verstanden habe. Selbst beim nochmaligen Lesen erschloss sich mir der Sinn nicht immer.

Der Schluss ist versöhnlich und hat mich positiv gestimmt. Man hat gemerkt, dass das Ereignis zusammengeschweißt hat.

Fazit: Echt mal was anderes. Ich hab es gern gelesen und empfehle es allen, die mal in eine ihnen fremde Kultur abtauchen möchten.

Bewertung: 4/ 5 Sternen

Dienstag, 9. August 2022

Rezension Kristina Gorcheva-Newberry

"Das Leben vor uns" von Kristina Gorcheva-Newberry


Herausgeber ‏ : ‎ C.H.Beck; 1. Edition (14. Juli 2022)
Sprache ‏ : ‎ Deutsch
Gebundene Ausgabe ‏ : ‎ 359 Seiten
ISBN-10 ‏ : ‎ 340679131X
ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3406791314
Originaltitel ‏ : ‎ Orchard The

Inhaltsangabe:

Anja und ihre beste Freundin Milka wachsen in den Achtzigerjahren am Stadtrand von Moskau auf. Während ihre Eltern gezeichnet sind von den Entbehrungen der Vergangenheit, blicken die beiden Mädchen einer Zeit der Umbrüche und Reformen entgegen. Frech und lebenshungrig versuchen sie, jeden Schnipsel westlicher Popkultur in die Finger zu kriegen. "We Are the Champions" ist für sie mehr als nur ein Lied, es ist eine Parole. Aber Anjas Jugend nimmt durch eine unerwartete Tragödie ein jähes Ende – und gleichzeitig der Staat, der ihr Zuhause bedeutet hat. Noch vor dem Fall des Eisernen Vorhangs beschließt sie, zum Studieren in die USA zu gehen und dort zu bleiben. Doch beim Versuch, sich im Sehnsuchtsland ihrer Jugend eine neue Heimat aufzubauen, merkt sie, dass sich die eigene Herkunft nicht einfach abschütteln lässt und ein Neuanfang nur möglich ist, wenn die Geister der Vergangenheit begraben sind.

Autoreninfo:

Kristina Gorcheva-Newberry wuchs in Moskau auf, studierte dort an der Staatlichen Linguistischen Universität und arbeitete anschließend als Lehrerin und Dolmetscherin, bevor sie in die Vereinigten Staaten emigrierte, wo sie außerdem Englisch und Kreatives Schreiben studierte. Ihre Kurzgeschichten wurden mehrfach ausgezeichnet, "Das Leben vor uns" ist ihr erster Roman.

Meine Meinung:

Titel: Das Drama der Jugend...

Das düstere Cover und dass es um eine Freundschaft in einer sehr speziellen Zeit geht, hat mich neugierig werden lassen. Und was soll ich sagen? Definitiv ein Jahreshighlight für mich.

In der Geschichte geht es um Anja und Milka, die als Teenager und beste Freundinnen so ihre ersten Erfahrungen machen mit den Jungs und wie das Leben so an sich funktioniert. Doch warum wird manch einer der Schule verwiesen? Warum soll man keine westliche Musik hören? Und warum ist gefühlt der Mond näher an ihnen dran als Paris?

Der Autorin gelingt es mit einer bildgewaltigen und enorm fesselnden Sprache den Leser in den Bann zu ziehen. Ich habe mir so viele tolle Sätze markiert, es ist einfach nur unglaublich schön und intensiv.

Das dargestellte Moskau der 80er mit allen politischen Wechseln, Einschränkungen und den kalten Wintern konnte man sich ohne große Mühe gut vorstellen.

Bei den Figuren hat jeder sein Päckchen zu tragen und jeder weiß für sich zu fesseln. Auch wenn ich die fordernde Art von Milka und Lopatins Machogehabe teils anstrengend fand, so machte es sie doch zu guten Gegenspielern von Anja und Trifonow, den ich mir viel eher als Freund gewünscht hätte als den wilden Draufgänger, eben weil er so sanft und ein Bücherwurm ist. Ich glaube gerade das hat die Freundschaft der vier und der Mädchen im Speziellen ausgemacht, dass sie so gegensätzlich sind.

Gelungen finde ich auch, dass Eltern und Großeltern zu Wort kommen und man ganz nebenbei die politischen Umwälzungen mitbekommt. Ich muss gestehen, dass ich zu dem meisten recherchieren musste, weil mir dies einfach nicht geläufig war, da ich zu der Zeit noch nicht auf der Welt war und dies in meinem Geschichtsunterricht nie erwähnt wurde. Die Kritik an der Politik und der Gesellschaft ist unterschwellig auf jeder Seite spürbar.

Fazit: Ein intensives, starkes Buch, was lange in mir nachklingen wird und mich emotional aus der Bahn geworfen hat. Ein absolutes Lesehighlight, was ihr euch auf keinen Fall entgehen lassen dürft. Klare Leseempfehlung!

Bewertung: 5/ 5 Sternen