Seitenaufrufe letzten Monat

Sonntag, 31. Juli 2022

Rezension Jo Schück

"Nackt im Hotel: Wie Freundschaft der Liebe den Rang abläuft" von Jo Schück


Herausgeber ‏ : ‎ dtv Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG; 1. Edition (13. März 2020)
Sprache ‏ : ‎ Deutsch
Broschiert ‏ : ‎ 256 Seiten
ISBN-10 ‏ : ‎ 342323010X
ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3423230100

Inhaltsangabe:

Jo Schück, bekannt als aspekte-Moderator und Kulturjournalist, wagt eine radikale These: In der heutigen Zeit, die von gesellschaftlichen Umbrüchen und Globalisierung geprägt ist, in der Sicherheiten gesellschaftlich abhanden kommen und klassische Familienstrukturen sich auflösen, gibt es nur eine beständige Bindung: Freundschaft. Sie gibt uns den Halt, den wir anderswo nicht mehr finden – weder in Liebesbeziehungen noch im familiären Umfeld.

Autoreninfo:

Jo Schück, Jahrgang 1980, hat Publizistik, Philosophie und BWL studiert. Seit 2014 moderiert er die Kultursendung aspekte im ZDF und fungiert als Autor und Presenter für gesellschaftspolitische Dokumentationen. Zudem präsentiert er das Debattenformat lass uns reden und die Musiksendung  zdf@bauhaus. Vor seiner Fernsehkarriere war er Radiomoderator bei fritz (rbb) und SBS Alchemy in Sydney. Schück war nominiert für Grimmepreis und deutschen Fernsehpreis und ist ausgezeichnet mit dem Ernst-Schneider-Preis und dem CNN Journalist Award. Nackt im Hotel ist sein erstes Buch.

Meine Meinung:

Titel: Entspanntestes Sachbuch ever ...

Bei dem vorliegenden Buch handelt es sich um ein Sachbuch und nicht wie man bei dem etwas reißerischen Titel vielleicht auch denken könnte um einen sexy Roman oder so.

Das Besondere an dem Buch ist für mich, dass Schück sachliche Themen, Wissenschaft und Wissen mit kleinen Geschichten verknüpft, so dass man quasi wie eine Art Fallbeispiel für das Beschriebene hat und sich mit der ganzen Thematik besser identifizieren kann.

Auch wenn nicht viel Neues dabei ist, so fasst das Sachbuch sehr genau zusammen was aktuell los ist in unserer Gesellschaft und ich denke mal, dass sich vor allem Millenials wie ich sich am meisten angesprochen fühlen.

Gerade die kleinen Geschichten bilden im Großen und Ganzen mein bisheriges Leben ab, denn genauso oder ähnlich habe ich auch Erfahrungen gesammelt wie Eva, Paul, Kathrin und Co.

Es wird zudem doch deutlich wie groß die Auswahl, wie vielfältig die Arten von Beziehungen sein können und dass es gerade deswegen so schwer ist sich für etwas zu entscheiden. Da kann man dann auch seinem Gegenüber nicht sauer sein, denn wenn man selbst nicht so genau weiß was man eigentlich möchte, sondern nur weiß was absolut gar nicht geht, wie soll dann der andere das so genau wissen?

Zudem nahm mir die Lektüre so ein bisschen die Scham davor, dass es eben nicht schlimm ist, wenn man als Single unterwegs ist und nach der einen großen gescheiterten Beziehung sich nicht mehr so richtig etwas neues einstellen will, was eben nicht nur an einem selbst liegt, sondern an den Erwartungen der Menschen heute und welchen Druck die Gesellschaft auf einen ausübt.

Fazit: Unterhaltsam, kurzweilig und erhellend. Ich habe es gern gelesen und spreche eine Empfehlung aus. Nicht nur etwas für Singles.

Bewertung: 4/ 5 Sternen

Freitag, 29. Juli 2022

Rezension Rebecca Serle

"In fünf Jahren" von Rebecca Serle


Herausgeber ‏ : ‎ btb Verlag; Deutsche Erstausgabe Edition (14. Juni 2022)
Sprache ‏ : ‎ Deutsch
Broschiert ‏ : ‎ 320 Seiten
ISBN-10 ‏ : ‎ 3442770149
ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3442770144
Originaltitel ‏ : ‎ In Five Years

Inhaltsangabe:

Wo sehen Sie sich in fünf Jahren? Als die ehrgeizige New Yorker Anwältin Dannie dies beim wichtigsten Bewerbungsgespräch ihrer jungen Karriere gefragt wird, ist ihre Antwort klar, hat sie doch einen minutiös ausgeklügelten Lebensplan. An diesem Abend macht ihr Freund ihr einen Heiratsantrag, und sie legt sich schlafen mit dem guten Gefühl, dass alles so läuft, wie sie es sich gewünscht hat. Doch als sie mitten in der Nacht aufwacht, befindet sie sich in einer fremden Wohnung, an ihrem Finger steckt ein anderer Ring, und neben ihr liegt ein ganz anderer Mann. Im Hintergrund laufen die Nachrichten, und sie sieht das Datum: Es ist derselbe Tag, der 15. Dezember, doch fünf Jahre in der Zukunft. Nach einer Stunde, die alles in Frage stellt, an das sie bisher geglaubt hat, wacht sie in ihrem eigenen Bett wieder auf. Und obwohl sie versucht, diesen Moment zu vergessen, kann sie es nicht. Bis sie viereinhalb Jahre später dem Mann aus ihrem Traum begegnet ...

Autoreninfo:

Rebecca Serle ist Autorin und Drehbuchschreiberin und lebt in New York und Los Angeles. "In fünf Jahren" wurde von Lesern und Presse begeistert aufgenommen, war Lieblingsbuch der amerikanischen Buchclubs und stand monatelang auf der New-York-Times-Bestsellerliste. Der Roman erscheint in 24 Ländern.

Meine Meinung:

Titel: Reicht Liebe allein?

Ich bin ja sonst eher nicht so der Liebesromanleser, aber hier klang die Story so gut, dass ich mal reinschnuppern musste.

In der Geschichte geht es um Anwältin Dannie, die glücklich mit Freund David ist und fleißig die Karriereleiter hinauf klettert. Doch dann hat sie einen Traum, der in fünf Jahren spielt und da liegt sie neben einem anderen Mann. Was hat das zu bedeuten? Und wie verrückt ist es, dass sie diesem Mann dann auch wirklich begegnet?

Der große Vorteil des Buches ist, dass es sich ruck zuck lesen lässt, weil der Schreibstil angenehm fluffig ist und man der Ich- Erzählerin gut folgen kann. Der große Nachteil hingegen ist, dass mir die Hauptfigur Dannie einfach nicht sympathisch war, da es nur um Arbeit, Macht, Geld, Erfolg und ähnliches ging, womit ich mich so gar nicht identifizieren kann bzw. was mir einfach nicht wichtig ist.

Für meinen Geschmack wurde zu viel beschrieben was die Menschen in der Umgebung für teure Kleidung tragen, wo überall für viel Geld Essen gegessen und Champagner getrunken wird. Mag sein, dass das für die Upper Class in New York normal ist, ich fand es schwierig.

Die Themen Freundschaft, Krankheit, Helfen, für einander da sein hat die Autorin enorm gut umgesetzt. Nie habe ich erwartet, dass so etwas im Buch passieren würde und ich gestehe, dass ich auch nur deswegen am Ball geblieben bin, weil mich das wirklich berührt hat. Da fand ich dann auch gut, dass Freunde Vorrang vor dem Job hatten.

Ansonsten muss ich sagen, dass das dargestellte Leben von Dannie  eher an Ende der 90er und die 2000er erinnert hat als die Menschen sich wirklich noch für ihren Job aufgegeben haben. Dieser Lifestyle mag vielleicht bei Anwälten in New York noch gegeben sein, aber ich kann mir nur schwer vorstellen, dass die Leserschaft sich bei so einem Lebensstil wiedererkennt.

Die dargestellte Liebesgeschichte war auch komplett anders als ich vermutet hatte, aber das hat mich nicht gestört, da ich eh kein Fan von Kitsch mit wundervollem Happyend bin.

Fazit: Der Roman hatte seine guten Momente, vor allem ab der Mitte, konnte mich jedoch nicht vollends überzeugen. Bedingt spreche ich eine Empfehlung aus für alle Leser, die gern etwas über die oberen Zehntausend lesen.

Bewertung: 3/ 5 Sternen

Donnerstag, 28. Juli 2022

Rezension Lilly Bernstein

"Findelmädchen: Aufbruch ins Glück" von Lilly Bernstein


Herausgeber ‏ : ‎ Ullstein Taschenbuch; 1. Edition (28. Juli 2022)
Sprache ‏ : ‎ Deutsch
Taschenbuch ‏ : ‎ 592 Seiten
ISBN-10 ‏ : ‎ 3548065686
ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3548065687

Inhaltsangabe:

Köln 1955: Die 15-jährige Helga und ihr Bruder Jürgen leben endlich wieder bei ihrem aus russischer Kriegsgefangenschaft heimgekehrten Vater. Von der Mutter fehlt seit Kriegsende jede Spur. Der Vater baut sich mit einem Büdchen eine neue Existenz auf, Jürgen beginnt bei Ford. Helga aber, die sich nichts sehnlicher wünscht, als aufs Gymnasium zu gehen, soll sich in der Haushaltungsschule auf ein Leben als Ehefrau vorbereiten. Während eines Praktikums im Waisenhaus muss sie entsetzt mit ansehen, wie schlecht die Kinder dort behandelt werden. Schützend stellt sie sich vor ein sogenanntes "Besatzerkind". Und sie verliebt sich. Doch die Schatten des Krieges bedrohen alles, was sie sich vom Leben erhofft hat …

Autoreninfo:

Lilly Bernstein ist das Pseudonym der Kölner Journalistin und Autorin Lioba Werrelmann, deren Debütroman Hinterhaus 2020 mit dem Friedrich-Glauser-Preis ausgezeichnet wurde. Sie stammt aus einer Bäckersfamilie und wuchs zwischen Laden und Backstube auf. Ihre Mutter ist ebenfalls Bäckerskind und hat die Nachkriegszeit noch in lebendiger Erinnerung. "Trümmermädchen - Annas Traum vom Glück" ist Lilly Bernsteins persönlichster Roman. Mit seiner Veröffentlichung geht für die Autorin ein Herzenswunsch in Erfüllung.

Meine Meinung:

Titel: Wie viel schaffst du zu ertragen?

Da ich gern Romane mit geschichtlichem Hintergrund lese, die während oder nach dem zweiten Weltkrieg spielen, war ich neugierig auf dieses Buch.

In der Geschichte geht es um die Geschwister Helga und Jürgen. Sie haben den Krieg in einem Kölner Bunker überlebt und leben nun in Frankreich. Jedwede Erinnerung an die Zeit während des Krieges ist verloren, zu schlimm wahrscheinlich die Erinnerungen. Als ein Schreiben vom Vater kommt, dass er frei sei, machen sich die beiden Kinder auf in ihre Heimatstadt Köln. Was wird dort auf sie warten? Werden sie ihr Glück finden oder von negativen Gefühlen überrannt werden? Und wird ihre geliebte Mutter auch wieder auftauchen?

Im Roman gibt es zwei Zeiten, die beleuchtet werden. Zum einen führt ein beobachtender Erzähler den Leser von Dezember 1954 bis Januar 1956 durch die Geschichte, zum anderen erleben wir durch Tagebucheinträge der Mutter die letzten Kriegstage mit. Gerade diese persönlichen Tagebucheinträge haben mir einen ordentlichen Schauer verursacht.

Die Hauptfiguren, egal ob Helga, ihr Bruder Jürgen, der Vater oder gar Fanny, die die Familie unterstützt, sind unglaublich tolle und herzensgute Menschen, die ihren Alltag und das Schicksal im Speziellen meistern müssen. Hier wird jeder Leser jemanden finden mit dem er sich identifizieren kann.

Der Fokus liegt jedoch auf Helga und das was von ihr verlangt wird. Man ist schon arg geschockt wie wenig aufgeklärt die jungen Frauen waren und wie wenig Rechte sie zugleich hatten. Der Mann bestimmte im Allgemeinen über alles und sobald etwas schief geht, muss die Frau dafür büßen.

Die Szenen im Kinderheim haben mich zutiefst geschockt und berührt. Hier hätte man den Nonnen gerne mehr als nur die Meinung gesagt. Wie soll aus den Kindern rechtschaffene Bürger werden, wenn sie nur Hass, Gewalt und Angst kennen?

Gelungen fand ich auch, dass viele politische Ereignisse und was sonst in der Zeit passiert ist ganz nebenbei eingestreut werden, so dass die Handlung nicht unterbrochen wird, man aber als Leser noch dazu lernen kann.

Die letzten fünfzig Seiten haben im Übrigen so viel Tempo, dass sich die Ereignisse überschlagen und ein Geheimnis nach dem anderen gelüftet wird. Das fand ich richtig klasse.

Der Roman hat mich gut unterhalten, auch wenn er etwas vorhersehbar war. Die Schreibe der Autorin liest sich angenehm und entspannend, so dass sich das Buch hervorragend zum Abschalten eignet, da man komplett in der Geschichte abtaucht.

Einzig schade fand ich, dass nicht alles einen richtigen Abschluss findet. Da fällt jemand von der Treppe und dann? Ist diese Person tot und muss die Polizei kommen? Das wurde gar nicht thematisiert, sondern die böse Person ist weg und gut. Das fand ich irgendwie seltsam.

Fazit: Eine schöne Geschichte mit sympathischen Figuren, die ich gern gelesen habe. Hier spreche ich eine Leseempfehlung aus. Gelungen!

Bewertung: 4/ 5 Sternen

Mittwoch, 27. Juli 2022

Rezension Andrej Kurkow

"Samson und Nadjeschda" von Andrej Kurkow


Herausgeber ‏ : ‎ Diogenes; 1. Edition (27. Juli 2022)
Sprache ‏ : ‎ Deutsch
Gebundene Ausgabe ‏ : ‎ 368 Seiten
ISBN-10 ‏ : ‎ 3257072074
ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3257072075
Originaltitel ‏ : ‎ Samson i Nadezda

Inhaltsangabe:

Kiew, 1919: In den Wirren nach der Russischen Revolution stößt der junge Samson, gerade zur Vollwaise geworden, beinahe durch Zufall zur neuen sowjetischen Polizei. Sein erster Fall ist gleich äußerst mysteriös: Ein abgeschnittenes Ohr, ein Knochen aus reinem Silber und ein Anzug aus feinem englischem Tuch geben ihm Rätsel auf. Doch die Zeiten sind gefährlich und halten jeden Tag neue Überraschungen bereit. Zum Glück lernt Samson die patente Nadjeschda kennen, die ihm bei den Ermittlungen hilft und an die er schon bald sein Herz verliert.

Autoreninfo:

Andrej Kurkow, geboren 1961 in St. Petersburg, lebt seit seiner Kindheit in Kiew und schreibt in russischer Sprache. Er studierte Fremdsprachen (er spricht insgesamt elf Sprachen), war Zeitungsredakteur und während des Militärdienstes Gefängniswärter. Danach wurde er Kameramann und schrieb zahlreiche Drehbücher. Sein Roman "Picknick auf dem Eis" ist ein Welterfolg. Kurkow lebt als freier Schriftsteller in der Ukraine und arbeitet auch für Radio und Fernsehen.

Meine Meinung:

Titel: Junger Ermittler und sein erster Fall...

Die besondere Optik des Romans hat mich aufmerksam werden lassen und so begann ich neugierig zu lesen.

In der Geschichte geht es um Samson, der während der Russischen Revolution nun ausgerechnet auch noch seinen letzten Verwandten, seinen Vater, verliert. Auf offener Straße wird dieser erschlagen und Samson am Ohr verletzt. Mit was will das Leben Samson noch prüfen?

Die Handlung startet erstmal sehr heftig, da wir mitten in eine Kampfszene gespült werden, was ich als sehr interessant empfand.

Im Verlauf der Geschichte merken wir, dass die einzelnen Mächte versuchen die Oberhand zu gewinnen, koste es was es wolle und die Menschen vor Ort leben in dauerhafter Angst.

Samson als Figur ist wirklich jemand, der trotz seines Schicksals liebenswert und auf Gerechtigkeit aus ist. In ihm wohnt kein böser Gedanke. Die Sache mit seinem Ohr ist mysteriös und ich fand die Idee richtig gut. Ich selbst würde diese Fähigkeit jedoch eher als belastend empfinden.

Der Fall, den es zu untersuchen gilt, empfand ich als etwas fad und so richtig gefesselt hat er mich nicht.

Was ich von Nadjeschda halten soll, das weiß ich ehrlich gesagt nicht, da wir einfach zu wenig von ihr erfahren. Dass Samson Gefühle für sie hat, das merkt man am Rande ein wenig, aber richtig was passieren tut zwischen den beiden nicht.

Fazit: Solider Startband einer Reihe, der meine Erwartungen nicht so recht erfüllen konnte, da mir ein wenig die Spannung und das gewisse Etwas gefehlt haben. Den Stil muss man mögen.

Bewertung: 3/ 5 Sternen

Sonntag, 24. Juli 2022

Rezension Susanne Abel

"Was ich nie gesagt habe: Gretchens Schicksalsfamilie" von Susanne Abel


Herausgeber ‏ : ‎ dtv Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG; 3. Edition (15. Juni 2022)
Sprache ‏ : ‎ Deutsch
Gebundene Ausgabe ‏ : ‎ 560 Seiten
ISBN-10 ‏ : ‎ 3423290234
ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3423290234

Inhaltsangabe:

Tom Monderath ist frisch verliebt: Mit Jenny erlebt er die glücklichste Zeit seines Lebens. Bis er durch Zufall auf seinen Halbbruder Henk stößt, der alles über ihren gemeinsamen Vater wissen will. Doch Konrad starb vor vielen Jahren und seine demente Mutter Greta kann Tom nicht befragen. Als sich weitere Halbgeschwister melden, wird es Tom zu viel. Jenny und Henk hingegen folgen den Spuren Konrads. Selbst fast noch ein Kind, kämpfte Toms Vater im Krieg, geriet in amerikanische Gefangenschaft, bevor er in den späten 40er-Jahren nach Heidelberg kommt. Dort verliebt er sich Hals über Kopf in die junge Greta, nicht ahnend, dass ein Geheimnis aus der dunkelsten Zeit des Nationalsozialismus ihre gemeinsame Familie ein Leben lang begleiten wird...

Autoreninfo:

Susanne Abel stammt aus einem badischen Dorf an der französischen Grenze. Sie arbeitete bereits mit 17 Jahren als Erziehungshelferin und später als Erzieherin mit geistig behinderten Kindern und Jugendlichen. Im Anschluss studierte sie an der Deutschen Film- und Fernsehakademie in Berlin und realisierte als Regisseurin und Autorin zahlreiche Dokumentationen fürs Fernsehen. Mit ihrem gefeierten Romandebüt "Stay away from Gretchen" stürmte sie die Spiegel-Bestsellerliste. Die Autorin lebt in Köln.

Meine Meinung:

Titel: Was bedeutet Familie eigentlich?

Nachdem ich den ersten Band "Stay away from Gretchen" regelrecht verschlungen habe, wollte ich natürlich Tom und Jenny bei ihrem Familienglück begleiten. Mir war nicht klar, dass man in derselben Familie so spannend nochmal Familiengeheimnisse aufdecken kann.

In der Geschichte geht es um Fernsehmoderator Tom Monderath, der durch einen DNA- Test Gretas verlorene Tochter Marie in den USA wiedergefunden hat. Doch der Test hat Überraschungen parat, denn Tom scheint mehr Geschwister als nur Marie zu haben. Ist sein Vater in der Ehe fremdgegangen?

Es ist einfach unglaublich wie die Autorin mit so viel Ideenreichtum nochmal eine spannende Geschichte erzählen kann, denn ich hatte wirklich Sorge, dass man nur nochmal auf den Erfolg des Erstlings aufspringen will, aber nein Toms Geschichte war wirklich noch nicht fertig erzählt und es war unglaublich toll die väterliche Seite mitverfolgen zu können.

Wie bereits im ersten Buch wird zwischen den Zeiten gesprungen, denn in der Gegenwart begleiten wir Tom, in der Vergangenheit in erster Linie seinen Vater Konrad und auch Greta kommt immer wieder vor, so dass wir nun auch über deren Kennenlernen und Co Bescheid wissen.

Mich hat lange gewundert warum Tom seinen Vater stets zu negativ in Erinnerung hat, denn mir war er hier sehr sympathisch. Erst als das große Geheimnis gelüftet wird, ist klar warum alle später sich so verhalten haben wie sie es taten.

Zudem gelingt es Susanne Abel das Thema Alzheimer mitfühlend und verständlich dem Leser zu vermitteln.

Auch diese Geschichte habe ich inhaliert und unglaublich gern gelesen. Zudem habe ich immense Lust bekommen, endlich mal Köln zu besuchen.

Fazit: Steht dem tollen Vorgänger in nichts nach. Unbedingt lesen! Klasse!

Bewertung: 5/ 5 Sternen

Mittwoch, 20. Juli 2022

Rezension Isabel Allende

"Violeta" von Isabel Allende


Herausgeber ‏ : ‎ Suhrkamp Verlag; Deutsche Erstausgabe Edition (18. Juli 2022)
Sprache ‏ : ‎ Deutsch
Gebundene Ausgabe ‏ : ‎ 400 Seiten
ISBN-10 ‏ : ‎ 3518430165
ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3518430163
Originaltitel ‏ : ‎ Violeta

Inhaltsangabe:

An einem stürmischen Tag des Jahres 1920 kommt sie zur Welt, jüngste Schwester von fünf übermütigen Brüdern, Violeta del Valle. Die Auswirkungen des Krieges sind noch immer spürbar, da verwüstet die Spanische Grippe bereits ihre südamerikanische Heimat. Zum Glück hat der Vater vorgesorgt, die Familie kommt durch, doch schon droht das nächste Unheil, die Weltwirtschaftskrise wird das vornehme Stadtleben, in dem Violeta aufwächst, für immer beenden, die del Valles ziehen sich ins wild-schöne Hinterland zurück. Dort wird Violeta volljährig, und schon steht der erste Verehrer vor der Tür …

Autoreninfo:

Isabel Allende, geboren 1942 in Lima, ist eine der weltweit beliebtesten Autorinnen. Ihre Bücher haben sich millionenfach verkauft und sind in mehr als 40 Sprachen übersetzt worden. 2018 wurde sie – und damit erstmals jemand aus der spanischsprachigen Welt – für ihr Lebenswerk mit der National Book Award Medal for Distinguished Contribution to American Letters ausgezeichnet. Isabel Allendes gesamtes Werk ist im Suhrkamp Verlag erschienen.

Meine Meinung:

Titel: Ein aufregendes Leben...

Das unglaublich schöne Cover hat mich auf den Roman aufmerksam gemacht und neugierig begann ich zu lesen ohne zu ahnen, was ich da Tolles in den Händen halte.

In der Geschichte geht es um Violeta, die als Ich- Erzählerin ihrem Enkel Camilo ihre komplette Lebensgeschichte erzählt. Diese umspannt hundert Jahre, denn sie ist in einer stürmischen Pandemienacht geboren und stirbt während unserer aktuellen Pandemie. Was hatte das Leben für sie parat?

Der Autorin gelingt es gekonnt eine Lebensgeschichte zu erzählen und ganz nebenbei die politischen und gesellschaftlichen Veränderungen in Chile aufzuzeigen. Das ergibt eine gute Mischung aus Unterhaltung und Bildung. Zudem hat es meine Neugier für ein Land geweckt mit dem ich mich bisher noch gar nicht beschäftigt habe.

Violetas Leben ist geprägt von der Unterdrückung der Frau und der Macht der Männer, was sich auch oft in ihren Liebschaften widerspiegelt. Am meisten bedrückt hat mich das gespaltene Verhältnis zu ihren Kindern, denn obwohl sie alles gibt, scheint es nie genug zu sein. Und trotz aller Tiefschläge geht sie ihren Weg, trickst und tut alles um sich durchsetzen zu können. Man spürt eine enorme Entwicklung vom unerzogenen Kind zu einer Frau, die ihren Mann steht und sich gegen Konventionen stellt.

Ansonsten war auch schön zu lesen wie sie sich anderen Menschen aus ihrer Umgebung etwas ausführlicher widmet, wie ihrem einstigen Kindermädchen, ihrem Bruder oder ihren Kindern, so dass wir an vielen Leben teilhaben dürfen im Wandel der Zeit.

Beim Lesen fragte ich mich oft wieviel ein Menschen eigentlich aushalten kann und schon kommt der nächste Schicksalsschlag. Mir ist ansonsten wieder einmal bewusst geworden froh zu sein in einem Land und in einer Zeit zu leben, wo Frauen deutlich mehr Rechte und Möglichkeiten haben sich frei zu entfalten.

Fazit: Fesselnd, mitreißend und in meinen Augen etwas Besonderes. Sehr lesenswert!

Bewertung: 5/ 5 Sternen

Montag, 18. Juli 2022

Rezension Susanne Abel

"Stay away from Gretchen: Eine unmögliche Liebe" von Susanne Abel


Herausgeber ‏ : ‎ dtv Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG; 20. Edition (18. März 2021)
Sprache ‏ : ‎ Deutsch
Gebundene Ausgabe ‏ : ‎ 528 Seiten
ISBN-10 ‏ : ‎ 3423282592
ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3423282598

Inhaltsangabe:

Der bekannte Kölner Nachrichtenmoderator Tom Monderath macht sich Sorgen um seine 84-jährige Mutter Greta, die immer mehr vergisst. Was anfangs ärgerlich für sein scheinbar so perfektes Leben ist, wird unerwartet zu einem Geschenk. Nach und nach erzählt Greta aus ihrem Leben – von ihrer Kindheit in Ostpreußen, der Flucht vor den russischen Soldaten im eisigen Winter, der Sehnsucht nach dem verschollenen Vater und ihren Erfolgen auf dem Schwarzmarkt in Heidelberg. Als Tom jedoch auf das Foto eines kleinen Mädchens mit dunkler Haut stößt, verstummt Greta. Zum ersten Mal beginnt Tom, sich eingehender mit der Vergangenheit seiner Mutter zu befassen. Nicht nur, um endlich ihre Traurigkeit zu verstehen. Es geht auch um sein eigenes Glück.

Autoreninfo:

Susanne Abel stammt aus einem badischen Dorf an der französischen Grenze, arbeitete bereits mit 17 Jahren als Erziehungshelferin und später als Erzieherin. Nach einer Ausbildung zur Puppenspielerin landete sie über den Weg des Theaters beim Fernsehen. Sie schloss ein Studium an der Deutschen Film- und Fernsehakademie in Berlin ab und realisiert seither als Autorin und Regisseurin zahlreiche Dokumentationen fürs Fernsehen. Die Autorin lebt und arbeitet in Köln.

Meine Meinung:

Titel: Achterbahnfahrt der Gefühle...

Da ich besonders auf Romanhandlung mit historischen Hintergrund stehe, erschien mir dieses Buch goldrichtig für mich, doch ich bekam so viel mehr als erwartet.

In der Geschichte geht es um Moderator Tom Monderath und seine über 80 jährige Mutter, die die Schockdiagnose Demenz bekommt. Wie werden beide mit der Erkrankung umgehen? Und wie lebt es sich, wenn das Einzige was bleibt vielleicht Erinnerungen sind?

Ich mochte sehr, dass sowohl die Vergangenheit Gretas beleuchtet wird, als auch das schwierige Leben Toms in der Gegenwart als TV- Star. Sonst gefallen mir meist die Parts der Vergangenheit mehr, hier waren jedoch beide gleich stark.

Der Autorin gelingt es immens gut aufzuzeigen wie stark die Macht der Medien ist und dass im Rampenlicht stehen alles andere als leicht ist.

Die Geschichte Gretas hat mich zudem zu Tränen gerührt. Klar kennt man die Geschichten wie deutsche Frauen sich mit POC GIs eingelassen haben, aber so intensiv geschildert und emotional habe ich das schon lange nicht mehr zu spüren bekommen.

Gerade in den Vergangenheitsparts hatte ich oft Gänsehaut und das Schicksal der dunkelhäutigen Babys und ihrer Mütter sollte nicht in Vergessenheit geraten.

Fazit: Ein fesselnder Roman, der deutsche Geschichte beleuchtet und dabei für gute Unterhaltung und Wissenszuwachs sorgt. Gern spreche ich eine Empfehlung aus. Spitze!

Bewertung: 5/ 5 Sternen

Sonntag, 17. Juli 2022

[Filmkritik:] "Überredung"

"Überredung"


Titel: Überredung (2022)
Originaltitel: Persuasion
Regie: Carrie Cracknell
Darsteller: Dakota Johnson, Henry Golding, Richard E. Grant, Cosmo Jarvis, Nikki Amuka-Bird
Genre: Drama, Liebesfilm

Produktionsland: USA
Anbieter: Netflix
Startdatum: 15.07.2022

Inhaltsangabe:

In dieser Verfilmung des Romans von Jane Austen lebt Anne Elliot, eine unkonventionelle Frau mit modernem Selbstverständnis, mit ihrer hochnäsigen Familie am Rande des Bankrotts. Als Frederick Wentworth – der schneidige Mann, mit dem es nicht geklappt hat – plötzlich wieder in ihr Leben tritt, muss Anne sich entscheiden, ob sie die Vergangenheit hinter sich lassen oder auf ihr Herz hören will, wenn es um zweite Chancen geht.

Meine Meinung:

Titel: Heitere Verfilmung des Austen Stoffs

Ich gebe zu, dass ich den Film unbedingt sehen wollte, weil er etwas Bridgerton- Haftes an sich hatte, doch dem war nicht so und dennoch gefiel er mir.

Anne Elliot hat einst vor acht Jahren einen Fehler gemacht und ihre große Liebe Frederick Wentworth nicht geheiratet, weil man ihr davon abgeraten hat, da er keine gute Partie war damals. Nun sehen sich beide erneut, doch kann ein Aufflammen der Gefühle nach all den Jahren realistisch sein?

Das Besondere ist wohl, dass Anne immer wieder direkt zu den Zuschauern spricht und sie an ihrer Gefühls- und Gedankenwelt teilhaben lässt. So fühlt es sich an als wäre man mitten im Film und ein Teil davon.

Ebenfalls klasse und mittlerweile bei Netflix Standard, dass die Schauspielcrew ein bunter Mix aus allen Ethnien ist. So etwas braucht es heute und ich finde es völlig normal und nachvollziehbar, damit auch jeder Zuschauer sich identifizieren kann.

Dakota Johnson als Anne empfand ich als überzeugend und zeigt, dass man sie nicht auf "50 Shades of Grey" reduzieren sollte. Und Cosmo Jarvis würde ich zukünftig gern öfter sehen, denn seine Interpretation des verknallten Frederick fand ich richtig gut.

Ich mochte sehr, dass der Film ernste, aber eben auch viele lustige, sogar alberne Szenen beinhaltet. Das gibt dem Ganzen etwas Beschwingtes.

Da ich die Romanvorlage nicht kenne, kann ich nicht bewerten wie sehr man sich an die Vorlage gehalten hat, was mir persönlich aber eh selten wichtig ist (es sei denn es wäre der Film zu meinem absoluten Lieblingsbuch).

Ich habe den Film gern geschaut und mich herrlich amüsiert. Trotz der längeren Laufzeit sehr kurzweilig.

Fazit: Perfekt für einen Mädelsabend. Schaut doch einfach mal rein!

Bewertung: 5/ 5 Sternen

Samstag, 16. Juli 2022

Rezension Walter Tevis

"Der Mann, der vom Himmel fiel" von Walter Tevis


Herausgeber ‏ : ‎ Diogenes; New Edition (22. Juni 2022)
Sprache ‏ : ‎ Deutsch
Gebundene Ausgabe ‏ : ‎ 272 Seiten
ISBN-10 ‏ : ‎ 3257071973
ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3257071979
Originaltitel ‏ : ‎ The Man Who Fell to Earth

Inhaltsangabe:

Thomas Jerome Newton ist ein geheimnisvoller Mann. Wie aus dem Nichts taucht der seltsame Fremde in Kentucky auf und scheint eine Mission zu haben. Mit neuartigen Technologien verdient er in kurzer Zeit Millionen und zieht dabei viel Misstrauen auf sich – aber auch das Interesse des Wissenschaftlers Nathan Bryce und der jungen Betty Jo. Während sie schnell Gefühle für Newton entwickelt, fragt sich Nathan, ob hinter dem Unbekannten mehr steckt, als auf Anhieb zu erkennen ist. 

Autoreninfo:

Walter Tevis (1928–1984) war ein amerikanischer Schriftsteller. Nachdem er als junger Mann im Zweiten Weltkrieg im Pazifik gedient hatte, studierte er Literatur an der University of Kentucky und arbeitete lange Jahre als Lehrer und Universitätsdozent, ehe er freier Schriftsteller wurde. Von seinen Romanen wurden mehrere hochkarätig verfilmt ("Die Haie der Großstadt" mit Paul Newman, "Die Farbe des Geldes" mit Tom Cruise, "Der Mann, der vom Himmel fiel" mit David Bowie und neu als Serie mit Chiwetel Ejiofor). Nach dem weltweiten Erfolg der Netflix-Serie "Das Damengambit" mit Anya Taylor-Joy wird sein Werk wiederentdeckt.

Meine Meinung:

Titel: Wenn man die eigene Rettung zerstört...

Ich bin kein Science Fiction Leser, aber da mir "Das Damengambit" so gut gefiel, wollte ich wieder etwas von Tevis lesen und ich wurde alles andere als enttäuscht.

In der Geschichte geht es um Thomas Jerome Newton, der als Einziger seines Volkes zur Erde geschickt wurde, um seinen Planeten und die letzten Überlebenden zu retten. Doch wird er, so anders er ist, als Mensch akzeptiert oder wird sein Besuch schlimme Folgen haben?

Walter Tevis hat einfach ein Händchen dafür tragische Figuren zu schaffen, die man trotz ihrer enormen Andersartigkeit mag. Könnten wir nicht gerade alle einen Newton gebrauchen, der die Erde vor uns Menschen rettet? Was er über seine Heimat berichtet, schockte mich sehr und erinnert stark an das, was uns noch bevorsteht. Newton hatte auf mich durch seine sanfte Art und seine Intelligenz eine magische Anziehungskraft, weil er schlichtweg so positiv anders ist als der egoistische Mensch.

Betty Jo als Figur mochte ich ebenfalls. Obwohl sie aus einfachen Verhältnissen ist, hat sie genau erkannt wie das Leben funktioniert. Ihr Alkoholkonsum ist bedenklich, aber verständlich auf der Abstiegsleiter des Lebens.

Auch wenn der Roman schon lange existiert, so hat er an Aktualität nichts eingebüßt. Der Autor zeigt deutlich wie rücksichtslos und machtgeil der Mensch agiert und dabei vergisst, dass er sich durch so ein Verhalten vielleicht selbst zerstört.

Die aufgezeigten Erfindungen lasen sich spannend, da wir heute ja andere Möglichkeiten haben Musik abzuspielen, Fotos zu machen und ähnliches als in den 60ern und dennoch kann man sich den Nutzen gut vorstellen.

Fazit: Ein Buch, das mich emotional tief berührt hat und lange nachwirken wird. Absolute Leseempfehlung und ich bin so dankbar, dass dieser Roman neu aufgelegt worden ist.

Bewertung: 5/ 5 Sternen

Freitag, 15. Juli 2022

Rezension Anne Stern

"Die Frauen vom Karlsplatz: Henny" (Band 2) von Anne Stern 


Herausgeber ‏ : ‎ Rowohlt Taschenbuch; 1. Auflage, Neuausgabe (14. Juni 2022)
Sprache ‏ : ‎ Deutsch
Taschenbuch ‏ : ‎ 336 Seiten
ISBN-10 ‏ : ‎ 3499004240
ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3499004247

Inhaltsangabe:

Lichterfelde, 1913. Das Jahrhundert ist jung, die Moderne hält auch in Berlin Einzug. Doch im Deutschen Kaiserreich ist es für Frauen noch immer schwer, ihren Träumen zu folgen. Die junge, selbstbewusste Henny hat nur ein Ziel: Sie möchte Medizin studieren – und damit die unerfüllte Sehnsucht ihrer Mutter leben, die sie nie kennengelernt hat. Aber der Weg in den Beruf der Ärztin ist für eine Frau ihrer Zeit steinig – selbst für eine Kämpferin wie Henny. Voller Eifer stürzt sie sich in Vorlesungen und die Lektüre medizinischer Fachbücher. Und sie will sich auch nicht von dem sympathischen Assistenzarzt Paul ablenken lassen. Doch schon bald macht Henny eine Entdeckung, die ihr Leben komplett auf den Kopf stellt und das Ende all ihrer Träume bedeuten könnte...

Autoreninfo:

Anne Stern wurde in Berlin geboren, wo sie auch heute mit ihrer Familie lebt. Sie ist promovierte Germanistin und arbeitete als Lehrerin und in der Lehrerbildung. Mit der historischen "Fräulein Gold"–Reihe um eine Berliner Hebamme in den 1920er Jahren landete sie einen großen Spiegel-Bestseller-Erfolg. Mit dem Roman "Meine Freundin Lotte" widmet sie sich der spannenden Geschichte der Malerin Lotte Laserstein und ihres Lieblingsmodells Traute Rose, die eine langjährige Freundschaft verband.

Meine Meinung:

Titel: Neues vom Karlsplatz...

Nachdem mir der Band rund um Auguste so gut gefallen hatte, wollte ich natürlich wissen wie es am Karlsplatz weitergeht.

Hier geht es nun um Lottes Tochter Henny, die den Traum ihrer leiblichen Mutter leben möchte und Ärztin werden will. Das Studium geht ihr leicht von der Hand, doch dann reicht das Geld vorne und hinten nicht und der attraktive Paul läuft ihr über den Weg. Was hat das Leben für sie parat?

Etwas traurig gemacht hat mich, dass Ziehmutter Auguste bereits tot ist und wir nur Olga und Ludwig wiedersehen.

Die Figuren sind wie gewohnt sympathisch und ich mochte wie nebenbei politische Ereignisse mit beleuchtet werden und auch die Probleme und Gefahren für queere Menschen Platz gefunden haben.

Richtig berührt haben mich die Schilderungen vom jungen Soldaten Fritz, der freiwillig an die Front gezogen ist, nur um dann zu erleben wie grausam Krieg sein kann.

Die Liebesgeschichte zwischen Paul und Henny las sich etwas holprig und ging mir persönlich zu schnell und war auch zu oberflächlich erzählt. Hier hätte ich gern mehr gewusst warum Paul sich teils so seltsam ihr gegenüber benommen hat. Und auch schade, dass trotz allen Wissens Henny dieselben Fehler macht wie ihre Mutter.

Der Schreibstil hat sich wieder einmal sehr angenehm lesen lassen, aber man merkt eben, dass es sich um einen Erstling der Autorin handelt und die Schreibqualität nicht so genial und fesselnd ist wie bei den Hebammenbüchern.

Trotz der Kritikpunkte bin ich weiterhin neugierig auf die Folgebände.

Fazit: Solide Fortsetzung mit Luft nach oben. Für Fans der Autorin spreche ich eine Empfehlung aus.

Bewertung: 3/ 5 Sternen

Donnerstag, 14. Juli 2022

Rezension Francesca Reece

"Ein französischer Sommer" von Francesca Reece


Herausgeber ‏ : ‎ S. FISCHER; 1. Edition (27. April 2022)
Sprache ‏ : ‎ Deutsch
Gebundene Ausgabe ‏ : ‎ 448 Seiten
ISBN-10 ‏ : ‎ 3103970684
ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3103970685
Originaltitel ‏ : ‎ Voyeur

Inhaltsangabe:

Als Assistentin des berühmten Schriftstellers Michael verbringt Leah den Sommer in einer Villa an der Küste von Südfrankreich. Dort soll sie die Tagebücher seiner Jugendjahre ordnen. Malerische Morgenstunden am Strand, Wein, gutes Essen, kultivierte Gespräche. Leah genießt den unbeschwerten Rhythmus des bohèmen Lebens und die illustre Gesellschaft in der Sommervilla. Doch Michaels Tagebücher von seinen Ausschweifungen im Soho der 60er und dem krisengeschüttelten Athen der 70er Jahre offenbaren immer dunklere Seiten des Schriftstellers, und bald stößt Leah auf ein Geheimnis, das eng mit ihr selbst verwoben ist.

Autoreninfo:

Francesca Reece, 1991 in Wales geboren, studierte Französische und Englische Literatur am King’s College in London und an der Sorbonne. Seit fünf Jahren lebt sie in Paris,  hat jede Menge unterschiedliche Jobs und schreibt. 2019 erhielt sie den Desperate Literature Prize für ihre Kurzgeschichte So Long Sarajevo/They Miss You So Badly. "Ein französischer Sommer" ist ihr erster Roman.

Meine Meinung:

Titel: Ihr Sommer in Südfrankreich...

Eine junge Frau, die für einen mysteriösen Schriftsteller arbeiten darf und das an einem Ort, der mehr nach Urlaub als nach Job klingt, das hat mich sehr gereizt.

In der Geschichte geht es um Leah, süße 25 Jahre alt und sie weiß nicht so recht was ihre Lebensziele sind. Ziellos bewegt sie sich in Paris seitdem sie ihr Studium beendet hat. Als sie zufällig an den Assistenzjob bei Michael, den ehemals berühmten Autor, kommt, hofft sie auf eine Wende im Leben. Wird ihr der Job wirklich guttun?

Im Fokus stehen die beiden Hauptfiguren Leah und Michael, aus deren Perspektive im steten Wechsel berichtet wird, vorrangig aus der Gegenwart. Aber über Michael tauchen wir auch mittels Rückblenden in sein Leben der 60er und 70er Jahre ein.

Bei Leah dachte ich lange wie naiv jemand sein kann, aber eigentlich ist sie sehr realistisch unterwegs und bewegt sie ihrem Alter entsprechend. Sie testet sich aus bei Jobs, Männern, Drogen und versucht den richtigen Weg für ihre Zukunft zu finden.

Ganz anders der egozentrische Autor Michael, der auf alle in seiner Umgebung herabschaut. Seine toxische Art mit Menschen, vor allem Frauen, umzugehen, hat mich doch teils sehr wütend gemacht und ich habe mich emotional an ihm aufgerieben. Das nenne ich mal eine Figur mit Ecken und Kanten.

Der Schreibstil der Autorin ist teils nüchtern, wenn es um ihn geht, teils sehr verspielt wenn wir die junge Assistentin begleiten. Ich musste beim Lesen oft an die Schreibe von Sally Rooney denken.

Während die Themen rund um die Figuren sehr schwer, berührend und bedrückend sind, spürt man an der Umgebung und der Landschaft dennoch die Leichtigkeit des Sommers. Nur zu gern wäre man ebenfalls in diesem tollen Landhaus und würde einfach gern mal die Seele baumeln lassen und das Meer genießen.

Fazit: Ein toller Roman, der den Leser in die Abgründe eines Narzissten blicken lässt. Gern spreche ich eine Empfehlung aus. Wow.

Bewertung: 5/ 5 Sternen 

Mittwoch, 13. Juli 2022

Rezension Alice Oseman

"Heartstopper Volume 2" von Alice Oseman


Sprache ‏ : ‎ Deutsch
Gebundene Ausgabe ‏ : ‎ 320 Seiten
ISBN-10 ‏ : ‎ 3743209373
ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3743209374

Inhaltsangabe:

Mit liebevollen Zeichnungen und ohne viele Worte erzählt Alice Oseman von einer ganz, ganz großen Liebe. Aber so ein Coming Out kann schwierig sein. Auch wenn (oder weil?) man „nur“ bisexuell ist.

Autoreninfo:

Alice Oseman veröffentlichte den ersten Roman mit 19 Jahren. Inzwischen sind drei weitere Jugendromane erschienen, sowie die erfolgreiche Webcomicserie Heartstopper. Alice starrt am liebsten stundenlang auf einen Computerbildschirm, stellt dabei die menschliche Existenz in Frage und tut alles Mögliche, um einen ordentlichen Bürojob zu vermeiden.

Meine Meinung:

Titel: Love is in the air...

Ich bin leider erst über die Netflixserie auf diese tolle Graphic Novel Reihe gestoßen und habe das Erscheinen des zweiten Bandes auf Deutsch sehr entgegen gefiebert.

Dieser Teil schließt nahtlos an den ersten Band an, denn wir starten ungewöhnlich auf Seite 294.

Der Inhalt dieses Bandes gibt im Prinzip den Rest der ersten Staffel der Serie auf Netflix wider.

Nick und Charlie haben sich geküsst und nun gilt zu prüfen wer davon wissen darf und wer nicht.

Man spürt wirklich, dass Liebe wenig Worte braucht und dass hier einfach die Bilder sprechen und so immens viel ausdrücken können, wo Worte manchmal nicht mehr reichen oder schlicht zu wenig sind.

Hier wird sehr schön deutlich, dass jeder sich für sein Comingout so viel Zeit lassen sollte bis derjenige dafür auch wirklich bereit ist und sich da von niemanden reinreden lassen sollte.

Ich hatte bei der Lektüre doch ein wenig Herzklopfen, da ich die intensiven Gefühle der ersten Liebe als Teenager hier direkt nochmal spüren durfte mit all den Ungewissheiten, Ängsten und Sorgen, die man dabei zugleich hat.

Fazit: Eine tolle Geschichte in Bildern, die man sich nicht entgehen lassen sollte.

Bewertung: 5/ 5 Sternen 

Dienstag, 12. Juli 2022

Rezension Kristina Pfister

"Ein unendlich kurzer Sommer" von Kristina Pfister


Herausgeber ‏ : ‎ FISCHER Taschenbuch; 1. Edition (25. Mai 2022)
Sprache ‏ : ‎ Deutsch
Broschiert ‏ : ‎ 368 Seiten
ISBN-10 ‏ : ‎ 3596706203
ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3596706204

Inhaltsangabe:

Wo soll man eigentlich hin, wenn man vor sich selbst davonläuft? In irgendeinen Zug einsteigen und bis zur Endstation fahren? So jedenfalls landet Lale auf dem heruntergekommenen Campingplatz an diesem See, der fast zu schön ist. Sie hilft dem alten, grantigen Besitzer Gustav beim Renovieren der maroden Bäder, füttert die flauschigen Kaninchen, trägt jeden Tag die gleiche, alte Latzhose und schweigt. Bis Christophe diese vermeintliche Ruhe durcheinanderbringt. Christophe mit den dunklen Augen, angereist vom anderen Ende der Welt, auf der Suche nach seinen Wurzeln. Christophe, der zu spüren scheint, was Lale fühlt. Gemeinsam erleben sie den einen Sommer, der bleibt: Flirrende Hitze, glitzerndes Wasser, gemeinsame Floßfahrten, ausgeblichenes Haar.

Autoreninfo:

Kristina Pfister wurde 1987 in Bamberg geboren und verbrachte schon als Kind zahlreiche schöne Ferientage auf den Campingplätzen Europas. Der Sommer ist für sie am schönsten mit den Füßen im Wasser. Deshalb studierte sie am Bodensee, fährt wenn möglich jedes Jahr ans Meer, und freute sich sehr, als sie 2018 ein Aufenthaltsstipendium im "Baltic Centre for Writers and Translators" auf der Insel Gotland bekam. Wenn sie nicht gerade an einem Strand zeltet oder auf schwedischen Inseln schreibt, lebt und arbeitet sie in Nürnberg.

Meine Meinung:

Titel: Ein Campingplatz, vier Menschen, viele Veränderungen...

Als Sommermädchen liebe ich vor allem Sommergeschichten und diese klang so besonders, dass ich einfach mehr wissen musste.

In der Geschichte geht es um Lale, die nur weg will aus ihrem Leben. Einfach abhauen und sehen was passiert. Als sie auf Gustavs Campingplatz landet, hat sie endlich die nötige Ruhe, die sie sich gewünscht hat. Doch was kommt danach? Man kann sein Handy ja nicht ewig aus haben und vor der Vergangenheit wegrennen oder etwa doch?

Mir hat hier vor allem das Setting gefallen mit dem verlassenen Ort, an dem mal eben ein halb verrotteter Campingplatz liegt mit dem kauzigsten Besitzer überhaupt. Das hatte so etwas Uriges und Idyllisches.

Die Figuren mit all ihre Problemen haben mich doch sehr gepackt, wusste ich schließlich nicht was mich genau erwartet. Mein Liebling war ganz klar Flo, der durch die Freundschaft zu Chris und Co über sich hinauswächst und mal eben ganz nebenbei erwachsen wird.

Berührt hat mich zudem, dass man intensiv spürt, dass Entscheidungen niemals leicht sind und wenn sie für einen selbst gut sind, jemand anderen enorm verletzen können.

Die eingestreute Liebesgeschichte hat keinerlei Kitsch, ist so zart und leicht, was mir immens gut gefallen hat. Wer wünscht sich nicht so eine tolle Zufallsbekanntschaft, aus der dann das entsteht?

Das Ende überrascht und ist vollends schlüssig.

Fazit: Ich habe mich beim Lesen sehr wohlgefühlt und kann nur eine klare Leseempfehlung aussprechen. Klasse!

Bewertung: 5/ 5 Sternen

Sonntag, 10. Juli 2022

Rezension Anne Stern

"Die Frauen vom Karlsplatz: Auguste" (Band 1) von Anne Stern 


Herausgeber ‏ : ‎ Rowohlt Taschenbuch; 2. Auflage, Neuausgabe (12. April 2022)
Sprache ‏ : ‎ Deutsch
Taschenbuch ‏ : ‎ 352 Seiten
ISBN-10 ‏ : ‎ 3499004232
ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3499004230

Inhaltsangabe:

Lichterfelde, 1892: Zusammen mit ihrer Familie ist die junge Auguste in die neu gegründete Villenkolonie im Süden Berlins gezogen. Dort soll sie eine höhere Mädchenschule besuchen und auf ihre gesellschaftliche Rolle als Ehefrau vorbereitet werden. In der Unternehmertochter Lotte findet sie eine Seelenverwandte. Die neue Freundin ist ein Freigeist und sehnt sich danach, aus dem Korsett der wilhelminischen Gesellschaft auszubrechen. Aber eine Frau, die ihr Schicksal in die eigenen Hände nehmen will, gilt schnell als Rebellin. Als Auguste verlobt werden soll, ahnt sie nicht, welch dramatische Wendung ihr Leben in diesem Jahr nehmen wird …

Autoreninfo:

Anne Stern wurde in Berlin geboren, wo sie auch heute mit ihrer Familie lebt. Sie ist promovierte Germanistin und arbeitete als Lehrerin und in der Lehrerbildung. Mit der historischen "Fräulein Gold"–Reihe um eine Berliner Hebamme in den 1920er Jahren landete sie einen großen Spiegel-Bestseller-Erfolg. Mit dem Roman "Meine Freundin Lotte" widmet sie sich der spannenden Geschichte der Malerin Lotte Laserstein und ihres Lieblingsmodells Traute Rose, die eine langjährige Freundschaft verband.

Meine Meinung:

Titel: Reise in die Kaiserzeit...

Ich liebe die Hulda Gold Bände der Autorin und wollte nun wissen was sie hier geschrieben hat. Man merkt schriftstellerisch schon einen Unterschied, da das vorliegende Buch einer ihrer ersten Romane ist, was meine Lesefreude keineswegs gestört hat.

In der Geschichte geht es um Auguste, deren Leben komplett vorgezeichnet ist. Sie soll auf eine höhere Mädchenschule, heiraten und Kinder bekommen. Ihr Glück spielt dabei keine Rolle. Doch wird sie diesen vorgeschriebenen Weg annehmen können?

Der Stil von Frau Stern hier ist mit sehr bildlicher Sprache, was ich aus den Hebammenbüchern nicht so in Erinnerung habe. Es hat sich schön leicht lesen lassen und mir gut gefallen.

Wir lernen als Hauptfiguren die titelgebende Auguste kennen und ihre Freundin Charlotte. Mir waren beide durchaus sympathisch und man ist mit ihnen gemeinsam traurig über deren Situation. Die Frauen haben in der damaligen Zeit leider kaum Entscheidungsmöglichkeiten. Die Erwähnung der psychiatrischen Abteilung und durch welche Vergehen man dort bereits hinkommt, haben mir eine Gänsehaut bereitet. Da ist man immer wieder froh eine Frau im 21. Jahrhundert zu sein.

Zu der Geschichte rund um die Mädchen werden auch ein paar geschichtliche Hintergründe eingestreut und der Leser läuft Otto Lilienthal über den Weg.

Das Ende war mir vielleicht einen Hauch zu kitschig, aber das ist wohl Geschmackssache.

Fazit: Ein solider Startband, der Lust auf mehr macht. Nicht so fesselnd wie Hulda, aber auch nicht schlecht. Von mir gibt es daher eine Empfehlung. Einfach mal ausprobieren.

Bewertung: 4/ 5 Sternen

Mittwoch, 6. Juli 2022

Rezension Ulrike Schweikert

"Berlin Friedrichstraße: Tränenpalast" von Ulrike Schweikert


Herausgeber ‏ : ‎ Rowohlt Taschenbuch; 1. Edition (17. Mai 2022)
Sprache ‏ : ‎ Deutsch
Broschiert ‏ : ‎ 560 Seiten
ISBN-10 ‏ : ‎ 3499000105
ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3499000102

Inhaltsangabe:

Zusammen sind sie in Berlin aufgewachsen: die Freunde Robert, Johannes, Ilse und Ella. Bis der Krieg sie trennte. Nun herrscht Frieden, doch die Wunden sind tief. Auch der Bahnhof Friedrichstraße wurde teilweise zerstört. Eines ist zum Glück geblieben: Johannes’ Kiosk, der Fixpunkt der Freunde, die längst zu einer Familie geworden sind. Vor allem für Roberts Tochter Lilli ist er immer wieder Zuflucht. Hier lernte sie ihre große Liebe Michael kennen – doch er verschwand von einem Tag auf den anderen aus ihrem Leben. Und nun muss Lilli ihre Zwillingsmädchen Anne und Cornelia allein großziehen. Dabei merkt sie, dass es vor allem die Frauen sind, die in diesen ersten Nachkriegsjahren fest zusammenhalten, um zu überleben. In einer zunehmend geteilten Stadt wird der Zusammenhalt wichtiger als je zuvor. Und ausgerechnet der Bahnhof Friedrichstraße mit dem angrenzenden Tränenpalast wird zum Symbol der deutsch-deutschen Trennung.

Autoreninfo:

Ulrike Schweikert arbeitete nach einer Banklehre als Wertpapierhändlerin, studierte Geologie und Journalismus. Seit ihrem Romandebüt "Die Tochter des Salzsieders" ist sie eine der bekanntesten deutschen Autorinnen historischer Romane. Beide Bände ihrer Erfolgsreihe "Die Charité" standen in den Top 10 der Bestsellerliste und verkauften sich insgesamt über 200.000-mal. Zuletzt begeisterte die Verfilmung ihrer Jugendbuchserie "Die Erben der Nacht" zahlreiche Zuschauer.

Meine Meinung:

Titel: Ein Wiedersehen unter schweren Bedingungen...

Nachdem mir bereits der erste Band "Novembersturm" so unglaublich gut gefiel, wollte ich natürlich wissen wie es mit Ella, Johannes und Robert weitergeht und begann gespannt zu lesen.

In der Geschichte treffen wir nun auf Tochter Lilli, die mittlerweile erwachsen ist und selbst zwei Kinder hat. Der Krieg ist verloren und der Iwan wütet im Land. Wie sollen die Frauen ohne Männer das nur durchstehen? 

Ich war sofort wieder drin in der Handlung und habe mich darin regelrecht verloren, so eindringlich schreibt Frau Schweikert. Besonders die grausamen Frauenschicksale haben mich emotional doch sehr mitgenommen.

Die Autorin schildert das Leben nach dem Krieg und insbesondere das Leben im geteilten Berlin mit all seinen Tücken und Beschwerlichkeiten. Als Berlinfan habe ich dies sehr genossen. Bestimmte Ereignisse wie das Sprengen der Kirche kannte ich, viele andere waren für mich neu und bereichernd.

Ich fand gut geschildert wie das Leben in der DDR sich anfühlt, auch wenn es aus heutiger Sicht geschrieben ist und damals sicher nicht jeder so schrecklich fand wie beschrieben. Wenn man nichts anderes als Mangel in seinem Leben kennt, wie kann man dann Überfluss vermissen?

Bei den Figuren hat mich hier natürlich Hauptakteurin Lilli am meisten gefesselt. Sie beißt sich durch, sie ist trotz aller Umstände für ihre Mädchen da und hilft auch in der Nachbarschaft. Man kann sich nur schwer vorstellen wie es ist in Trümmern zu leben mit kaum etwas zu Essen und den vielen Schutt dann später mit wegzuschaffen.

Auch wenn der Schluss etwas überladen ist und auch leicht kitschig, so habe ich das positive Ende doch sehr genossen, denn nach all dem Leid wünscht man den lieben Figuren nur das Beste.

Fazit: Lektüre, die sich kurzweilig liest und von der man länger etwas hat, da das Gelesene noch nachklingt. Klare Leseempfehlung!

Bewertung: 5/ 5 Sternen