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Dienstag, 20. Dezember 2022

Rezension Cho Nam-Joo

"Miss Kim weiß Bescheid: Storys" von Cho Nam-Joo


Herausgeber ‏ : ‎ Kiepenheuer&Witsch; 1. Edition (6. Oktober 2022)
Sprache ‏ : ‎ Deutsch
Gebundene Ausgabe ‏ : ‎ 304 Seiten
ISBN-10 ‏ : ‎ 3462003496
ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3462003499
Originaltitel ‏ : ‎ Miss Kim Knows And Other Stories

Inhaltsangabe:

"Miss Kim weiß Bescheid" versammelt die Leben von acht koreanischen Frauen im Alter von 10 und 80 Jahren. Jede einzelne dieser stellvertretenden Frauenbiografien wird vor einem aktuellen gesellschaftlichen Thema in Korea verhandelt: das heimliche Filmen von Frauen in der Öffentlichkeit, Hatespeech und Cybermobbing auf Social-Media-Plattformen, häusliche Gewalt, Gaslighting, weibliche Identität im Alter und die Ungleichbehandlung am Arbeitsplatz. Auch sich selbst, die plötzlich weltbekannte Autorin, nimmt sie ins Visier. Ihr Erfolg ermöglicht ihr einerseits, ihr Leben als Schriftstellerin komfortabel zu führen, andererseits lässt sie der Hass, der ihr vor allem im Netz begegnet, nicht kalt. 

Autoreninfo:

Cho Nam-Joo war neun Jahre lang als Drehbuchautorin fürs Fernsehen tätig. Ihr Roman "Kim Jiyoung, geboren 1982" hat sich weltweit über zwei Millionen Mal verkauft und war auch in Deutschland ein großer Bestseller. Cho Nam-Joo lebt in Korea.

Meine Meinung:

Titel: Vom Leid der Frauen...

Der Roman "Kim Jiyoung, geboren 1982" war 2021 ein absolutes Lesehighlight von mir und so freute ich mich besonders auf diese Storys und ich wurde wieder einmal beschenkt mit literarischem Genuss.

Im vorliegenden Buch lassen uns mittels Kurzgeschichten acht Frauen, die einen jung, die anderen alt an ihrem Leben teilhaben. Und es zeigt sich sehr deutlich, dass Korea sehr patriarchalisch geprägt ist und die Unterschiede zwischen Korea und Europa gar nicht so groß sind wie man glauben mag.

Das was mich bei der Lektüre am meisten bedrückt hat war, dass auf die Bedürfnisse von Frauen so gar keine Rücksicht genommen wird, denn sie sind lediglich das Rückgrat des Mannes und halten die Familien am Laufen. Für jeden sollen sie die Stütze sein, nur unterstützt niemand sie, außer es ist eine andere Frau. Dagegen wirkt sexuelle Belästigung als eher kleines Problem. Man nimmt es fast schon als alltäglich hin. Leider.

Besonders berührt hat mich die Geschichte rund um die toxische Beziehung aus der sich die junge Frau befreien kann. Mir ist es damals nicht so gelungen wie ihr und ich habe erst danach erkannt wie ungesund diese Beziehung war, daher finde ich solche Geschichten besonders wichtig, da man durch solche Lektüre vielleicht die Augen geöffnet bekommt.

Die Autorin schreibt ansonsten sehr eingängig und für mich ist ihr Stil etwas sehr besonderes.

Der ein oder andere könnte vielleicht behaupten, dass es sich bei dem Geschilderten um etwas Männerfeindliches handelt. Dem kann ich absolut nicht zustimmen. Es ist vielmehr eine schonungslose Offenlegung der Gesellschaft. Dem Leser wird der Spiegel vorgehalten.

Die Geschichten eignen sich nicht zum schnell Weglesen, da die dargestellten Schicksale schon enorm berühren. Daher hat man trotz recht geringer Seitenzahl länger etwas von dem Büchlein, zumal die Geschichten lange nachklingen und zum Nachdenken anregen.

Fazit: Wieder einmal enorm gelungen, gern lese ich mehr von der Autorin. Absolut empfehlenswert. 

Bewertung: 5/ 5 Sternen