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Freitag, 19. Mai 2023

Rezension Robert Seethaler

"Das Café ohne Namen" von Robert Seethaler


Herausgeber ‏ : ‎ Claassen; 2. Edition (26. April 2023)
Sprache ‏ : ‎ Deutsch
Gebundene Ausgabe ‏ : ‎ 288 Seiten
ISBN-10 ‏ : ‎ 3546100328
ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3546100328

Inhaltsangabe:

Wien im Jahr 1966. Robert Simon verdient sein Brot als Gelegenheitsarbeiter auf dem Karmelitermarkt. Er ist zufrieden mit seinem Leben, doch zwanzig Jahre nach Ende des Krieges hat sich die Stadt aus ihren Trümmern erhoben. Überall wächst das Neue, und auch Simon lässt sich mitreißen. Er pachtet eine Gastwirtschaft und eröffnet sein eigenes Café. Das Angebot ist überschaubar, und genau genommen ist es gar kein richtiges Café, doch die Menschen aus dem Viertel kommen, und sie bringen ihre Geschichten mit – von der Sehnsucht, vom Verlust, vom unverhofften Glück. Sie kommen auf der Suche nach Gesellschaft, manche hoffen sogar auf die Liebe, und während die Stadt um sie herum erwacht, verwandelt sich auch Simons eigenes Leben.  

Autoreninfo:

Robert Seethalers Bücher wurden in über 40 Sprachen übersetzt. Mit seinem Roman Ein ganzes Leben stand er auf der Shortlist des International Booker Prize. Er lebt in Berlin und Wien.

Meine Meinung:

Titel: Das Wien der 60er Jahre...

Auf diesen neuen Seethaler wartete ich sehnsüchtig und ich habe ohne Kenntnis über den Inhalt direkt meine Nase ins Buch gesteckt und ich wurde nicht enttäuscht.

In der Geschichte geht es um Robert Simon, der keine Lust mehr auf Gelegenheitsjobs hat, sondern seinen Traum vom eigenen Café leben möchte und so pachtet er eine Wirtschaft, die die besten Zeiten bereits hinter sich hat. Wird sein Traum das wahre Glück oder zum Albtraum?

Die große Kunst des Autors ist hier das Alltägliche der 60er in Wien zu beschreiben. Angelegt in der Nähe des Karmelitermarktes, wo bereits "der Trafikant" spielt, sieht der Leser die Armut der Menschen, die dennoch genügsam und zufrieden mit ihrem Schicksal sind, wissen sie doch genau, dass es nicht viel Veränderung geben wird. So wird das Café zu ihrem Rückzugsort, wo sie sich austauschen und einfach mal den Alltag für einige Minuten oder Stunden vergessen können.

Man merkt, dass die Arbeit im Café schon derbe Plackerei ist. Will Robert über die Runden kommen, so muss er jeden Tag offen haben. Ganz nebenbei erfahren wir als Leser wie er aufgewachsen ist und durch welche dunklen Pfade er schon gehen musste. Da hatte ich teils Gänsehaut, vor allem was das Schicksal seiner Eltern betraf. Man hat ihn einfach gern, weil ihn bereits kleine Dinge erfreuen, wie eine funktionierende Zapfanlage oder dass seine Gäste sich einmal nicht prügeln.

Doch nicht nur Robert fordert das Leben, sondern auch die Menschen um ihn herum. Da ist der Fleischermeister Johannes Berg, dessen Frau ein Kind nach dem anderen bekommt und er dennoch die Zeit findet sich um seinen alten Vater zu kümmern. Da ist Bedienung Mila, die einfach nur endlich ankommen möchte und so viele mehr.

Interessant fand ich, dass zum Einen durch einen beobachtenden Erzähler über die Akteure berichtet wird und zwischendrin ist der Leser ab und zu Zuhörer bei den Gesprächen zweier älterer Damen, die sich im Café aufhalten. So erhält man einen zusätzlichen Blickwinkel.

Die Botschaft des Romans ist eindeutig. Lass dich vom Leben nicht unterkriegen. Wenn du fällst, dann steh wieder auf, denn nur dann findest du deinen Platz im Leben.

Fazit: Seethaler ist ein Garant für gute Lektüre, die unterhält und den Leser fordert. Von mir eine klare Leseempfehlung. 

Bewertung: 5/ 5 Sternen

Montag, 8. Mai 2023

Rezension Frederick Kohner

"Gidget. Mein Sommer in Malibu" von Frederick Kohner


Herausgeber ‏ : ‎ S. FISCHER; 1. Edition (26. April 2023)
Sprache ‏ : ‎ Deutsch
Gebundene Ausgabe ‏ : ‎ 176 Seiten
ISBN-10 ‏ : ‎ 3103975406
ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3103975406
Originaltitel ‏ : ‎ Gidget - The Little Girl with Big Ideas

Inhaltsangabe:

Ein Sommer unter der Sonne Malibus, strahlend blauer Himmel und ein junges Mädchen, das von den Wellen magnetisch angezogen wird: Das ist die Geschichte von Kathy alias Gidget, die die Wellen, das salzige Meer, den Strand und die Freiheit nicht den "Jungs" überlassen, sondern sich den großen Traum erfüllen will, selbst auf dem Brett zu stehen. Ein atemberaubender Sommer voller Träume, Abenteuer, sandiger Erdnussbuttersandwiches und erster Verliebtheit beginnt, in dem Gidget entgegen aller Widerstände ihrer größten Leidenschaft folgt - dem Surfen.

Autoreninfo:

Frederick Kohner, 1905 in Teplitz-Schönau geboren, 1986 in Brentwood, USA, gestorben, Studium der Literatur in Wien und Paris, lebte in Berlin, war befreundet mit Stefan Zweig und Anna Seghers und schrieb Drehbücher unter anderem mit Alfred Polgar. Mit seiner Familie floh er über Paris und London nach Hollywood, wo sein Bruder eine Agentur führte, die Stars wie Greta Garbo, John Huston, Billy Wilder und Marlene Dietrich unter Vertrag hatte. "Gidget. Mein Sommer in Malibu" schrieb er 1957 innerhalb weniger Wochen für seine Tochter Kathy und trug mit diesem Roman dazu bei, dass aus dem damals von wenigen Männern auf Hawaii und in Kalifornien betriebenen Wellenreiten eine Massenbewegung und weltweit gefeierte Popkultur wurde. Kathy Zuckermann ist heute 83 Jahre alt. Sie arbeitet in einem Restaurant in Kalifornien und lebt in der Nähe des Strandes, um die Wellen zu hören und dem Meer ganz nahe zu sein.

Meine Meinung:

Titel: Der große Traum vom Surfen...

Der Roman fühlte sich bereits vom Klappentext und von der Optik her wie ein richtiger Sommerroman an und so war meine Neugier groß.

In der Geschichte geht es um Gidget, die in Malibu unbedingt surfen lernen will, nur leider machen das keine jungen Frauen, sondern ausschließlich Männer. Sie versucht immer wieder Kontakt zu den ansässigen Surfern aufzunehmen, bis diese dann Erbarmen haben und sie in ihrer Runde aufnehmen. Wird sie als eine der ersten Frauen das Brett beherrschen? Und was machen die vielen Schmetterlinge da in ihrem Bauch?

Die Handlung wird über Gidget als Ich- Erzählerin dem Leser nahegebracht und es fühlte sich sogar eher so an als würde man heimlich ihr Tagebuch lesen, weil es doch schon sehr intim ist und tiefe Einblicke in ihre Gefühlswelt bietet.

Der Ton und die Sprache sind die einer jungen Frau, die bereits versucht sich sehr weiblich und erwachsen auszudrücken, denn genau das möchte sie sein und dennoch klingt immer wieder ihre kecke, freche Art durch, was ich ungemein an ihr mochte.

Gidget ist eine Figur, die einen bereits auf den ersten Seiten für sich gewinnt, wenn sie über ihren vermeintlich schlauen Lehrer herzieht und einfach nur ihren eigenen  Kopf haben möchte.

Der Roman ist ansonsten nicht nur eine Liebeserklärung an das Surfen, sondern auch eine Coming of Age Geschichte mit all den neuen Erfahrungen, die das Erwachsenwerden mit sich bringt.

In meinen Augen eignet sich das Buch für jung und alt, da einfach jeder angesprochen wird und die Story so frisch und unterhaltsam ist. Zudem spürt man absolut nicht, dass der Titel bereits in den 50ern erschienen ist. Zeitlos eben.

Fazit: Ein kurzweiliger Roman, den ich nur jedem wärmstens empfehlen kann. Klasse!

Bewertung: 5/ 5 Sternen