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... im November 2021

Nr. 2: "Allein" von Daniel Schreiber


Herausgeber ‏ : ‎ Hanser Berlin; 2. Edition (27. September 2021)
Sprache ‏ : ‎ Deutsch
Gebundene Ausgabe ‏ : ‎ 160 Seiten
ISBN-10 ‏ : ‎ 3446267921
ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3446267923

Inhaltsangabe:

Zu keiner Zeit haben so viele Menschen allein gelebt, und nie war elementarer zu spüren, wie brutal das selbstbestimmte Leben in Einsamkeit umschlagen kann. Aber kann man überhaupt glücklich sein allein? Und warum wird in einer Gesellschaft von Individualisten das Alleinleben als schambehaftetes Scheitern wahrgenommen? Im Rückgriff auf eigene Erfahrungen, philosophische und soziologische Ideen ergründet Daniel Schreiber das Spannungsverhältnis zwischen dem Wunsch nach Rückzug und Freiheit und dem nach Nähe, Liebe und Gemeinschaft. Dabei leuchtet er aus, welche Rolle Freundschaften in diesem Lebensmodell spielen: Können sie eine Antwort auf den Sinnverlust in einer krisenhaften Welt sein? Ein zutiefst erhellendes Buch über die Frage, wie wir leben wollen. 

Autoreninfo:

Daniel Schreiber, 1977 geboren, ist Autor der Susan-Sontag-Biografie "Geist und Glamour" (2007) sowie der hochgelobten und vielgelesenen Essays "Nüchtern" (2014) und "Zuhause" (2017). Er lebt in Berlin.

Meine Meinung:

Titel: Was ist Alleinsein für dich?

Auf Social Media bin ich immer wieder über dieses Buch gestolpert und da ich selbst schon seit einigen Jahren Single bin, las ich einfach mal rein.

Schreibers Gedanken zum Alleinsein waren so gänzlich anders als das was ich erwartet hatte oder wie ich empfinde, so dass mir der Einstieg erst einmal nicht ganz leicht fiel.

Für meinen Geschmack sollte man schon sehr positiv bei sich sein, sonst zieht einen das Geschilderte runter, da Daniel Schreibers Erfahrungen mit dem Alleinsein eher negativ besetzt sind und wer das auch so empfindet, der wird emotional vielleicht sehr runtergezogen.

Ich hadere nicht damit allein durchs Leben zu gehen, sondern mir sind die Nachteile, aber auch die vielen Vorteile sehr bewusst. Nur durch das Alleinsein bin ich überhaupt erst über mich hinausgewachsen.

Habe ich das Erzählte in diesem Buch erstmal als anstrengend und so weit weg von mir empfunden, so musste ich doch spätestens ab der Mitte feststellen, dass nun mal nicht jeder so leicht mit diesem Zustand klar kommt, erst recht nicht in unserer heteronormativ geprägten Gesellschaft.

Ich mochte, dass Schreiber uns an den Problemen von Homosexuellen teilhaben lässt. Am eigenen Leib habe ich schon oft erfahren wie schwer es ist einen Partner für eine heterosexuelle Partnerschaft zu finden und da wurde mir bewusst wie schwer es anderen fallen muss, die eine andere Orientierung haben. Mal ganz davon ab, dass die gesellschaftliche Akzeptanz zwar schon besser als in den 80ern ist, aber noch lange nicht da wo sie sein sollte.

Die intimen Einblicke zeigen, dass körperliche und seelische Probleme das Alleinsein fördern und die Selbstakzeptanz untergraben können, denn kaum jemand ist zu hundert Prozent im Reinen mit sich.

Das Thematisieren der Pandemie empfand ich als richtig und wichtig in der heutigen Zeit, denn wenn man Freunde nur noch über einen Bildschirm sieht oder am Telefon hört, dann ist das eben nicht dasselbe wie im echten Leben. Und beim Dating sieht es dann noch viel schlimmer aus.

Mich hat dieses Sachbuch sehr nachdenklich gestimmt und mir gezeigt, dass ich mehr von meiner Sichtweise abkommen muss, um mich besser in andere Menschen einfühlen zu können.

Fazit: Gewiss keine leichte Kost und dennoch wertvoll. Für alle das Richtige, die sich mit Einsamkeit und Alleinsein mehr befassen wollen.

Bewertung: 3/ 5 Sternen

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Nr. 1: "Wenn ich wiederkomme" von Marco Balzano


Herausgeber ‏ : ‎ Diogenes; 1. Edition (29. September 2021)
Sprache ‏ : ‎ Deutsch
Gebundene Ausgabe ‏ : ‎ 320 Seiten
ISBN-10 ‏ : ‎ 3257071701
ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3257071702
Originaltitel ‏ : ‎ Quando tornerò

Inhaltsangabe:

Sie lassen die eigene Familie zurück, um sich um fremde Menschen zu kümmern – die Frauen aus Osteuropa. Daniela ist eine von ihnen. Sie arbeitet in Mailand, rund um die Uhr, ist zuverlässig und liebevoll als Pflegerin und als Kinderfrau. Doch je mehr sie fremden Familien hilft, desto heftiger vermisst sie die eigenen Kinder. Als ihrem heranwachsenden Sohn etwas zustößt, muss sie eine Entscheidung treffen. 

Autoreninfo:

Marco Balzano, geboren 1978 in Mailand, ist zurzeit einer der erfolgreichsten italienischen Autoren. Er schreibt, seit er denken kann: Gedichte und Essays, Erzählungen und Romane. Neben dem Schreiben arbeitet er als Lehrer für Literatur an einem Mailänder Gymnasium. Mit seinem Roman "Das Leben wartet nicht" gewann er den Premio Campiello, mit "Ich bleibe hier" war er nominiert für den Premio Strega. Er lebt mit seiner Familie in Mailand. 

Meine Meinung: 

Titel: Weibliche Gastarbeiter im Schatten der Gesellschaft...

Nachdem ich "Ich bleibe hier" und "Das Leben wartet nicht" mit großer Begeisterung gelesen habe, war klar dass ich auch sein neustes Werk lesen wollen würde.

In der Geschichte geht es um die Rumänin Daniela, die ihre Heimat verlässt, um ihren Kindern ein besseres Leben zu bieten. Sie geht einfach heimlich. Was hat das für Konsequenzen für die zurückgelassenen Kinder und auf die Partnerschaft? Und wie wird es ihr in der Ferne ergehen?

Der Roman ist in drei Abschnitte gegliedert und man erlebt aus der Sicht von Daniela und ihren beiden Kindern wie sie das Weggehen empfinden. Im Fokus stand für mein Gefühl stets Daniela als die Flüchtige.

Am meisten hat mich das Schicksal von Daniela berührt, wie roh die Arbeitgeber mit ihr umgehen, in welchen Klischees sie denken und was von ihr alles abgefordert wird. Beim Lesen hatte ich beinahe selbst seelische und körperliche Schmerzen, weil mir das Geschilderte so nahe ging. Vor allem glaubte ich zwischendrin, dass sie als Kindermädchen ihr Glück und ihre Zufriedenheit gefunden hat und dann kommt ihr das Leben dazwischen.

Wie gewohnt ist der Erzählstil Balzanos eher unaufgeregt und nüchtern. Der Leser wird mehr durch die Geschehnisse als durch schöne Worte berührt. Mir gefällt diese Art, da die aktuellen Zeiten im echten Leben aufregend genug sind.

Gut gefallen hat mir außerdem, dass man für jeden Protagonisten Partei ergreift. Zu Beginn konnte ich Tochter Angelica so gar nicht einschätzen und mochte sie nicht so wirklich, aber als sie zu Wort kommt, entwickelt man Verständnis und die bereits gebildete, eigene Meinung wendet sich nochmal.

Fazit: Ein Thema, welches unbedingt offener und häufiger angesprochen gehört, denn der Gastarbeiter von heute ist eben nicht mehr nur der starke Mann vom Lande. Solide Unterhaltung, die bei mir noch lange nachwirken wird. Gern spreche ich eine Empfehlung aus.

Bewertung: 4/ 5 Sternen