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Freitag, 12. November 2021

Rezension Marco Balzano

"Wenn ich wiederkomme" von Marco Balzano


Herausgeber ‏ : ‎ Diogenes; 1. Edition (29. September 2021)
Sprache ‏ : ‎ Deutsch
Gebundene Ausgabe ‏ : ‎ 320 Seiten
ISBN-10 ‏ : ‎ 3257071701
ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3257071702
Originaltitel ‏ : ‎ Quando tornerò

Inhaltsangabe:

Sie lassen die eigene Familie zurück, um sich um fremde Menschen zu kümmern – die Frauen aus Osteuropa. Daniela ist eine von ihnen. Sie arbeitet in Mailand, rund um die Uhr, ist zuverlässig und liebevoll als Pflegerin und als Kinderfrau. Doch je mehr sie fremden Familien hilft, desto heftiger vermisst sie die eigenen Kinder. Als ihrem heranwachsenden Sohn etwas zustößt, muss sie eine Entscheidung treffen. 

Autoreninfo:

Marco Balzano, geboren 1978 in Mailand, ist zurzeit einer der erfolgreichsten italienischen Autoren. Er schreibt, seit er denken kann: Gedichte und Essays, Erzählungen und Romane. Neben dem Schreiben arbeitet er als Lehrer für Literatur an einem Mailänder Gymnasium. Mit seinem Roman "Das Leben wartet nicht" gewann er den Premio Campiello, mit "Ich bleibe hier" war er nominiert für den Premio Strega. Er lebt mit seiner Familie in Mailand. 

Meine Meinung: 

Titel: Weibliche Gastarbeiter im Schatten der Gesellschaft...

Nachdem ich "Ich bleibe hier" und "Das Leben wartet nicht" mit großer Begeisterung gelesen habe, war klar dass ich auch sein neustes Werk lesen wollen würde.

In der Geschichte geht es um die Rumänin Daniela, die ihre Heimat verlässt, um ihren Kindern ein besseres Leben zu bieten. Sie geht einfach heimlich. Was hat das für Konsequenzen für die zurückgelassenen Kinder und auf die Partnerschaft? Und wie wird es ihr in der Ferne ergehen?

Der Roman ist in drei Abschnitte gegliedert und man erlebt aus der Sicht von Daniela und ihren beiden Kindern wie sie das Weggehen empfinden. Im Fokus stand für mein Gefühl stets Daniela als die Flüchtige.

Am meisten hat mich das Schicksal von Daniela berührt, wie roh die Arbeitgeber mit ihr umgehen, in welchen Klischees sie denken und was von ihr alles abgefordert wird. Beim Lesen hatte ich beinahe selbst seelische und körperliche Schmerzen, weil mir das Geschilderte so nahe ging. Vor allem glaubte ich zwischendrin, dass sie als Kindermädchen ihr Glück und ihre Zufriedenheit gefunden hat und dann kommt ihr das Leben dazwischen.

Wie gewohnt ist der Erzählstil Balzanos eher unaufgeregt und nüchtern. Der Leser wird mehr durch die Geschehnisse als durch schöne Worte berührt. Mir gefällt diese Art, da die aktuellen Zeiten im echten Leben aufregend genug sind.

Gut gefallen hat mir außerdem, dass man für jeden Protagonisten Partei ergreift. Zu Beginn konnte ich Tochter Angelica so gar nicht einschätzen und mochte sie nicht so wirklich, aber als sie zu Wort kommt, entwickelt man Verständnis und die bereits gebildete, eigene Meinung wendet sich nochmal.

Fazit: Ein Thema, welches unbedingt offener und häufiger angesprochen gehört, denn der Gastarbeiter von heute ist eben nicht mehr nur der starke Mann vom Lande. Solide Unterhaltung, die bei mir noch lange nachwirken wird. Gern spreche ich eine Empfehlung aus.

Bewertung: 4/ 5 Sternen