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Dienstag, 28. September 2021

Rezension Sally Rooney

"Schöne Welt, wo bist du" von Sally Rooney


Herausgeber ‏ : ‎ Claassen; 1. Edition (7. September 2021)
Sprache ‏ : ‎ Deutsch
Gebundene Ausgabe ‏ : ‎ 352 Seiten
ISBN-10 ‏ : ‎ 3546100506
ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3546100502
Originaltitel ‏ : ‎ Beautiful World, Where Are You

Inhaltsangabe:

Alice trifft Felix. Sie ist eine erfolgreiche Schriftstellerin, er arbeitet entfremdet in einer Lagerhalle. Sie begehren einander, doch können sie einander auch trauen? Alice' beste Freundin Eileen hat eine schmerzvolle Trennung hinter sich und fühlt sich aufs Neue zu Simon hingezogen, mit dem sie seit ihrer Kindheit eng verbunden ist. Sie lieben sich, doch ist der Versuch der Liebe den möglichen Verlust ihrer Freundschaft wert? 

Autoreninfo:

Sally Rooney wurde 1991 geboren, ist in Castlebar, County Mayo, aufgewachsen und lebt in Dublin. Ihre frühen Arbeiten sind erschienen in The New Yorker, Granta, The White Review, The Dublin Review, The Stinging Fly, Kevin Barrys Stonecutter und der Anthologie Winter Pages. Sie studierte am Trinity College Dublin, zunächst Politik, machte dann ihren Master in Literatur. Sie war dort 2013 die Nr. 1 bei den European University Debating Championships. Rooneys Debütroman "Gespräche mit Freunden" war Book of the Year in Sunday Times, Guardian, Observer, Daily Telegraph und Evening Standard. Der Roman kam auf die Shortlist des Sunday Independent Newcomer of the Year Award 2017, des International Dylan Thomas Prize und des Rathbones Folio Prize 2018. Rooney war die Gewinnerin des Sunday Times/Peters Fraser & Dunlop Young Writer of the Year Award 2017, den u.a. auch Zadie Smith und Sarah Waters gewannen. Rooney ist inzwischen Redakteurin des irischen Literaturmagazins The Stinging Fly. Ihr zweiter Roman "Normale Menschen" wurde für den Man Booker Prize 2018 nominiert und gewann u.a. den Costa Novel Award, den An Post Irish Novel of the Year Award und den British Book Award (Novel of the Year und Book of the Year). 

Meine Meinung: 

Titel: Freundschaft tut manchmal auch weh...

Sally Rooney hatte mich mit "Gespräche unter Freunden" so sehr fesseln können, dass ich mehr lesen wollte. Und hier bekam ich genau das, was ich mir gewünscht hatte: einen tiefen Einblick in meine Generation.

In der Geschichte geht es um die vier Freunde Alice, Felix, Eileen und Simon, die mit ihrem Leben nur bedingt zufrieden sind. Knapp an die 30 stellt sich die Frage, ob sie das erreicht haben, was sie sich vom Leben gewünscht haben? Geht da noch etwas? Wird es noch komplizierter oder kommt man endlich mal an?

Mit ihrer nüchternen, trockenen Art fängt die Autorin die Dramatik der Generation Y gekonnt ein. Ich habe mich so sehr angesprochen und verstanden gefühlt, da es mir teilweise genauso geht wie den Protagonisten. Zudem spricht sie das Thema psychische Erkrankungen, Depression und Suizidgedanken ganz nebenbei an, was etwas Normales hat und für Verständnis sorgt.

Alle Figuren waren mir nicht sonderlich sympathisch und dennoch habe ich gern mit ihnen mitgefiebert und sie schlichtweg verstanden.

Ich konnte sehr gut nachvollziehen warum Alice unbedingt die Stadt verlassen und aufs Land ziehen wollte, um einfach mal Ruhe zu haben. Dass sie sich ausgerechnet den gegensätzlichen Felix als Partner in Crime aussucht, das hatte etwas Besonderes, denn weder vom Bildungsstand noch von den aktuellen Lebensumständen könnte man glauben, dass das jemals etwas werden könnte mit den Beiden.

Mich hat sehr berührt, dass alle Protagonisten mit Selbstzweifeln zu kämpfen haben, was sie sehr menschlich erscheinen lässt und die angesprochenen Probleme werden die meisten Leser in ähnlicher Form haben und nachvollziehen können.

Das stimmige Ende und der Bezug zur aktuellen Pandemie haben den Roman sehr rund werden lassen.

Jedem sollte klar sein, dass dieses Buch alles andere als leichte Kost ist, da es doch arg schwermütig daher kommt, aber wer bis zum Ende am Ball bleibt, wird die Millenials viel besser verstenen.

Fazit: Frau Rooney bleibt sich treu und unterhält tiefsinnig. An die Geschichte werde ich noch lange denken müssen. Ich habe mich sehr gut unterhalten gefühlt und kann nur eine klare Leseempfehlung aussprechen.

Bewertung: 5/ 5 Sternen

Sonntag, 26. September 2021

Rezension Louise Brown

"Was bleibt wenn wir sterben" von Louise Brown



Herausgeber ‏ : ‎ Diogenes; 1. Edition (29. September 2021)
Sprache ‏ : ‎ Deutsch
Gebundene Ausgabe ‏ : ‎ 256 Seiten
ISBN-10 ‏ : ‎ 3257071760
ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3257071764
Originaltitel ‏ : ‎ Was bleibt, wenn wir sterben

Inhaltsangabe:

Nach dem Tod ihrer Eltern versucht die Journalistin Louise Brown der Endlichkeit des Lebens etwas Sinnstiftendes abzugewinnen. Sie wird Trauerrednerin und Zeugin dessen, was von uns bleibt. Dies verändert nicht nur ihre Einstellung zum Tod, sondern auch ihre Haltung zum Leben. Louise Brown schenkt uns unvergessliche Bilder, die daran erinnern, was uns als Menschen ausmacht. Ein tröstendes und befreiendes Buch, das Mut macht, das Leben auf die Dinge auszurichten, die von Bedeutung sind.

Autoreninfo:

Louise Brown, geboren 1975 in London, zog als Jugendliche mit ihrer Familie ins norddeutsche Ostholstein. Sie studierte Politikwissenschaft in Nordengland, Kiel und Berlin. Sie ist Journalistin und seit einigen Jahren auch als Trauerrednerin in Hamburg tätig. Dort moderierte sie auch das erste "Death Café". In ihrem Podcast "Meine perfekte Beerdigung" spricht sie mit Menschen darüber, wie sie einmal verabschiedet werden wollen. Louise Brown lebt mit ihrem Partner, zwei Kindern und Hund in Hamburg. 

Meine Meinung:

Titel: Vom Trauern und dem Umgang mit dem Tod...

Ehrlich gesagt zähle ich zu den Menschen, die sich vor vermeintlich unangenehmen Themen wie dem Tod drücken und genau deswegen wollte ich dieses Buch lesen.

Louise Brown macht anhand von Anektdoten aus ihrem Leben als Trauerrednerin klar, dass der Tod zum Leben nun mal leider dazu gehört und dass diese Erfahrung auch immer etwas Tröstliches haben kann.

Gut gefallen hat mir wie sie mittels ihrer Erfahrungen durch den Verlust beider Elternteile ihre damit verbundenen Emotionen dem Leser übermittelt und dass es völlig normal ist überfordert zu sein, nicht wie eine Maschine zu funktionieren und dass es okay ist, wenn man Zeit braucht, um den Verlust zu verarbeiten.

Ich muss gestehen, dass mich das Geschriebene sehr nachdenklich gestimmt und ich oft Herzklopfen hatte beim Lesen, da einem so viel durch den Kopf geht, mit dem man sich eigentlich nicht beschäftigen will. Wie wäre es, wenn man selbst seine Liebsten verliert? Würde ich daran zerbrechen?

Das Buch kann in einem Rutsch oder in kleinen Dosen gelesen werden. Ich habe mich für letzteres entschieden, da ich zwischendurch eben auch gern mal meinen Gedanken zum Thema nachhängen wollte.

In meinen Augen ein wichtiges Buch, was nicht nur Menschen hilft, die gerade einen Verlust erlitten haben, sondern dessen Lektüre vielleicht dazu beiträgt schon Schritte zu gehen und Überlegungen anzustellen, damit man es später selbst leichter hat und auch Hinterbliebene besser damit umgehen können.

Fazit: In jedem Fall mal etwas anders, was nachdenklich stimmt und nachwirkt. Hier kann man auch immer mal wieder drin blättern. Ich spreche eine Empfehlung aus.

Bewertung: 4/ 5 Sternen

Samstag, 25. September 2021

Rezension Alex Schulman

"Die Überlebenden" von Alex Schulman


Herausgeber ‏ : ‎ dtv Verlagsgesellschaft (20. August 2021)
Sprache ‏ : ‎ Deutsch
Gebundene Ausgabe ‏ : ‎ 304 Seiten
ISBN-10 ‏ : ‎ 3423282932
ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3423282932
Originaltitel ‏ : ‎ Överlevarna

Inhaltsangabe:

Nach zwei Jahrzehnten kehren die Brüder Benjamin, Pierre und Nils zum Ort ihrer Kindheit – ein Holzhaus am See – zurück, um die Asche ihrer Mutter zu verstreuen. Eine Reise durch die raue, unberührte Natur wie auch durch die Zeit. Im Kampf um die Liebe der Mutter, die abweisend und grob, dann wieder beinahe zärtlich war, haben die Jungen sich damals aufgerieben bis zur Erschöpfung. Heute fühlen sie sich so weit voneinander entfernt, dass es kein Aufeinanderzu mehr zu geben scheint. Und doch ist da dieser Rest Hoffnung, den Riss in der Welt zu kitten, wenn sie sich noch einmal gemeinsam in die Vergangenheit vorwagen.

Autoreninfo:

Alex Schulman wurde 1976 in Hemmesdynge geboren, sein Memoir "Glöm mig" wurde in Schweden 2017 zum Buch des Jahres gekürt. "Die Überlebenden" ist sein erster Roman, von der schwedischen Presse gefeiert, stand er wochenlang auf Platz 1 der Bestsellerliste. Er erscheint in 31 Ländern. 

Meine Meinung:

Titel: Familie kann man sich nicht aussuchen... 

Mir wurde so oft von diesem Roman vorgeschwärmt, dass ich mir nun auch eine Meinung bilden musste. Und ja ihr solltest dies auch tun.

In der Geschichte geht es um die drei Brüder Nils, Pierre und Benjamin, deren Mutter gerade verstorben ist. Sie begeben sich mit der Urne zum Sommerhaus, der Ort ihrer Kindheit. Werden Erinnerungen wach? Und warum waren sie seit so langer Zeit nicht mehr dort?

Der Roman schildert die Kindheit der Jungen über Rückblenden und die Gegenwart wird rückwärts erzählt, was ich als sehr besonders empfand und mir noch nie in ähnlicher Form begegnet ist.

Bereits auf den ersten Seiten spürt man unterschwellig, dass in der Familie etwas passiert sein muss, was keiner je verdaut und verarbeitet hat. Das Geheimnis wird erst ganz zum Schluss geliefert und sorgte bei mir für enormes Erstaunen.

Das Verhalten der Eltern hat mich am meisten bewegt, denn oft wollte ich sie schütteln, dass sie mal mehr für die Kinder und nicht nur etwas für sich tun.

Die Brüder haben jeder für sich ihr Päckchen zu tragen. Ich hatte für jeden vollstes Verständnis und konnte mich gut einfühlen, einen Liebling unter den Dreien hatte ich jedoch nicht.

Schulman zeigt sehr eindrücklich was Alkoholkonsum mit einer Familie machen kann und wie durch falsche Interpretation früherer Ereignisse Zwist unter Geschwistern entstehen kann. Nur weil man bei jemanden die Schuld vermutet, muss dies nicht stimmen.

Der Schreibstil des Autors ist fesselnd, man fliegt nur so durch die Seiten. Die Kapitel sind angenehm lang, so dass sich auch spät abends gut nochmal ein paar Seiten lesen lassen.

Fazit: Eine besondere Familiengeschichte, die mich berührt hat. Daher eine ganz klare Leseempfehlung von mir.

Bewertung: 5/ 5 Sternen

Freitag, 24. September 2021

Rezension Douglas Stuart

"Shuggie Bain" von Douglas Stuart


Herausgeber ‏ : ‎ Hanser Berlin; 2. Edition (23. August 2021)
Sprache ‏ : ‎ Deutsch
Gebundene Ausgabe ‏ : ‎ 496 Seiten
ISBN-10 ‏ : ‎ 3446271082
ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3446271081
Originaltitel ‏ : ‎ Shuggie Bain

Inhaltsangabe:

Shuggie ist anders, zart, fantasievoll und feminin, und das ausgerechnet in der Tristesse und Armut einer Arbeiterfamilie im Glasgow der 80er-Jahre, mit einem Vater, der virile Potenz über alles stellt. Shuggies Herz gehört der Mutter, Agnes, die ihn versteht und der grauen Welt energisch ihre Schönheit entgegensetzt, Haltung mit makellosem Make-up, strahlend weißen Kunstzähnen und glamouröser Kleidung zeigt - und doch Trost immer mehr im Alkohol sucht. Sie zu retten ist Shuggies Mission, eine Aufgabe, die er mit absoluter Hingabe und unerschütterlicher Liebe Jahr um Jahr erfüllt, bis er schließlich daran scheitern muss. Ein großer Roman über das Elend der Armut und die Beharrlichkeit der Liebe, tieftraurig und zugleich von ergreifender Zärtlichkeit.

Autoreninfo:

Douglas Stuart, geboren und aufgewachsen in Glasgow, studierte am Royal College of Art in London. Nach seinem Abschluss zog er nach New York, wo er als Modedesigner arbeitet. Seine Texte erschienen im New Yorker und auf Literary Hub. Für seinen ersten Roman, Shuggie Bain, wurde er mit dem Booker Preis 2020 ausgezeichnet. 

Meine Meinung:

Titel: Wenn der Schmerz einfach nicht nachlässt...

Der Klappentext und die optische Aufmachung haben mich nicht auf das vorbereiten können, was ich letztlich geboten bekam, denn es wird alles andere als leicht.

In der Geschichte geht es um Hugh, der von allen nur Shuggie genannt wird. Er wächst in den 80ern in einem Arbeiterviertel in Glasgow auf und ist täglich mit Armut, Gewalt und Süchten konfrontiert. Was macht es mit einem Kind, wenn die Mutter sich nicht richtig kümmern kann?

Trotz aller Umstände kann man sich in die agierenden Figuren einfühlen und selbst die alkoholkranke Agnes verstehen. Das Leben hat ihr nicht viel Gutes mitgegeben. Stuart beschreibt ihre Sucht so bildlich und intensiv, dass man nicht nur die Gewalt spürt, sondern auch unangenehme Gerüche in der Nase hat.

Shuggie möchte man einfach nur an die Hand nehmen und von dem Leben, was er führen muss, entführen. Es bricht einem beinahe das Herz, wenn er alles für seine Mutter tut und auch anderen versucht zu helfen. Er denkt an alle, nur an sich nicht.

Zudem bringt der Autor sehr gut zur Geltung wie Kinder verrohen, wenn sie in einer ungesunden Umgebung aufwachsen. Wie bereits die Ärzte so schön sangen: "Gewalt erzeugt Gegengewalt".

Mir hat der Roman richtig gut gefallen, auch wenn ich sehr lange für die Lektüre brauchte, aber eben nicht weil es schlecht geschrieben ist, sondern weil die Handlung so hart ist, dass man teilweise nur mit Kloß im Hals liest.

Fazit: Wer auf unbequeme Geschichten steht, die das wahre Leben abbilden mit allem Schrecken, der kommen kann, der wird dieses Buch lieben. Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung. Klasse!

Bewertung: 5/ 5 Sternen