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Montag, 23. Oktober 2023

Rezension Anne Stern

"Fräulein Gold: Die Lichter der Stadt" (Band 6) von Anne Stern


Herausgeber ‏ : ‎ Rowohlt Taschenbuch; 1. Edition (12. September 2023)
Sprache ‏ : ‎ Deutsch
Broschiert ‏ : ‎ 464 Seiten
ISBN-10 ‏ : ‎ 3499009188
ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3499009181

Inhaltsangabe:

Berlin, 1929: Hulda Gold arbeitet als Hebamme in einer Mütterberatungsstelle in Schöneberg. Für ihre Schützlinge tut sie alles. Aber sie muss auch für sich und ihre kleine Tochter Meta kämpfen, denn das Leben als alleinerziehende, ledige Mutter ist selbst in ihrem Heimatkiez alles andere als leicht. Als sie eine junge Schauspielerin am berühmten Theater am Nollendorfplatz betreut, lernt sie eine neue Facette ihres Viertels kennen: die faszinierende Welt der Künstlerinnen und Bühnenstars, in der nichts ist, wie es scheint. Doch mit der beginnenden Weltwirtschaftskrise kämpft auch das Theater ums nackte Überleben. Als es zu einer seltsamen Einbruchsserie im Viertel kommt, ist Hulda alarmiert, denn nicht nur einer ihrer Freunde ist von der Gefahr direkt betroffen. Sie beginnt, Nachforschungen anzustellen, und muss all ihren Mut und ihren unerschütterlichen Gerechtigkeitssinn unter Beweis stellen – nicht nur für sich selbst, sondern auch für Meta.

Autoreninfo:

Anne Stern wurde in Berlin geboren und ist Historikerin und promovierte Germanistin. Ihre  Reihe um die Berliner Hebamme "Fräulein Gold" ist ein großer Erfolg, jeder Band ein Spiegel-Bestseller. Anne Stern lebt mit ihrer Familie in Berlin.

Meine Meinung:

Titel: Jeder ist sich selbst der Nächste...

Wahrscheinlich bin ich nur wie viele andere Leser, denn das Erscheinen eines jeden Hulda Gold Bandes sehne ich regelrecht herbei und dann ist er in wenigen Tagen ausgelesen.

In der Geschichte geht es dieses Mal um eine mysteriöse Einbruchsserie im Viertel. Auch der liebe Kioskbesitzer Bert ist betroffen. Was geht da nur vor? Doch eines Abends macht Hulda eine Entdeckung. Kann eine Bekannte von ihr in dem Fall verwickelt sein? Würden Frauen so etwas überhaupt tun?

Mir hat an diesem Band gefallen, dass der eigentliche, kleine Kriminalfall sehr im Hintergrund ist und es mehr um das Berlin Ende der 20er, die politischen Entwicklungen und Huldas Leben und das ihrer Freunde geht. Zudem mochte ich, dass zwar das Muttersein mit all seinen Mühen beschrieben ist, aber auf eine liebevolle, schöne Art und nicht als ekelhafte Last. Es ist jedem klar, dass alleine ein Kind großzuziehen kein Zuckerschlecken ist.

Ich habe mich beim Lesen wieder sehr wohl gefühlt, da mir die Straßennamen durchaus etwas sagen und ich an einigen beschriebenen Plätzen auch schon war. Manches Mal wünscht man sich als Leser schon so eine kleine Zeitreise, um da nochmal persönlich hin stöbern zu können.

Was ich auch richtig klasse fand, dass die Paarbeziehungen eben nicht kitschig verklärt dargestellt werden, sondern mit echten Problemen, die es heute auch oft noch gibt. Das ist so schön, wenn Realität sich in Büchern wiederfindet und man sich mit den Akteuren identifizieren kann.

Bewegend war zudem, dass man die politischen Veränderungen mit all seinen Schrecken, denn wir als Leser wissen ja bereits was da noch kommen wird, auf jeder Seite spürt.

Einzig gestört hat mich folgendes: auf jeder zweiten Seite wird Kaffee gekocht oder getrunken. 

Fazit: Weiterhin unterhaltsam und macht nach wie vor Lust auf weitere Geschichten rund um die Berliner Hebamme. Einfach toll.

Bewertung: 5/ 5 Sternen

Samstag, 14. Oktober 2023

Rezension Sophie Passmann

"Pick me Girls" von Sophie Passmann


Herausgeber ‏ : ‎ Kiepenheuer&Witsch; 3. Edition (7. September 2023)
Sprache ‏ : ‎ Deutsch
Gebundene Ausgabe ‏ : ‎ 224 Seiten
ISBN-10 ‏ : ‎ 3462004204
ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3462004205

Inhaltsangabe:

"Ich bin nicht so wie andere Frauen", ist der typische Satz eines pick me girls. Wahrscheinlich haben die meisten Frauen diesen Satz mal gedacht, nicht nur in der unbewusst-misogynen Abgrenzung zu einem ganzen Geschlecht, sondern als Herabwürdigung des eigenen Selbst – man ist nicht so dünn und hat keine so gute Haut wie alle anderen Frauen. Wenn man als Frau geboren wird, kommen die Selbstzweifel ab Werk. Spätestens in der Pubertät wird man mit der goldenen Regel konfrontiert, die zwar nirgendwo geschrieben steht, aber als allgemeingültig gilt: Der männliche Blick, das Begehrtwerden ist die höchste Währung.

Warum wir alle pick me girls sind und welche Unmöglichkeiten Sophie Passmann und höchstwahrscheinlich auch jede andere Frau im Laufe ihres Lebens ertragen muss, das seziert Sophie Passmann so scharf und klug wie keine andere. 


Autoreninfo:

Sophie Passmann, 1994 geboren, ist Autorin, Satirikerin und Moderatorin. Ihr Buch "Alte weiße Männer" stand wochenlang auf der SPIEGEL-Bestsellerliste, "Komplett Gänsehaut" war Platz 1 der SPIEGEL-Bestsellerliste. Sie schreibt für Die Zeit, ist im Ensemble von "Late Night Berlin" und unterhält mehr als 300.000 Follower*innen auf Instagram.

Meine Meinung:

Titel: Selbstzweifel sind Werkseinstellung...

Da mich bereits andere Bücher von Frau Passmann sehr gut unterhalten haben, allen voran "Komplett Gänsehaut", wollte ich natürlich auch in ihr persönlichstes Buch blicken. 

Während der Lektüre stellte ich schnell fest, dass es mittlerweile zwischen den Jahrgängen doch größere Unterschiede gibt als ich bisher annahm, denn vieles was die mir gegenüber 9 Jahre jüngere Autorin beschreibt an Serien und Co und das Social Media Leben, hatte ich einfach in meinen 20ern nicht. Nicht nur weil es das in der heutigen Form damals nicht gab, sondern auch meine Interessen anders gelagert waren.

Die von ihr geschilderten Alltagssituationen habe ich dann aber doch auch erlebt und die immer wieder erwähnte Scham ist mir auch nicht fremd. Der Neid auf andere Frauen, die vielleicht irgendwann mal mehr Aufmerksamkeit von Männern erhielten als man selbst, obwohl die Betroffene es vielleicht selbst nicht wollte oder gar verursacht hat. Die eigenen Erfahrungen von sexueller Belästigung und immer wieder die Zweifel am Selbstwert wie gut man denn jetzt eigentlich ist oder eben nicht. Denn taugt man etwas, wenn man nicht in einer festen Partnerschaft ist? Medien und Gesellschaft scheinen da ja eine ganz klare Meinung zu haben. Während der Singlemann als einsamer Wolf und cool gilt, kann ja mit der Singlelady etwas nicht stimmen. Entweder ist sie zu wählerisch oder hat einen Knacks in ihrem süßen Köpfchen. 

Am meisten bewegt mich jedoch dadurch mehr zu wissen: das passiert uns allen. Wir sind nicht besonders, weil uns diejenige hintergangen oder derjenige verlassen hat, da es einfach im Leben einer Frau passiert. Der einen vielleicht häufiger als der anderen, aber das macht es nicht weniger schlimm.

Beim Thema Optimierung der Optik durch Schönheitseingriffe, Make-up und Co bin ich dann doch sehr froh einige Jahre älter zu sein als die Autorin und eben nicht mit Dauerbeschallung aus den sozialen Medien groß geworden zu sein. 

Besonders bewegt mich jedoch folgendes: Warum wird man als Frau, vor allem in den jungen Jahren einfach nicht für voll genommen und dauernd unterschätzt? Das passiert jungen Männern nie, denen wird immer mehr zugetraut und sie sollen auf Risiko gehen. Wann hat die Einstellung sich in die Gehirne der Menschen eingenistet? 

Leider muss ich gestehen, dass mir erst mit Ende 30 so langsam aber sicher egal ist was andere von mir denken, wie sie mich bewerten und ob gelästert wird. Das war aber auch ein sehr langer Prozess, der gewiss noch lange nicht abgeschlossen ist, denn natürlich gibt es immer mal Bemerkungen oder Ereignisse, die die einst gesäten Zweifel im Kopf wieder hervorholen, ohne dass man es wirklich möchte oder beeinflussen kann.

Ein Buch, welches mich doch sehr nachdenklich stimmt. Habe ich alles richtig gemacht oder Lebensphasen verschwendet an die Falschen? Herausfinden werde ich es wohl nicht, denn rückgängig kann man Erlebnisse eben nicht mehr machen. 

Fazit: Hat mich über meine Vergangenheit nachdenken lassen und was ich zukünftig vielleicht anders mache. Lesenswert für all jene, die nicht übermäßig engstirnig denken. Und natürlich leicht provokant, aber das mag ich ja an den Texten von Sophie so.

Bewertung: 4/ 5 Sternen

Freitag, 13. Oktober 2023

Rezension D.C. ODESZA

"DARK dream CASTLE" (Band 2) von D.C. ODESZA


Herausgeber ‏ : ‎ D.C. Odesza; 2. Edition (8. Juni 2023)
Sprache ‏ : ‎ Deutsch
Broschiert ‏ : ‎ 320 Seiten
ISBN-10 ‏ : ‎ 3949539174
ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3949539176
Lesealter ‏ : ‎ Ab 17 Jahren

Inhaltsangabe:

Nachdem Madison Diabos Deal angenommen hat, versucht sie sich an den Teil ihrer Abmachung zu halten. Leider ist das leichter gesagt als getan. Wenn sie versagt, wird sie ihren Bruder nicht mehr wiedersehen. Aber da sie mehr als einem Lord das Leben gerettet hat, ist es für sie eine große Herausforderung, nun einen töten zu müssen. Wird Madison zu einer Verbündeten von Diabo werden? Was, wenn Joaquim herausfindet, was sie plant? Und wird Madison ihren Bruder jemals wiedersehen?

Autoreninfo:

D.C. ODESZA ist das Pseudonym einer jungen, deutschen Autorin. Ihre Geschichten zeichnen sich durch tiefe Gefühle, sinnliche Momente, tiefbewegenden Handlungen und einem Hauch Spannung aus.

Meine Meinung:

Titel: Solider zweiter Teil...

Nachdem mich der erste Band "DARK gleam CASTLE" richtig derbe abgeholt hat und ich diesen verschlungen habe, musste ich dann auch zeitnah die Fortsetzung lesen. Es wird düsterer, es wird krasser, aber...

Der erste Teil endete natürlich mit einem Cliffhanger und so wird man hier direkt ins kalte Wasser gestoßen und ist mitten im Geschehen, was ich persönlich gern mag. Madison ist immer noch die Gefangene der Lords und ihr einziger Gedanke gilt ihrem Bruder und ihn hoffentlich lebend zu finden. Wird ihr dies gelingen? Und was werden die dunklen Lord noch alles von ihr verlangen? Die düstere einsame Insel als Setting ohne Kontakt zur Außenwelt sorgt für die richtigen Gänsehautmomente.

Gut gefallen hat mir, dass den Leser wieder jede Menge Spannung erwartet und es wird sowohl blutig als auch spicy. Es ist schon hart wie Diabo einfach seine Kollegen umlegt und man einfach nicht weiß aus welchen Beweggründen er dies tut. Man tappt hier völlig im Dunklen. Wer auch immer dann verletzt wird, lässt einen dann ebenfalls nicht kalt. Man kann den Schmerz förmlich durch die Seiten spüren. Der Spice im Buch ist enorm, mehr geht nicht. Die Szenen sind explizit beschrieben und in meinen Augen auf jeden Fall anregend, wenn auch die Fetische sicher nicht jedermanns Sache sind.

Nun zu meinem Kritikpunkt, weshalb ich nicht ganz so angetan war wie vom ersten Band. In meinen Augen hat Maddie keine wirkliche Entwicklung durchgemacht im Vergleich zum ersten Teil. Sie schien irgendwie naiver und lässt alles mit sich machen. Es wirkte teilweise willenlos für mich. Natürlich gibt es Szenen in denen sie sich wehrt und auch ihr Widerstand aufblitzen, aber irgendwie war mir das etwas zu wenig. Aber vielleicht erwarte ich auch zu viel, da das Geschilderte zwar wirkt als wären wir seit Wochen auf der Insel, dabei sind es nur wenige Tage, wenn ich nicht sogar irgendwas von drei Tagen gelesen habe.

Ansonsten liest sich der Stil von D.C. ODESZA einfach unglaublich entspannt und relaxt. Ich kann dabei sehr gut abschalten und auf andere Gedanken kommen, gerade nach einem anstrengenden Arbeitstag.

Fazit: Solider zweiter Band, der wieder mit einem miesen Cliffhanger endet, dass einem ja nichts anderes übrig bleibt als die Nase in den nächsten Band zu stecken. Empfehlenswert mit etwas Luft nach oben. Ich mochte ihn trotzdem gern.

Bewertung: 4/ 5 Sternen

Sonntag, 8. Oktober 2023

Rezension Ferdinand von Schirach

"Regen" von Ferdinand von Schirach


Herausgeber ‏ : ‎ Luchterhand Literaturverlag; Originalausgabe Edition (23. August 2023)
Sprache ‏ : ‎ Deutsch
Gebundene Ausgabe ‏ : ‎ 112 Seiten
ISBN-10 ‏ : ‎ 3630877389
ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3630877389

Inhaltsangabe:

Ferdinand von Schirachs neues Buch "Regen" ist eine Erzählung in Form eines Theatermonologs, den Ferdinand von Schirach ab Herbst 2023 im Rahmen einer großen Premierentournee auf zahlreichen deutschen Bühnen selbst sprechen und aufführen wird: Ein Mann kommt durchnässt aus dem Regen in eine Bar – auf die Bühne – und denkt über Verbrechen und Strafen nach, über das Großartige und das Schreckliche unserer Zeit, über die Würde des Menschen, die Einsamkeit, die Liebe, den Verlust und das Scheitern.

Autoreninfo:

Der Spiegel nannte Ferdinand von Schirach einen "großartigen Erzähler", die New York Times einen "außergewöhnlichen Stilisten", der Independent verglich ihn mit Kafka und Kleist, die Financial Times mit Raymond Carver, und der Daily Telegraph schrieb, er sei "eine der markantesten Stimmen der europäischen Literatur". Seine Bücher wurden vielfach verfilmt und zu millionenfach verkauften internationalen Bestsellern. Sie erschienen in mehr als vierzig Ländern. Seine Theaterstücke "Terror" und "Gott" zählen weltweit zu den erfolgreichsten und meistdiskutierten Dramen der Gegenwart.

Meine Meinung:

Titel: Etwas übersichtlich...

Als großer Fan von Ferdinand von Schirach lese ich alles von ihm ohne großartig vorher zu recherchieren was mich da erwarten wird. Etwas schade fand ich dann aber, dass man für diesen stolzen Buchpreis 50 Seiten Theaterstück bekommt und dann ein Interview, was bereits anderweitig erschienen ist. Und das alles in Großdruck, einer Schriftgröße, die man sonst eher aus Kinderbüchern kennt.

Das Theaterstück als Monolog des unfreiwilligen Schöffen und Autors ist natürlich spannend und entspricht der Qualität, die man von Schirach kennt. Die Gedankengänge stimmen nachdenklich, regen an zu hinterfragen und man denkt noch lange darüber nach. So eine Wirkung soll Literatur ja haben. Ich stelle es mir sehr wirkungsvoll vor, wenn der Autor damit auf einer Bühne auftritt.

Ich habe das Geschrieben laut und mit Betonung gelesen, so hatte es nochmal einen anderen Eindruck auf mich als Leser, weil man sich mehr in die Figur einfühlen kann.

Fazit: Definitiv gut geschrieben, aber auch leider Wucher. Bei der aktuellen Lage muss man sich als Leser wirklich sehr gut überlegen, ob es einem das wert ist oder man dies vielleicht besser in der örtliche Bücherei leiht. Punktabzug gibt es ausschließlich aufgrund des Preises.

Bewertung: 4/ 5 Sternen

Samstag, 7. Oktober 2023

Rezension Alena Schröder

"Bei euch ist es immer so unheimlich still" von Alena Schröder

Herausgeber ‏ : ‎ dtv Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG; 1. Edition (1. August 2023)
Sprache ‏ : ‎ Deutsch
Gebundene Ausgabe ‏ : ‎ 336 Seiten
ISBN-10 ‏ : ‎ 3423283394
ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3423283397

Inhaltsangabe:

Ildingen, 1950er Jahre. Evelyn Borowski hat alles, was sie sich je erträumt hat: Ein Eigenheim mit Garten, einen fürsorglichen Mann und das lang erwartete Töchterchen Silvia. Trotzdem ist sie nicht glücklich: Sie vermisst ihren Beruf als Ärztin und fühlt sich fremd und allein in dieser süddeutschen Kleinstadt. Betti, Ihre Freundin und Schwägerin, ist unverheiratet und kümmert sich deshalb um die Eltern. Mit losem Mundwerk und rasantem Fahrstil sorgt sie für reichlich Ärger.

1989, in Berlin liegt Aufbruch in der Luft. Silvia Borowski aber macht einen Schritt zurück. In einem geklauten Polo fährt sie Hals über Kopf Richtung Süden. Neben ihr die erst wenige Wochen alte Tochter Hannah. Was erwartet sie in ihrem Heimatort, aus dem Silvia vor vielen Jahren überstürzt geflohen ist? Ist sie stark genug, sich der Vergangenheit zu stellen?

Autoreninfo:

Alena Schröder, geboren 1979, arbeitet als freie Journalistin und Autorin in Berlin. Sie hat Geschichte, Politikwissenschaft und Lateinamerikanistik in Berlin und San Diego studiert und die Henri-Nannen-Schule besucht. Nach einigen Jahren als Redakteurin in der Brigitte-Redaktion arbeitet sie heute frei u.a. für die Brigitte, das SZ-Magazin und Die Zeit. Sie ist Autorin mehrerer Sachbücher sowie fiktionaler Bücher.

Meine Meinung:

Titel: Es geht weiter mit den Borowskis...

Ohne den Hinweis meiner Bibliotheksleiterin wäre mir nie aufgefallen, dass es sich bei dem vorliegenden Buch um eine Art Fortsetzung bzw. Vorgeschichte zu "Junge Frau, am Fenster stehend, Abendlicht, blaues Kleid" handelt. Ich habe lediglich dazu gegriffen, eben weil mir vorher genanntes Buch so gut gefallen hatte.

Zunächst möchte ich die Covergestaltung loben. Man sieht auf den ersten Blick, dass es sich um ein Buch von Alena Schröder handelt. Der helle Hintergrund in Kombination mit den Vögeln und den Blüten verströmt eine gewisse Leichtigkeit. 

Dieses Mal geht es um Evelyn und ihre Tochter Silvia und wir wechseln zwischen den 50ern im ländlichen Ildingen und 1989 in Berlin und später auch in Ildingen. Ich mag es, dass hier zwei Perspektiven und Zeiten beleuchtet werden, denn das erhöht die Spannung, da meist der Break kommt, wenn es gerade richtig heiß hergeht. Zudem wird hier nochmal sehr klar, was von den Frauen der damaligen Zeit erwartet worden ist und dass man sich am besten Fall an die Rollenbilder der Gesellschaft hält und bloß nicht daraus ausbricht.

Gut gefallen hat mir hier wieder mal, dass die Autorin den Fokus auf die weiblichen Figuren legt mit all ihren Problemen, Ängsten und Sorgen. Ich konnte mich in beide sehr gut einfühlen, auch wenn ich vielleicht Evelyns harte Art schon sehr anstrengend fand, aber sie ist nun mal eine Frau ihrer Zeit. Ich mochte sehr, dass es gerade bei ihr am Ende eine Entwicklung zum Positiven gibt.

Der Knaller waren für mich die letzten hundert Seiten, denn was da noch alles aufgedeckt wird, das habe ich so nicht kommen sehen. Nachdem ich das Buch zugeklappt hatte, musste ich erstmal durchatmen.

Fazit: Ein berührender Familienroman, der mich sehr gut unterhalten hat. Den kann man einfach nur empfehlen.

Bewertung: 5/ 5 Sternen

Freitag, 6. Oktober 2023

Rezension Whitney Scharer

"Die Zeit des Lichts" von Whitney Scharer


Herausgeber ‏ : ‎ Klett-Cotta; 2. Druckaufl. 2021 Edition (13. März 2021)
Sprache ‏ : ‎ Deutsch
Taschenbuch ‏ : ‎ 400 Seiten
ISBN-10 ‏ : ‎ 3608984178
ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3608984170
Originaltitel ‏ : ‎ The Age of Light

Inhaltsangabe:

Lee Miller hat ihr Leben als Vogue-Model in Amerika an den Nagel gehängt, um sich im Paris der 1920er Jahre als Fotografin neu zu erfinden. Inmitten der Pariser Boheme trifft sie auf den bekannten Porträtfotografen Man Ray. Die beiden werden ein schillerndes Liebespaar, doch Man Ray stellt sich Lees künstlerischer Freiheit immer wieder in den Weg. Bis die junge Frau sich entscheidet, ihre Kunst nicht länger einem Mann unterzuordnen.

Autoreninfo:

Whitney Scharer hat Kreatives Schreiben an der Universität von Washington studiert und wurde mit dem Emerging Artist Award der St. Botolph Club Foundation ausgezeichnet. Außerdem war sie Stipendiatin des Somerville Arts Council und am Virginia Center for the Creative Arts. Ihr Debütroman "Die Zeit des Lichts" erschien in fünfzehn Ländern.

Meine Meinung:

Titel: Das Leben der Lee Miller mit Man Ray

Ich wollte dieses Buch unbedingt lesen, weil ich in Hamburg im Bucerius Kunst Forum die Lee Miller Ausstellung besucht habe und einfach mehr über diese Künstlerin wissen wollte.

In der Geschichte schildert die Autorin das Leben der jungen Lee Miller und wie sie sich vom Model zur Fotografin entwickelt und dies neben Man Ray als ihrem Partner.

Mir hat richtig gut gefallen, dass Whitney Scharer den Fokus auf ihre Bilder legt, denn viele Bilder, die im Buch beschrieben werden, habe ich live gesehen, so dass das nochmal ein ganz besonderer Genuss war.

Das Leben von Lee wird sehr realistisch beschrieben. Dass es viel auch um Man Ray geht, hat mich persönlich nicht gestört. Ich mochte, dass zwischen den Zeiten gesprungen wird. Gerade die Handlungsstränge um 1945 haben mich doch sehr bewegt und nachdenklich gestimmt.

Das was ich sehr eindrücklich fand war, dass sich das Geschriebene sehr schwermütig liest, eben weil das Leben der Künstlerin auch alles andere als leicht war. Irgendwie als würde über allem ein dunkler Schleier liegen.

Gut gefallen hat mir, dass einem so erst bewusst wird wie schwer es früher war Fotos zu machen, zu entwickeln und was man alles beachten musste. Da gehörte noch viel Fachwissen und Experimentierfreude dazu. Heute drücken wir nur noch einen Knopf am Smartphone und legen Filter auf die Bilder.

Fazit: Ein bewegender Roman über eine herausragende Künstlerin. Ich habe ihn unglaublich gern gelesen und kann ihn uneingeschränkt empfehlen. Klasse!

Bewertung: 5/ 5 Sternen

P.S.: Der Lesegenuss wird erhöht, wenn man die beschriebenen Fotos nicht kennen sollte, nach diesen zu suchen, denn dadurch hat man noch mehr Intensität in der Geschichte.