"Die perfiden Spiele der Narzissten" von Dr. med. Pablo Hagemeyer
Broschiert : 272 Seiten
ISBN-10 : 3959103298
ISBN-13 : 978-3959103299
"Die perfiden Spiele der Narzissten" von Dr. med. Pablo Hagemeyer
"Die Enkelin" von Bernhard Schlink
"Berauscht vom Leben - Die Freiheit, nicht zu trinken" von J. Libaire u. A. E. Ward
"Schwarzes Herz" von Jasmina Kuhnke
"Die Schönheit des Himmels" von Sarah Biasini
"Fräulein Gold: Die Stunde der Frauen" von Anne Stern
"Die letzte Schuld: Ein Fall für Emil Graf" von Heidi Rehn (Band 2)
"Die Dorfschullehrerin: Was die Hoffnung verspricht" von Eva Völler
"Allein" von Daniel Schreiber
Herausgeber : Hanser Berlin; 2. Edition (27. September 2021)
Sprache : Deutsch
Gebundene Ausgabe : 160 Seiten
ISBN-10 : 3446267921
ISBN-13 : 978-3446267923
Inhaltsangabe:
Zu keiner Zeit haben so viele Menschen allein gelebt, und nie war
elementarer zu spüren, wie brutal das selbstbestimmte Leben in
Einsamkeit umschlagen kann. Aber kann man überhaupt glücklich sein
allein? Und warum wird in einer Gesellschaft von Individualisten das
Alleinleben als schambehaftetes Scheitern wahrgenommen? Im Rückgriff
auf eigene Erfahrungen, philosophische und soziologische Ideen ergründet
Daniel Schreiber das Spannungsverhältnis zwischen dem Wunsch nach
Rückzug und Freiheit und dem nach Nähe, Liebe und Gemeinschaft. Dabei
leuchtet er aus, welche Rolle Freundschaften in diesem Lebensmodell
spielen: Können sie eine Antwort auf den Sinnverlust in einer
krisenhaften Welt sein? Ein zutiefst erhellendes Buch über die Frage,
wie wir leben wollen.
Autoreninfo:
Daniel Schreiber, 1977 geboren, ist Autor der Susan-Sontag-Biografie
"Geist und Glamour" (2007) sowie der hochgelobten und vielgelesenen Essays
"Nüchtern" (2014) und "Zuhause" (2017). Er lebt in Berlin.
Meine Meinung:
Titel: Was ist Alleinsein für dich?
Auf Social Media bin ich immer wieder über dieses Buch gestolpert und da ich selbst schon seit einigen Jahren Single bin, las ich einfach mal rein.
Schreibers Gedanken zum Alleinsein waren so gänzlich anders als das was ich erwartet hatte oder wie ich empfinde, so dass mir der Einstieg erst einmal nicht ganz leicht fiel.
Für meinen Geschmack sollte man schon sehr positiv bei sich sein, sonst zieht einen das Geschilderte runter, da Daniel Schreibers Erfahrungen mit dem Alleinsein eher negativ besetzt sind und wer das auch so empfindet, der wird emotional vielleicht sehr runtergezogen.
Ich hadere nicht damit allein durchs Leben zu gehen, sondern mir sind die Nachteile, aber auch die vielen Vorteile sehr bewusst. Nur durch das Alleinsein bin ich überhaupt erst über mich hinausgewachsen.
Habe ich das Erzählte in diesem Buch erstmal als anstrengend und so weit weg von mir empfunden, so musste ich doch spätestens ab der Mitte feststellen, dass nun mal nicht jeder so leicht mit diesem Zustand klar kommt, erst recht nicht in unserer heteronormativ geprägten Gesellschaft.
Ich mochte, dass Schreiber uns an den Problemen von Homosexuellen teilhaben lässt. Am eigenen Leib habe ich schon oft erfahren wie schwer es ist einen Partner für eine heterosexuelle Partnerschaft zu finden und da wurde mir bewusst wie schwer es anderen fallen muss, die eine andere Orientierung haben. Mal ganz davon ab, dass die gesellschaftliche Akzeptanz zwar schon besser als in den 80ern ist, aber noch lange nicht da wo sie sein sollte.
Die intimen Einblicke zeigen, dass körperliche und seelische Probleme das Alleinsein fördern und die Selbstakzeptanz untergraben können, denn kaum jemand ist zu hundert Prozent im Reinen mit sich.
Das Thematisieren der Pandemie empfand ich als richtig und wichtig in der heutigen Zeit, denn wenn man Freunde nur noch über einen Bildschirm sieht oder am Telefon hört, dann ist das eben nicht dasselbe wie im echten Leben. Und beim Dating sieht es dann noch viel schlimmer aus.
Mich hat dieses Sachbuch sehr nachdenklich gestimmt und mir gezeigt, dass ich mehr von meiner Sichtweise abkommen muss, um mich besser in andere Menschen einfühlen zu können.
Fazit: Gewiss keine leichte Kost und dennoch wertvoll. Für alle das Richtige, die sich mit Einsamkeit und Alleinsein mehr befassen wollen.
Bewertung: 3/ 5 Sternen
"Wenn ich wiederkomme" von Marco Balzano
Herausgeber : Diogenes; 1. Edition (29. September 2021)
Sprache : Deutsch
Gebundene Ausgabe : 320 Seiten
ISBN-10 : 3257071701
ISBN-13 : 978-3257071702
Originaltitel : Quando tornerò
Inhaltsangabe:
Sie lassen die eigene Familie zurück, um sich um fremde Menschen zu
kümmern – die Frauen aus Osteuropa. Daniela ist eine von ihnen. Sie
arbeitet in Mailand, rund um die Uhr, ist zuverlässig und liebevoll als
Pflegerin und als Kinderfrau. Doch je mehr sie fremden Familien hilft,
desto heftiger vermisst sie die eigenen Kinder. Als ihrem
heranwachsenden Sohn etwas zustößt, muss sie eine Entscheidung treffen.
Autoreninfo:
Marco Balzano, geboren 1978 in Mailand, ist zurzeit einer der
erfolgreichsten italienischen Autoren. Er schreibt, seit er denken kann:
Gedichte und Essays, Erzählungen und Romane. Neben dem Schreiben
arbeitet er als Lehrer für Literatur an einem Mailänder Gymnasium. Mit
seinem Roman "Das Leben wartet nicht" gewann er den Premio Campiello,
mit "Ich bleibe hier" war er nominiert für den Premio Strega. Er lebt
mit seiner Familie in Mailand.
Meine Meinung:
Titel: Weibliche Gastarbeiter im Schatten der Gesellschaft...
Nachdem ich "Ich bleibe hier" und "Das Leben wartet nicht" mit großer Begeisterung gelesen habe, war klar dass ich auch sein neustes Werk lesen wollen würde.
In der Geschichte geht es um die Rumänin Daniela, die ihre Heimat verlässt, um ihren Kindern ein besseres Leben zu bieten. Sie geht einfach heimlich. Was hat das für Konsequenzen für die zurückgelassenen Kinder und auf die Partnerschaft? Und wie wird es ihr in der Ferne ergehen?
Der Roman ist in drei Abschnitte gegliedert und man erlebt aus der Sicht von Daniela und ihren beiden Kindern wie sie das Weggehen empfinden. Im Fokus stand für mein Gefühl stets Daniela als die Flüchtige.
Am meisten hat mich das Schicksal von Daniela berührt, wie roh die Arbeitgeber mit ihr umgehen, in welchen Klischees sie denken und was von ihr alles abgefordert wird. Beim Lesen hatte ich beinahe selbst seelische und körperliche Schmerzen, weil mir das Geschilderte so nahe ging. Vor allem glaubte ich zwischendrin, dass sie als Kindermädchen ihr Glück und ihre Zufriedenheit gefunden hat und dann kommt ihr das Leben dazwischen.
Wie gewohnt ist der Erzählstil Balzanos eher unaufgeregt und nüchtern. Der Leser wird mehr durch die Geschehnisse als durch schöne Worte berührt. Mir gefällt diese Art, da die aktuellen Zeiten im echten Leben aufregend genug sind.
Gut gefallen hat mir außerdem, dass man für jeden Protagonisten Partei ergreift. Zu Beginn konnte ich Tochter Angelica so gar nicht einschätzen und mochte sie nicht so wirklich, aber als sie zu Wort kommt, entwickelt man Verständnis und die bereits gebildete, eigene Meinung wendet sich nochmal.
Fazit: Ein Thema, welches unbedingt offener und häufiger angesprochen gehört, denn der Gastarbeiter von heute ist eben nicht mehr nur der starke Mann vom Lande. Solide Unterhaltung, die bei mir noch lange nachwirken wird. Gern spreche ich eine Empfehlung aus.
Bewertung: 4/ 5 Sternen
Hallo ihr Lieben,
heute möchte ich euch von der Lesung zu "Hard Land" aus dem Diogenes Verlag berichten, die mir so sehr am Herzen lag.
Als ich im Dezember 2020, mitten im Corona Lockdown bei Benedicts Facebook Account las, dass es eine Lesetour im Herbst 2021 geben wird, da habe ich nicht lange nachgedacht, sondern einfach Karten bestellt.
Nichts habe ich mir mehr gewünscht, als dass mein Lieblingsautor mit seinem neuen Buch auf Lesereise geht. Klar war mir, dass es eher unwahrscheinlich ist, dass diese Veranstaltung tatsächlich stattfinden wird und dennoch habe ich versucht die Daumen zu drücken und zu hoffen, dass es klappt.
Und ich muss gestehen, dass als ich 14 Tage vor dem Event eine Mail des Veranstalters bekam, dass dies die gefürchtete Absage sein wird, denn die Zahlen steigen ja leider wieder. Aber es kam anders, denn der Veranstalter informierte lediglich, dass es sich um eine 2G- Veranstaltung handelt. Also konnte ich weiter hoffen.
Als dann endlich Mittwoch, der 03.11.21 angebrochen war, konnte ich es auf dem Weg zur Arbeit immer noch nicht glauben, dass das stattfinden soll. Irgendwie war ich gedanklich noch gar nicht so weit, dass dieser Wunsch nun wirklich in Erfüllung gehen würde. Aufgeregt war ich nicht, selbst auf den zwei Stunden Fahrt nicht.
Als wir dann die Location gefunden hatten, selbst da war die Aufregung nicht da.
Das erste leichte Herzklopfen entstand bei mir erst, also ich die tolle Bühne sah. Eine coole Mischung aus Oldschool und Wohnzimmer.
Schnell hatte sich das Herzklopfen ein wenig gelegt. Die Vorfreude war aber dennoch riesig, denn beim Suchen nach den Plätzen stellte sich schnell raus, dass ich Benedict direkt gegenüber sitzen würde.
Die Lesung startete etwa 15 Minuten später als angekündigt, was die Spannung nur zusätzlich wachsen ließ. Zunächst einmal erschien dann Jacob Brass auf der Bühne und spielte einen Song auf der Gitarre, um uns Zuschauer in die richtige Stimmung zu versetzen. Und danach kam dann Benedict auf die Bühne. Puh das war der Moment wo mein Kopf endlich realisierte, das hier ist Realität und einer deiner Träume wird gerade Wirklichkeit. Ich hatte unglaubliches Herzklopfen und das Gefühl, dass ich die zwei Würstchen und den Gin Tonic vorher in der Location nicht hätte genießen sollen, da mir etwas schlecht wurde. Aber das lag einfach nur an der Aufregung, die sich zum Glück nach 15 Minuten legte. In der ersten Reihe sitzen und sich vor seinem Lieblingsautor übergeben, das wäre wohl nicht so cool gewesen.
Nachdem sich die Aufregung dann gelegt hatte, konnte ich den Abend in vollen Zügen genießen. Die Lesestellen harmonierten einfach perfekt mit den gespielten Songs, egal ob 80er Song oder die Lieder von Jacobs neuem Album "Circletown". Ich hatte fast die halbe Veranstaltung Gänsehaut und ich musste mich arg zusammenreißen, dass mir kein Tränchen über die Wangen kullert.
Zwischendrin durften die Zuschauer und neugierigen Leser dann auch Fragen stellen und auch ich durfte meine Frage, die mir spontan eingefallen war, dann auch tatsächlich stellen. Meine Frage war: Wenn Benedict im Film "Breakfast Club" eine Schülerrolle eingenommen hätte, welches Klischee er dann bedient hätte? Seine Antwort war so ehrlich und hat ihn dadurch nur noch sympathischer wirken lassen.
Der Abend neigte sich langsam dem Ende zu und man fragte sich natürlich, ob es noch eine Signierrunde geben würde oder ob dies aufgrund von Corona nicht ginge. Aber auch dieser Wunsch wurde erfüllt und Benedict nahm sich sehr viel Zeit für jeden Einzelnen, was ich richtig klasse fand.
Ich habe keine richtige Ahnung wie lange ich eigentlich gewartet habe, eh ich an der Reihe war, vielleicht 1,5 Stunden, aber das war es in jedem Fall wert. In der Wartezeit habe ich mich nett mit anderen Wartenden unterhalten und es war einfach schön anzusehen wie jeder Leser seinen Moment mit Benedict bekommen hat und für diese Geduld bewundere ich Benedict sehr.
Das Besondere an dem Abend war wirklich, dass es sich wie ein Stück Normalität angefühlt hat, da man den Abend ohne Maske genießen konnte und auch mal wieder unter Leuten war, was ich die letzten Wochen und Monate sehr vermisst habe.
Was habe ich aus dem Abend noch gelernt? Benedict Wells schreibt nicht nur tolle Bücher, sondern ist ein liebenswerter und aufmerksamer Mensch, dem der Kontakt zu seinen Lesern wichtig ist. Selten habe ich so sehr gespürt, dass jemand in dem was er tut vollends aufgeht. Diesen Abend werde ich jedenfalls nie wieder vergessen.
Wenn ihr jemals die Möglichkeit habt eine Lesung von ihm zu genießen, dann gönnt euch das.
Liebe Grüße
eure Janine alias nicigirl85
P.S.: Später habe ich dann bei Instagram gesehen, dass alle das Haus Leipzig um 0 Uhr verlassen mussten (wir waren 23:45 Uhr gegangen) und dann hat Benedict eben draußen auf einem Karton jedem noch seinen Wunsch einer Signatur erfüllt. Mehr muss man nicht dazu sagen, oder?
"DAFUQ" von Kira Jarmysch
Herausgeber : Rowohlt Berlin; 1. Edition (14. September 2021)
Sprache : Deutsch
Gebundene Ausgabe : 416 Seiten
ISBN-10 : 373710140X
ISBN-13 : 978-3737101400
Originaltitel : The Curious Events in Woman's Cell #3
Inhaltsangabe:
Zehn Tage Auszeit könnten Anja Romanowa gerade recht sein, um ein paar
Dinge in ihrem achtundzwanzigjährigen Leben mit sich zu klären. Etwa ein
verwirrendes Dreiecksverhältnis oder ihren missglückten Berufsstart im
russischen Außenministerium mit seinen trinkfesten Zynikern. Nur
verbringt Anja diese Zeit unfreiwillig mit fünf anderen jungen Frauen:
Da ist Maja, die in «Brust- und Po-Tuning» investiert, um reichen
Männern zu gefallen, Natascha, die das echte Straflager kennt, oder
Irka, die die Alimente für ihre Tochter nicht gezahlt hat. Sie sind
zusammen im Moskauer Gefängnis, wegen Ordnungswidrigkeiten. Anja selbst
verbüßt eine zehntägige Strafe, weil sie zu einer Demonstration gegen
Regierungskorruption aufgerufen hat. Sechs Leben prallen aufeinander,
explosiv und oft sehr komisch, in denen sich das heutige Russland
spiegelt: Armut und Reichtum, Freiheitsgeist und Putin-Gläubigkeit,
traditionelle Rollen und fluide Identitäten – die eine träumt von
Buchweizen, die andere vermisst Bali. Und in alldem wird Anja einen
Entschluss fassen.
Autoreninfo:
Kira Jarmysch, geboren 1989, studierte Journalistik an der
Diplomaten-Kaderschmiede MGIMO in Moskau – ohne Aufnahmeprüfung, da sie
Siegerin der landesweiten "Intelligenz-Olympiade" war. Ihr hochgelobter
Debütroman erschien im Herbst 2020 in einem regimekritischen russischen
Verlag. Seit 2014 arbeitet Kira Jarmysch als Pressesprecherin des
prominentesten Oppositionspolitikers in Russland, Alexej Nawalny. Nach
Nawalnys Rückkehr nach Moskau im Januar 2021 wurde auch Kira Jarmysch
wegen Aufrufs zu Demonstrationen festgenommen.
Meine Meinung:
Titel: Herzlich Willkommen im Arrest...
Ich war hier sehr interessiert, erhoffte ich mir Einblicke in das russische Leben, deren Politik und Umgang untereinander. Gebannt begann ich zu lesen.
In der Geschichte geht es in erster Linie um Anja, die für 10 Tage in den Arrest kommt, weil sie an einer verbotenen Demonstration teilgenommen hat. Wer wird mit ihr in Haft sein? Wird sie das aushalten? Und wird sie gebrochen oder gestärkt hervorgehen?
Das düstere Cover mit der rauchenden Frau passt perfekt zum Inhalt des Buches, denn dieser ist deprimierend und fordernd.
Auch wenn die Schreibe von Kira Jarmysch nicht übermäßig anspruchsvoll ist, so ist es dennoch das Geschriebene, das für mich nicht recht vorankommen will, sich zieht und auch langweilig ist. Das gibt zwar sehr gut den eintönigen Gefängnisalltag wider, hat mir aber beim Lesen schlichtweg keine Freude bereitet. Oft habe ich über das Abbrechen nachgedacht und mich dann doch weiter gequält.
Während ich die Schilderungen über die gefangenen Frauen, deren Taten und Leben noch interessant fand, so haben mich die fantasierten Abschnitte, in denen Anja übernatürliche Phänomene sieht, nicht wirklich abgeholt, da ich mich immer wieder gefragt habe, was das soll. Klar könnte man die geistige Verfassung von ihr anzweifeln, aber damit habe ich es nicht in Verbindung bringen können.
Die Zweifel am eigenen Leben hatte ich mir genauso vorgestellt, dass man im Arrest, wo man viel Zeit zum Nachdenken und rein gar nichts zu tun hat, dass man alles hinterfragt was bisher war.
Auch wurde die Kritik an die russische Gesellschaft und Politik nur angerissen und sehr oberflächlich betrachtet. Hier hätte ich mir mehr Tiefe gewünscht.
Fazit: Ich wurde leider nicht so recht abgeholt von dieser Geschichte und kann daher nur bedingt eine Leseempfehlung aussprechen. Wer mit Eintönigkeit nicht das Problem hat, der wird es mögen, da es sprachlich ansprechend ist.
Bewertung: 3/ 5 Sternen
"Wildtriebe" von Ute Mank
Herausgeber : dtv Verlagsgesellschaft (23. Juli 2021)
Sprache : Deutsch
Gebundene Ausgabe : 288 Seiten
ISBN-10 : 3423282886
ISBN-13 : 978-3423282888
Inhaltsangabe:
Drei Frauen auf einem Hof – im Kampf um Selbstbestimmung, Anerkennung und Freiheit Für die alte Großbäuerin Lisbeth gibt es nichts Wichtigeres als den Hof, sein Erhalt ist ihr Lebenssinn. Nie hat sie die damit verbundenen Pflichten hinterfragt. Doch mit Schwiegertochter Marlies kommt eine neue Frau ins Haus, die keineswegs klaglos und ohne eigene Wünsche das Leben einer Bäuerin führen will. Das Kaufhaus in der nächsten Stadt wird für Marlies zum Sehnsuchtsort im Wirtschaftswunderdeutschland, arbeiten möchte sie dort, einen Jagd- und Traktorführerschein machen, das Leben soll doch mehr zu bieten haben. Die beiden Frauen tragen fortan stille Kämpfe aus, um Haushaltsführung, um Kindererziehung. Doch eigentlich werden viel größere Dinge verhandelt: Lebensmodelle, Vorstellungen vom Frausein, vom Muttersein. Und doch ist da ein verbindendes Element: Marlies’ Tochter Joanna, die ihren ganz eigenen Weg geht und nach dem Abitur nach Uganda aufbricht …Autoreninfo:
Ute Mank, geboren in Marburg, hat vor über 30 Jahren in ein Dorf in
Hessen eingeheiratet, wo sie bis heute "die aus der Stadt" ist. Sie ist
Mutter von zwei erwachsenen Töchtern, lernte einen Gesundheitsberuf,
studierte Erziehungswissenschaften und promovierte später
nebenberuflich. "Wildtriebe" ist ihr erster Roman.
Meine Meinung:
Titel: Das Landleben in all seinen Facetten...
Ehrlich gesagt weiß ich gar nicht genau wie ich zu diesem Roman gekommen bin. Etwas zu oft in der Werbung gesehen vielleicht oder die Blumen auf dem Cover haben mich angesprochen, aber niemals im Leben habe ich erwartet, was mir hier geboten wird.
In der Geschichte geht es um den Betchens- Hof, auf dem drei Generationen leben. Da ist Lisbeth, die den Hof einst geerbt hat, ihre Schwiegertochter Marlies und Enkelin Joanna. Was bedeutet den Frauen der Hof und wie lebt jede ihr Leben? Ist der Dorfklatsch wirklich immer ausschlaggebend und sind die Hoftiere gar wichtiger als die Bauern, die sich um sie kümmern?
Selten hat mich ein Buch so berührt wie dieses. Das Erzählte hat mich so oft an das Leben meiner Großmutter väterlicherseits erinnert, dass ich einfach nicht mehr aufhören konnte und in Erinnerungen geschwelgt habe.
Im steten Wechsel erleben wir mal aus der Sicht von Marlies, mal aus der Sicht von Lisbeth wie sie das Leben auf dem Hof empfinden, was ihnen wichtig ist und was sie gern ändern wollen, aber durch äußere Zwänge sich nicht trauen. Die Schicksale dieser beiden Damen haben mich ergriffen, denn nur wenige Worte oder andere Taten hätten ihnen das Leben so viel leichter machen können. Und dennoch ist ihr Handeln so menschlich und so nachvollziehbar, denn wer will schon gern anecken, wenn er eigentlich harmoniebedürftig ist?
Ute Mank gelingt es hier vortrefflich das Lebenleben im Wandel der Zeit zu beschreiben. Zum einen erlebt man als Leser, was auf dem Hof alles zu tun ist. Zum anderen spürt man, dass sich die Gesellschaft um die Frauen drumrum verändert, mehr möglich zu sein scheint, man nach den Sternen greifen könnte, wenn man es nur wollen oder sich trauen würde.
Der Schreibstil der Autorin ist sehr angenehm. Man kommt flüssig voran, die Figuren sind übersichtlich und man weiß stets wo man gerade ist. Die Sprünge zwischen Vergangenheit und Gegenwart haben mir keine Schwierigkeiten bereitet.
Fazit: Ein toller Familienroman, der gelesen gehört. Ich musste mich arg zusammenreißen, dass mir beim Lesen nicht die Tränen kommen. Ich kann nur eine Leseempfehlung aussprechen. Spitzenklasse!
Bewertung: 5/ 5 Sternen
"20. Juli: Ein Zeitstück" von Bernhard Schlink
Herausgeber : Diogenes; 1. Edition (26. Mai 2021)
Sprache : Deutsch
Gebundene Ausgabe : 96 Seiten
ISBN-10 : 3257071604
ISBN-13 : 978-3257071603
Originaltitel : 20. Juli
Inhaltsangabe:
Ihr letzter Schultag fällt auf den 20. Juli. Am Vortag hat die Deutsche
Aktion mit ihrem charismatischen jungen Führer bei der Landtagswahl 37
Prozent bekommen. Im Leistungskurs Geschichte entbrennt unter den
Abiturienten und ihrem Lehrer eine hitzige Diskussion. Das Attentat auf
Hitler kam am 20. Juli 1944 viel zu spät. Es hätte am 20. Juli 1931
begangen werden müssen. Was ist daraus zu lernen? Zuwarten oder
eingreifen? Saubere Hände behalten oder schmutzige riskieren?
Autoreninfo:
Bernhard Schlink, geboren 1944 bei Bielefeld, ist Jurist und lebt in
Berlin und New York. Der 1995 erschienene Roman "Der Vorleser", 2009 von
Stephen Daldry unter dem Titel "The Reader" verfilmt, in über 50
Sprachen übersetzt und mit nationalen und internationalen Preisen
ausgezeichnet, begründete seinen schriftstellerischen Weltruhm.
Meine Meinung:
Titel: Gedankenkarussell par excellence...
Schlink hat mich schon mit diversen Geschichten gut unterhalten und ich war einfach neugierig, ob er auch Theater kann und ja er kann so etwas von.
In der Abhandlung geht es um eine handvoll Schüler, die ihr Abi gerade frisch in der Tasche haben und darüber diskutieren, wann das Attentat des 20. Juli tatsächlich hätte stattfinden müssen, um zu gelingen. Wer hätte den Mut dazu gehabt und wie sieht die Welt heute aus?
Ich musste mich etwas einlesen, da es eher selten vorkommt, dass ich Stücke statt Romane lese, aber ich hatte mich schnell rein gefuchst, da Schlink mehr Wert auf das gesprochene Wort legt als großartig die Umgebung zu beschreiben, was mir gut gefiel.
Das Theaterstück hat bei mir ein Gedankenchaos im Kopf angerichtet, denn auch ich habe mir dir Fragen gestellt, die sich die Schüler im Stück stellen. Zu was wäre man selbst fähig und was wäre man bereit zu opfern? Vielleicht sogar sich selbst?
Ich fand es sehr bewundernswert wie gut der Autor die Jugend und deren Denke rübergebracht hat, denn nur junge Menschen sind so schnell zu begeistern und zu Taten bereit, da ihnen an mancher Stelle noch die Erfahrungen fehlen und sie dadurch emotionaler Dinge betrachten.
Das Setting, dass die Welt von damals auch in nicht allzu ferner Zukunft realistisch wäre, hat mir beim Lesen eine Gänsehaut verursacht, denn wenn man sich die derzeitigen Wahlergebnisse anschaut, dann sind die dargestellten Gedankengänge durchaus möglich.
Das Ende konnte man sich als Leser richtig gut als Schreckensmoment vorstellen.
Fazit: Auch wenn es sich hierbei um kein seitenstarkes Werk handelt, so weiß es dennoch auf ganzer Linie zu überzeugen, denn es hat meinen Geist sehr angeregt und mich nachdenklich gestimmt. Ich kann nur eine Leseempfehlung aussprechen. Klasse!
Bewertung: 5/ 5 Sternen
"MondSilberLicht" von Marah Woolf
Herausgeber : CreateSpace Independent Publishing Platform (12. Juni 2012)
Sprache : Deutsch
Taschenbuch : 300 Seiten
ISBN-10 : 1477593780
ISBN-13 : 978-1477593783
Inhaltsangabe:
"Schon als ich dich das erste Mal sah, hatte ich das Gefühl, dass du gar
nicht gut für mich bist."Keiner ihrer Albträume hätte Emma auf die
drastische Veränderung in ihrem Leben vorbereiten können. Aber nach dem
plötzlichen Tod ihrer Mutter ist sie gezwungen, in die verschlafene
Hauptstadt der Isle of Skye, nach Portree, zu ihrem Onkel und dessen
Familie zu ziehen.Das Letzte, mit dem sie rechnet ist, dass sie hier
ihre große Liebe finden wird. Vom ersten Augenblick an verfällt sie
Calums geheimnisvoller Ausstrahlung. Er zieht sie unwiderstehlich in
seinen Bann, woran auch sein allzu offensichtliches Desinteresse nur
wenig ändert. Sein widersprüchliches Verhalten macht ihn für sie nur
interessanter. Aber diese Fassade beginnt zu bröckeln...und irgendwann
gibt auch er den Widerstand gegen seine eigenen Gefühle auf.Als er ihr
eines Tages seine wahre Identität verrät, flieht sie vor ihm. Doch es
ist zu spät, längst ist sie ihm bedingungslos verfallen...
Autoreninfo:
Marah Woolf wurde 1971 in Sachsen-Anhalt geboren, wo sie auch heute noch
mit ihrem Mann und drei Kindern lebt. Sie studierte Geschichte und
Politik und erfüllte sich mit der Veröffentlichung ihres ersten Romans
2011 einen großen Traum. Seitdem haben die Bücher sich als E-Book, Hör-
oder Taschenbuch mehr als 1 Million Mal verkauft. Der erste Teil der
vierteiligen MondLichtSaga "MondSilberLicht" wurde auf der Leipziger
Buchmesse 2013 mit dem ersten Indie-Autoren-Preis ausgezeichnet. Der
dritte Teil der BookLessSaga erhielt 2014 von den Lovelybookslesern,
Deutschlands größter Leserplattform, den ersten Preis in der Kategorie
Fantasy. Seit 2017 veröffentlicht Marah Woolf beim renommierten
Dressler-Verlag. Jeder der drei Teile der GötterFunkeSaga schaffte den
Sprung auf die Spiegelbestsellerliste.
Meine Meinung:
Titel: Unter dem Mondlichtstrahl...
Nachdem nun Marah Woolf ihr zehnjähriges Jubiläum feiert, habe ich es nun auch endlich mal geschafft den ersten Band der Mondlichtsaga zu lesen, der bald auf Netflix als Serie erscheint.
In der Geschichte geht es um Emma, die gerade ihre Mutter verloren hat. Ihren Vater kennt sie nicht und so muss sie zu ihrem Onkel nach Schottland ziehen. Was soll sie da bloß? Als sie Calum begegnet, hadert sie nicht mehr so sehr mit ihrem Schicksal, aber was hat der Kerl nur zu verbergen?
Ich brauchte wirklich mal etwas Leichtes, was mein Herz berührt und genau das bekommt man bei diesem ersten Band.
Mir hat gut gefallen, dass es in Teilen an Twilight erinnert, auch wenn das Geheimnis um Calum natürlich komplett anders ist, aber diese mysteriöse Stimmung und der Zwist zwischen den Verliebten ist schon arg ähnlich. Das muss man mögen.
Ich hatte vorher schon etwas von Marah gelesen und muss gestehen, dass es doch durchaus Unterschiede zwischen diesem Erstling und anderen Büchern von ihr gibt, denn manchmal ist der Schreibstil noch etwas holprig, die Sprünge in der Geschichte etwas zu hastig und wir bleiben charakterlich doch eher an der Oberfläche. Mich hat dies nicht gestört, da meine Erwartungshaltung hier nicht war etwas literarisch Hochwertiges zu lesen, sondern es sollte sich leicht kitschig und teenielastig anfühlen und das Herz berühren und genau das tut die Geschichte auch.
Von der Sage der Shellycoats hatte ich zuvor noch nie etwas gehört und fand es daher sehr spannend, dass wir mittels dieser Geschichte darüber mehr erfahren.
Gut gefallen hat mir übrigens, dass Emma kein Püppchen ist mit Modelmaßen, sondern Mädels aus der realen Welt entspricht mit Rundungen und vielleicht auch mal einem Pickel im Gesicht.
In meinen Augen ein solider erster Band, der Lust auf mehr macht.
Fazit: Eine süße Geschichte über die erste Liebe mit mystischem Touch, die vor allem junge Frauen begeistern wird. Ich spreche aber auch mit 30+ gern eine Empfehlung aus und bin auf die Fortsetzung gespannt.
Bewertung: 4/ 5 Sternen
"Der Panzer des Hummers" von Caroline Albertine Minor
Herausgeber : Diogenes; 1. Edition (25. August 2021)
Sprache : Deutsch
Gebundene Ausgabe : 336 Seiten
ISBN-10 : 3257071787
ISBN-13 : 978-3257071788
Originaltitel : Hummerens skjold
Inhaltsangabe:
Nach dem Tod der Eltern haben sich die drei Geschwister der Familie
Gabel auseinandergelebt. Während die alleinerziehende Sidsel als
Restauratorin in einem Kopenhagener Museum arbeitet, schlägt sich Niels
als Plakatierer ohne festen Wohnsitz durch. Ea, die älteste der drei,
lebt seit Jahren in San Francisco und versucht, mit einer Seherin
Kontakt zur verstorbenen Mutter aufzunehmen. Doch dann müssen die
Geschwister auf einmal Stellung zueinander und ihrer Vergangenheit
beziehen. Ein beglückendes und zärtliches Buch über das Wagnis, alte
Hüllen abzustreifen und Veränderung zuzulassen.
Autoreninfo:
Caroline Albertine Minor, geboren 1988 in Kopenhagen, ist Absolventin der Dänischen Akademie für Kreatives Schreiben (Forfatterskolen). Ihre Kurzgeschichtensammlung "Velsignelser" war für den Preis des Nordischen Rates nominiert. In Amerika wurde eine der Geschichten mit dem renommierten O.-Henry-Preis ausgezeichnet. "Der Panzer des Hummers" wurde sowohl von der Presse als auch vom Buchhandel wärmstens aufgenommen und wird in mehrere Sprachen übersetzt. Die Autorin lebt mit ihrer Familie in Kopenhagen.Meine Meinung:
Titel: Familie kann man sich nicht aussuchen...
Da ich Familiengeschichten sehr mag, war meine Neugier direkt gepackt. Der sommerliche Touch des Covers hat mich ebenfalls angesprochen.
In der Geschichte geht es um die Geschwister Ea, Sidsel und Niels, die seit dem Tod ihrer Eltern kaum mehr etwas miteinander zu tun haben. Was hat zu diesem Bruch geführt? Werden sie wieder zu sich finden oder auf ewig getrennt bleiben?
Der Roman hat es mir wirklich nicht leicht gemacht, da die Fülle an Figuren und die Wechsel zwischen Gegenwart und Rückblenden teils sehr überraschend kamen. Da half es sehr, dass es zu Beginn des Buches ein Personenregister gibt, in das ich auch öfter schauen musste.
Die große Kunst der Autorin ist das nüchterne, teils traurige Leben der Figuren in einer bildgewaltigen Sprache zu schildern, die dem Roman ein Funkeln verleiht.
Meine persönliche Lieblingsfigur war Fifi, da sie so ein positiv denkender Mensch ist, auch wenn ihre vaterlose Kindheit alles andere als leicht war. Ihre Arbeit hat mich total fasziniert, denn von ASMR hatte ich vorher noch nie etwas gehört.
Etwas verwirrt haben mich die mysteriösen Passagen, wo die Toten zu Wort kommen. Ich tue mich sehr schwer an Übernatürliches zu glauben.
Was mit jeder Zeile sehr deutlich wird ist, dass Familie ein enormes Gut ist und dass trotz diverser Umstände man versuchen sollte zusammenzuhalten und das Beste draus zu machen, denn eine andere oder gar neue Familie bekommt man nicht. Hier kann man nicht mal eben auf Apps gehen und sich eine vermeintlich bessere aussuchen.
Im ersten Moment hatte ich das Gefühl, dass die Handlung ohne Höhen und Tiefen dahin plätschert, doch mittlerweile denke ich, dass die düstere Stimmung nur den Eindruck vermittelt, wenn man nicht hinter die Fassade blickt.
Da ist die alleinerziehende Mutter, die zusehen muss wo sie mal ihr Kind lassen kann, um ihren Job zu machen. Da ist der arme Schlucker, der im Billiglohnsektor arbeitet und keine Perspektive für ein vermeintlich normales Leben hat. All diese Probleme, die dem realen Leben entnommen sind, drücken enorm die Stimmung. Das muss man als Leser erstmal aushalten können.
Fazit: Keine leichte Kost, die sehr aufmerksames Lesen vom Rezipienten erfordert. Mich hat die Geschichte nur teilweise abholen können, weshalb ich nur bedingt eine Empfehlung aussprechen kann. Man sollte jedenfalls in guter Stimmung sein, wenn man damit startet, sonst zieht einen das Geschilderte emotional zu sehr runter.
Bewertung: 3/ 5 Sternen