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Mittwoch, 28. Oktober 2020

Lockdown Light Lovlies

Hallo ihr Lieben,

aus gegebenen Anlass habe ich mich zu diesem Beitrag entschlossen, denn da vieles im Monat November nicht mehr gehen wird, sollte man die Zeit doch mal wieder nutzen und ein gutes Buch lesen, oder?

Hier habe ich ein paar Empfehlungen für euch aus dem Diogenes Verlag, die mir sehr viel Freude bereitet haben. Wenn ihr sie nicht kennt, dann gönnt euch doch mal was.

 

Inhaltsangabe:

Alexander ist ein junger Mann, dessen Leben brutal entzweigerissen wurde. Tatjana Alexejewna ist über neunzig und immer vergesslicher. Die alte Dame erzählt ihrem neuen Nachbarn ihre Lebensgeschichte, die das ganze russische 20. Jahrhundert mit all seinen Schrecken umspannt. Nach und nach erkennen die beiden ineinander das eigene gebrochene Herz wieder und schließen eine unerwartete Freundschaft, einen Pakt gegen das Vergessen.

Meine Meinung:  Rezension "Rote Kreuze"

Inhaltsangabe:

Er ist der selbsternannte Sheriff von Raufarhöfn. Er hat alles im Griff. Kein Grund zur Sorge. Tag für Tag wandert er über die weiten Ebene um das beinahe ausgestorbene Dorf, jagt Polarfüchse und legt Haiköder im Meer aus, um den Fang zu Gammelhai zu verarbeiten. Doch in Kalmanns Kopf laufen die Räder manchmal rückwärts. Als er eines Winters eine Blutlache im Schnee entdeckt, überrollen ihn die Ereignisse. Mit seiner naiven Weisheit und dem Mut des reinen Herzens wendet er alles zum Guten. Kein Grund zur Sorge.

Meine Meinung:  Rezension "Kalmann"

Inhaltsangabe:

Job und Kind unter einem Hut – die alleinerziehende Sina jongliert damit seit Jahren. Seit kurzem wird sie von ihrem neuen Partner Torsten dabei unterstützt. Und sie haben Ellen, Ende sechzig, die sich für Nachhaltigkeit einsetzt und das hat, was sich Sinas Sohn Elvis so wünscht: Zeit, Geduld – und einen Hund. Doch dann widerfährt dem sensiblen Jungen etwas Schlimmes. Da er sein Geheimnis nicht preisgibt, spinnt sich ein fatales Netz aus Gerüchten um die kleine Patchworkfamilie. 

Meine Meinung: Rezension "Wir holen alles nach"

Inhaltsangabe:

Amber singt bei einem Konzert gegen ihren Schmerz an; Quentin läuft Kilometer um Kilometer, um der Erinnerung zu entkommen, und Kristianne möchte die wahre Geschichte ihres Sohnes erzählen. Diese Leben und das von fünf weiteren Menschen überkreuzen sich durch Mattias’ unerwartetes Verschwinden auf schicksalhafte Weise. Wie Puzzlesteine fügen sich ihre Geschichten zu einem Abbild von Mattias und werden trotz aller Trauer zu Zeugen seiner Begeisterungsfähigkeit und seines unbeugsamen Mutes, sich dem Leben jeden Tag vorbehaltlos hinzugeben.

Meine Meinung: Rezension "Nach Mattias"

 Inhaltsangabe:

Jeder Umbruch fordert Opfer. Auch eine friedliche Revolution. Daniela Krien erzählt von Menschen, deren Leben an einem Kontrapunkt der Geschichte ins Wanken gerieten. Sie erzählt von Orientierungslosigkeit und tiefer Verzweiflung. Doch diese Romanminiaturen gehen über das Schicksal des Einzelnen hinaus; sie zeichnen ein Bild des Menschen von heute. Ein Buch über das Trotzdem-den-Kopf-über-Wasser-Halten, über das Trotzdem-Weitermachen, über das Es-trotzdem-Schaffen.

Meine Meinung: Rezension "Muldental"

Und wie sollte es anders sein, natürlich auch alles von meinem Lieblingsautor Benedict Wells. ;-)

Dienstag, 27. Oktober 2020

Rezension Ken Follett

 "Kingsbridge - Der Morgen einer neuen Zeit" von Ken Follett


Originaltitel : The Evening and the Morning
Gebundene Ausgabe : 1024 Seiten
ISBN-10 : 3785727003
ISBN-13 : 978-3785727003
Größe und/oder Gewicht : 16.2 x 5.3 x 22.1 cm
Herausgeber : Lübbe; 3. Aufl. 2020 Auflage (15. September 2020)

Inhaltsangabe:

England im Jahr 997. Im Morgengrauen wartet der junge Bootsbauer Edgar auf seine Geliebte. Deshalb ist er der Erste, der die Gefahr am Horizont entdeckt: Drachenboote. Jeder weiß: Die Wikinger bringen Tod und Verderben über Land und Leute. Während Edgar ums Überleben kämpft, streiten andere um Reichtum und Macht in England. Unter ihnen: der gleichermaßen ehrgeizige wie skrupellose Bischof Wynstan, der idealistische Mönch Aldred und Ragna, die Tochter eines normannischen Grafen ...

Autoreninfo:

Ken Follett, geboren 1949 in Cardiff, Wales, gehört zu den erfolgreichsten Autoren der Welt. Berühmt wurde er mit den Romanen "Die Säulen der Erde" und der Fortsetzung "Die Tore der Welt", die auch erfolgreich verfilmt wurden. Nach einigen Thrillern hat er mit "Sturz der Titanen", "Winter der Welt" und "Kinder der Freiheit" eine groß angelegte Chronik des 20. Jahrhunderts vorgelegt. Zuletzt erschien "Das Fundament der Ewigkeit", eine Fortführung der weltbekannten Kingsbridge-Reihe. 

Meine Meinung:

Titel: Es hätte so schön werden können... 

Eine Geschichte zur Entstehung von Kingsbridge, ein düsteres Cover und ein fesselnder Klappentext haben mich dazu bewogen nach Jahren mal wieder in Folletts Welt einzutauchen.

In der Geschichte geht es um zwei Brüder- Trios, die unterschiedlicher kaum sein könnten. Während Edgar und seine Brüder Erman und Eadbald nach einem Wikingerüberfall völlig mittellos sind und komplett von vorn beginnen müssen, streiten sich die Brüder Wynstan, Wigelm und Wilwulf mit anderen Mächtigen um Geld, Vorherrschaft und Einfluss. Ihre Intrigen bereiten dabei vielen Menschen Kummer, so auch der Normannen- Tochter Ragna oder dem Mönch Aldred. Wie wird das Schicksal dieser Menschen seinen Lauf nehmen?

Zunächst einmal muss ich die Gestaltung loben, denn die holzschnittartigen Zeichnungen vor jedem größeren Abschnitt haben mir sehr gut gefallen.

Auch der Einstieg in die Geschichte fiel ungemein leicht und war direkt spannend. Follett nimmt sich Zeit die einzelnen Figuren dem Leser vorzustellen. Dabei wird sehr schnell klar, wer zu den Guten und wer zu den Bösen gehört.

In meinen Augen zeigt Follett sehr gut auf wie rau die damalige Zeit war und dass der Recht bekommt, der am meisten Macht hat.

Meine liebste Figur war ganz klar Aldred mit seiner Güte. Er hat den großen Wunsch aus seiner Heimat ein Zentrum für Glaube und Wissen zu erschaffen, was ihm viel abverlangt und dennoch beißt er sich durch.

Edgar, den späteren Baumeister, fand ich auch nicht übel, da er immer an das Gute im Menschen glaubt. Leider war er mir zu idealisiert dargestellt, denn er kann einfach alles und ist in allem perfekt. Ihm gelingt alles, was ich als wenig realistisch empfunden habe.

Bei Ragna hatte ich zu Beginn das Gefühl, dass sie Potenzial zum Liebling hat. Leider entwickelt sie sich im Verlauf der Geschichte nicht so wie ich es mir gewünscht habe. Klar ist sie oft stark und versucht sich zu widersetzen. Am Ende jedoch greift sie zu denselben Mitteln wie ihre Gegner, was mich schwer enttäuscht hat.

Im mächtigen Brüder Trio, den drei W, manifestierte sich das Böse, denn schlimmer als Wynstan, Wigelm und Wilwulf agiert kaum jemand im Buch und jedem ist beim Lesen klar, dass es diese zu hassen gilt.

Während ich die ersten drei Viertel des Romans noch recht gern gelesen habe, übertreibt der Autor es zum Ende hin komplett. Hier besticht die Geschichte vor allem durch übertriebene Grausamkeit voller Gewalt und Vergewaltigungen. Das war in meinen Augen absolut unnötig, denn die Figuren haben ja eh bereits massiv gelitten. Zudem wiederholten sich zum Ende hin die Wünsche der Bösen, wo ich als aufmerksamer Leser dachte: Ich habe es beim ersten Mal verstanden und muss die Mordgedanken nicht fünf Mal lesen.

War die Anzahl der Figuren zu Beginn noch überschaubar, so wirft Follett im Laufe der Zeit immer mehr Personen ins Geschehen, die teilweise gar nicht nötig sind. Zudem gibt es leider kein Personenregister, so dass viele Nebenfiguren schnell wieder in Vergessenheit geraten.

Auch etwas ungeschickt empfand ich das Auftauchen homosexueller Protagonisten, da dies sehr plump geschildert wurde, teilweise noch dazu sehr unglaubwürdig erschien. Es wirkte auf mich eher so als wenn das Thema mit in die Geschichte geflossen ist, weil das gerade in Mode ist und nicht weil es dem Autor wichtig war, was ich unheimlich schade finde. 

Das Ende war übertrieben schwarz weiß gezeichnet, die Guten obsiegen und die Bösen verlieren. Auch hier mangelte es an Glaubwürdigkeit.

Der Roman hat sich kurzweilig lesen lassen, kommt aber in keinster Weise an die Vorgänger heran. Bei dem Ende bleibe ich leider etwas enttäuscht zurück.

Fazit: Starker Anfang mit eher schwachem Ende. Das konnte Ken Follett schon mal deutlich besser.

Bewertung: 3/ 5 Sternen

Donnerstag, 22. Oktober 2020

Rezension Jocelyne Saucier

 "Was dir bleibt" von Jocelyne Saucier


Originaltitel : À train perdu
Gebundene Ausgabe : 253 Seiten
ISBN-10 : 3458178783
Größe und/oder Gewicht : 13.4 x 3.2 x 21.2 cm
ISBN-13 : 978-3458178781
Herausgeber : Insel Verlag; 1. Auflage (27. September 2020)

Inhaltsangabe:

Gladys ist 76 Jahre alt. Eines Tages besteigt sie ohne jede Ankündigung den Northlander-Zug, um spurlos aus ihrem kanadischen Dorf zu verschwinden. Die Nachbarn und Freundinnen sind besorgt, was mag sie dazu bewogen haben, ihr gut eingerichtetes Leben aufzugeben? Bald wird klar: Gladys reist über Tausende von Kilometern und in Dutzenden Zügen durch die Weiten Nordkanadas. Sie kehrt zurück an die Orte ihrer Kindheit und spricht auf ihrem Weg mit unzähligen Menschen. Doch was genau führt sie im Schilde, und vor allem: Aus welchem Grund hat sie ihre hilfsbedürftige Tochter Mirana zurückgelassen?

Autoreninfo:

Jocelyne Saucier, geboren 1948 in der kanadischen Provinz New Brunswick, arbeitete lange als Journalistin, bevor sie mit dem literarischen Schreiben begann. Ihr vierter Roman Ein Leben mehr, der 2015 bei Insel erschien, war ein Bestseller und wurde verfilmt. Saucier lebt heute in einem Zehn-Seelen-Ort im Wald, im nördlichen Québec.

Meine Meinung:

Titel: Eine letzte Reise?

Da Kanada Partner der Frankfurter Buchmesse 2020 ist, wollte ich auch mal etwas aus einer kanadischen Feder lesen und bin auf diesen Roman gestoßen.

In der Geschichte geht es um einen namenlosen Ich- Erzähler, der sich auf die Spuren der verschwundenen Gladys begibt. Wer wird ihm auf seiner Reise begegnen? Was wird er herausfinden?

Das Besondere an dem Roman ist, dass wir über Gladys und ihr Leben durch Dritte erfahren. Der Ich- Erzähler spricht mit diversen Menschen aus ihrem Leben und bekommt so etwas über sie erzählt.

Gladys hat es nie einfach gehabt im Leben und scheint trotzdem glücklich zu sein, was ich sehr bewundere. Besonders ihre Fürsorge für Tochter Lisana hat mich berührt.

Sprachlich ist der Roman einfach wundervoll. Da gibt es diverse Sätze, die man auch als Lebensweisheit benutzen könnte.

Das Schwierige für mich an dem Roman war, dass ich keinen wirklichen roten Faden erkennen konnte und was uns die Autorin eigentlich damit sagen wollte. Ging es ihr mehr um Gladys, um den Ich- Erzähler oder um das Reisen an sich?

Spannend fand ich die Thematik mit den School Trains in Kanada, denn davon hatte ich vorher noch nie etwas gehört. So bekommen auch Menschen an entlegenen Orten Bildung. Auch die Faszination für Züge kam gut rüber.

Gut hätte mir gefallen, wenn nicht so viel offen geblieben wäre, sondern mehr von den Erzählsträngen auch aufgelöst worden wären. So bleibt dem Leser sehr viel Interpretationsspielraum.

Fazit: Mal ein etwas anderer Stil und sprachlich angenehm. Es wäre noch Luft nach oben gewesen, daher kann ich nur bedingt eine Empfehlung aussprechen.

Bewertung: 3/ 5 Sternen

Mittwoch, 14. Oktober 2020

[Filmkritik:] Das perfekte Geheimnis

 "Das perfekte Geheimnis"

Seitenverhältnis : 2.39:1
Alterseinstufung : Freigegeben ab 12 Jahren
Produktabmessungen : 13.4 x 1.7 x 19.6 cm; 20 Gramm
Medienformat : Dolby, PAL, Breitbild
Laufzeit : 1 Stunde und 47 Minuten
Erscheinungstermin : 27. März 2020
Darsteller : Elyas M'Barek, Karoline Herfurth, Florian David Fitz, Jella Haase, Frederick Lau
Untertitel: : Deutsch, Englisch
Sprache, : Deutsch (Dolby Digital 2.0), Deutsch (Dolby Digital 5.1), Englisch (Dolby Digital 2.0)
Studio : Constantin Film (Universal Pictures)
ASIN : B07ZLJKM9W

Inhaltsangabe:

Wie viele Geheimnisse verträgt eine Freundschaft?Drei Frauen. Vier Männer. Sieben Telefone. Und die Frage: Wie gut kennen sich diese Freunde und Paare wirklich? Als sie bei einem Abendessen über Ehrlichkeit diskutieren, entschließen sie sich zu einem Spiel: Alle legen ihre Smartphones auf den Tisch, und alles, was reinkommt, wird geteilt. Nachrichten werden vorgelesen, Telefonate laut mitgehört, jede noch so kleine WhatsApp wird gezeigt.Was als harmloser Spaß beginnt, artet bald zu einem emotionalen Durcheinander aus - voller überraschender Wendungen und delikater Offenbarungen. Denn in dem scheinbar perfekten Freundeskreis gibt es mehr Geheimnisse und Lebenslügen, als zu Beginn des Spiels zu erwarten waren.

Meine Meinung:

Titel: Na welche Geheimnisse hast du?

Über diesen Film hatte ich sehr viel Positives gehört und nachdem ich ihn in der örtlichen Bücherei ausleihen konnte, überlegte ich nicht lange und bekam eine Überraschung geboten.

Im Film geht es um eine Gruppe Freunde, die sich abends zum Essen treffen und ein Spiel starten zur Belustigung. Alle legen ihre Smartphones in die Mitte und jeder Anruf wird auf Lautsprecher angehört und jede Nachricht laut vorgelesen. Was kommt dabei wohl alles raus?

Ich muss gestehen, dass ich bei einem Film schon lange nicht mehr so intensiv gelacht habe wie bei diesem. Glaubt man die Offenbarungen können nicht schlimmer werden, so werden sie es dann trotzdem. Es wird dabei mit jedem Klischee gespielt, dass man kennt, aber nicht niveaulos, sondern so als würde man das Spiel selbst spielen.

Die Auswahl der Schauspieler ist ebenfalls gelungen, denn wir erleben das Who is Who an deutschen Schaupielern.

Während des Films denkt man immer wieder drüber nach was für Geheimnisse man selbst hat und ob man wollen würde, dass die eigenen Freunde, der Partner oder die Familie davon wissen sollten.

In meinen Augen ein Feel- Good- Film, der zum Nachdenken anregt und dennoch unfassbar gut unterhält.

Fazit: Ihr wollt mal herzlich lachen? Dann schaut euch diesen Film an. Klasse!

Bewertung: 5/ 5 Sternen

Montag, 12. Oktober 2020

Rezension Elke Heidenreich

 "Männer in Kamelhaarmänteln" von Elke Heidenreich


Gebundene Ausgabe : 224 Seiten
ISBN-13 : 978-3446268388
Größe und/oder Gewicht : 13.5 x 2 x 20.8 cm
ISBN-10 : 3446268383
Herausgeber : Carl Hanser Verlag GmbH & Co. KG; 3. Auflage (21. September 2020)

Inhaltsangabe:

Elke Heidenreich kennt sich aus, mit Jacke und Hose, Rock und Hut – vor allem aber mit den Menschen. Gut aussehen wollen alle, aber steckt nicht noch viel mehr dahinter? Warum sind einem die Jugendfotos im Faltenrock so peinlich? Warum kauft man sich etwas, was einem weder passt noch steht? Wenn Elke Heidenreich von Kleidern erzählt, dann erzählt sie vom Leben selber: von sich mit sechzehn, von Freundinnen und Freunden, von Liebe und Trennung, erzählt Geschichten, komisch und traurig wie nur sie es kann, in denen jeder sich wiedererkennt: sei‘s in ausgeleierten Jeans, sei’s in der wunderbaren Bluse, die schon keine Farben mehr hat, oder schlimmstenfalls im Kamelhaarmantel.

Autoreninfo:

Elke Heidenreich, geboren 1943 im hessischen Korbach, lebt heute in Köln. Sie studierte Germanistik, Theatergeschichte und Religionswissenschaft in München, Hamburg und Berlin und arbeitete jahrelang bei Hörfunk und Fernsehen als Drehbuch- und Hörspielautorin, Literaturexpertin und Moderatorin. Zudem war sie früher Kabarettistin und wurde als Verkörperung der „Else Stratmann“ deutschlandweit bekannt. 1992 erschienen ihre ersten Erzählungen für Erwachsene, „Kolonien der Liebe“, gefolgt von einigen Kinderbüchern. Von 1983 bis 1999 schrieb Heidenreich die „Also ...“-Kolumnen für die Zeitschrift „Brigitte“, von 2003 bis 2008 moderierte sie die ZDF-Sendung „Lesen!“. Seit 2008 ist sie Herausgeberin einer eigenen Edition bei C. Bertelsmann. 

Meine Meinung:

Titel: Schmunzeln garantiert...

Die Autorin ist mir noch ein Begriff von ihren Nero Corleone Büchern, die ich als junge Frau sehr geliebt habe. Bei diesem Buch habe ich mir kurzweilige Unterhaltung gewünscht und so viel mehr bekommen.

In dieser Geschichtensammlung findet man alles Erdenkliche zum Thema Kleidung, vom Papierkleid, über einer magischen grünen Lieblingsjacke bis hin zu Männern in Kamelhaarmänteln.

Die Geschichten sind sehr vielfältig, so dass jeder interessierte Leser sich damit identifizieren können wird. Ich hatte so viele Aha- Momente, man denkt an die Großeltern, die Eltern und die eigene Kindheit und was einen dort kleidungstechnisch geprägt hat.

Zudem bekommt man über diesen Erzählband auch einen Einblick in das Leben der Autorin, welches alles andere als langweilig ist. Ihre Liebeleien beneide ich sogar.

Abgerundet wird das Ganze durch Fotos, vor allem von Frau Heidenreich. Da bekommt man direkt Lust in seinen eigenen Fotoalben zu stöbern und über die Kleidung dort zu sinnieren.

Meine Lieblingsgeschichten: "Branding" (gewusst wie),  "Kurze Hosen" (ich habe lauthals gelacht, das hätte ich bei meiner Scheidung tun sollen) und "Second Hand" (das grüne Kleid hätte ich definitiv behalten).

Fazit: Selten haben mich Kurzgeschichten so amüsiert und schon lange konnte ich mich mit keinem Buch mehr so identifizieren wie hier. Klare Leseempfehlung!

Bewertung: 5/ 5 Sternen

Donnerstag, 8. Oktober 2020

Rezension Lisa Eckhart

 "Omama" von Lisa Eckhart

Gebundene Ausgabe : 384 Seiten
ISBN-10 : 3552072012
ISBN-13 : 978-3552072015
Größe und/oder Gewicht : 13.5 x 3.2 x 20.8 cm
Herausgeber : Paul Zsolnay Verlag; 4. Auflage (17. August 2020)

Inhaltsangabe:

„Helga, schnell, die Russen kommen!“ 1945 ist Oma Helga in der Pubertät und kämpft mit ihrer schönen Schwester Inge um die Gunst der Besatzer. 1955 schickt man Helga dann aufs Land. Den Dorfwirt soll sie heiraten. Sowohl Helga als auch die Wirtin haben damit wenig Freude. 1989 organisiert die geschäftstüchtige Oma Busreisen nach Ungarn, um Tonnen von Fleisch über die Grenze zu schmuggeln. Bevor sie – inzwischen schon über achtzig – in See sticht und mit der Enkelin im handgreiflichen Wettbewerb um den Kreuzfahrtkapitän buhlt. Lisa Eckhart unternimmt einen wilden Ritt durch die Nachkriegsgeschichte: tabulos, intelligent, böse, geschliffen – und sehr, sehr komisch.

Autoreninfo:

Lisa Eckhart, geboren 1992 in Leoben, tritt als Kabarettistin in diversen Fernsehsendungen regelmäßig auf und steht mit Soloprogrammen auf der Bühne. Sie studierte in Paris und Berlin Germanistik und Slawistik. Heute lebt sie in Leipzig. Omama ist ihr erster Roman. 

Meine Meinung:

Titel: Es hätte so schön werden sollen...

Gleich vorweg: Ich bin ein großer Fan der Kabarettistin und so wollte ich ihr Erstlingswerk unbedingt lesen und habe mich sehr darauf gefreut. Leider kam es anders als erwartet.

In der Geschichte wird das Leben von Oma Helga von seinen Anfängen bis als Großmutter beleuchtet. Was muss sie für Kämpfe aushalten? Was hält ihr das Leben parat?

Das große Problem bei diesem Roman ist schlichtweg, dass es keinen roten Faden gibt. Während es um Helga geht, wird schnell mal abgeschweift, der Hass der Österreicher gegen die Deutschen thematisiert und vieles mehr. Das hat den Lesefluss für mich sehr gestört, da ich mich immer wieder neu orientieren musste.

Ansonsten liest sich das komplette Buch wie spitzzüngige Satire, die sich besser als Bühnenprogramm, denn als Roman gemacht hätte. Man ist so damit beschäftigt die überbordernde Sprache zu begreifen, dass man sich kaum auf die eigentliche Handlung konzentieren kann.

Auch wenn ich anfänglich noch die Sprache mochte, so macht die Detailverliebtheit und Wortwahl das Lesen bald zu einer Herausforderung, der ich dann nur bedingt gewachsen war. Um es klar auszudrücken: Ich quälte mich durch, in der Hoffnung da käme noch die gewünschte Wende.

Mit Kraftausdrücken habe ich kein Problem, sofern sie nicht Überhand nehmen. Hier besteht gefühlt die Hälfte des Geschriebenen daraus. Der Roman ist deswegen ungemein boshaft, zieht einen emotional herunter und verbreitete zumindest bei mir keine gute Laune, die ich aber schon gern haben möchte beim Lesen, erst recht wenn es ein humoriges Buch ist.

Gut gefallen hat mir der eingestreute österreichische Akzent, der für Authentizität sorgte. Bei den Dialogen kam ich nämlich durchaus noch gut mit, bei den Abschweifungen dann eher weniger.

Fazit: Ein Buch, das man nur lieben oder hassen kann. Ich kann leider keine Leseempfehlung aussprechen, auch wenn ich es noch so gern tun würde. Weniger ist manchmal eben doch mehr...

Bewertung: 2/ 5 Sternen

Mittwoch, 7. Oktober 2020

Rezension Anna Wilken

 "In der Regel bin ich stark" von Anna Wilken

Broschiert : 272 Seiten
ISBN-10 : 3959102283
ISBN-13 : 978-3959102285
Größe und/oder Gewicht : 13.6 x 2.5 x 20.8 cm
Herausgeber : Eden Books - Ein Verlag der Edel Germany GmbH; 1. Auflage (10. September 2019)

Inhaltsangabe:

"Stell Dich nicht so an!" – das hat Anna Wilken viel zu oft gehört. Sie leidet an Endometriose, einem weit verbreiteten Frauenleiden, welches bis heute oft verharmlost wird – acht Jahre vergehen durchschnittlich bis zur korrekten Diagnose. Der Alltag von Betroffenen ist oft stark eingeschränkt, und es gibt keine Aussicht auf Heilung, nur Linderung der Symptome ist möglich. Die Endometriose nimmt oft einen chronischen Verlauf: Bei bis zu 70 Prozent der Frauen, die wegen Unfruchtbarkeit behandelt werden, wird Endometriose festgestellt. Auch die Autorin brauchte Jahre, bis sie diagnostiziert wurde. Mit ihrem Buch möchte die Autorin Leserinnen ermuntern, ihre Symptome ernst zu nehmen und sich frühzeitig Unterstützung zu holen. Sie gibt einen Überblick über Therapiemöglichkeiten und erzählt, wie sie ihre Schmerzen in den Griff bekommt. Das Buch holt Frauen ab, die schon länger mit der Diagnose leben, spricht aber auch die an, die noch nicht diagnostiziert sind, aber endlich ernstgenommen werden müssen: Denn Endometriose ist nichts für Memmen!

Autoreninfo:

Anna Wilken wurde 1996 in Aurich, Ostfriesland geboren und lebt heute in Heidelberg, sie ist Influencerin und Model. Als selbst betroffene "Endo-Sister" ist es ihr zur Aufgabe geworden, über Endometriose zu informieren und andere zu unterstützen. 

Meine Meinung:

Titel: Mein emotionalstes Leseerlebnis...

Ich bin selbst seit Jahren von Endometriose betroffen, wurde aber von Ärzten wenig bis gar nicht informiert. Dieses Sachbuch sollte für erhellende Momente sorgen, war aber so viel mehr für mich.

Die Autorin ist selbst von der Erkrankung betroffen und schildert anhand ihrer Erlebnisse wie die Krankheit sich für sie anfühlt. Zudem lässt sie den interessierten Leser daran teilhaben was für medizinische Hilfe sie in Anspruch genommen hat.

Das Sachbuch ist ein Mix aus Krankentagebuch und Ratgeber für Betroffene. Was für Möglichkeiten gibt es die Schmerzen zu reduzieren, wie sollte die Ernährung aussehen und was für Begleiterscheinungen zur Endometriose gibt es noch, die das Leben zusätzlich beeinträchtigen können.

Ich habe mich so oft darin wiedererkannt, dass ich emotional davon sehr ergriffen war, da ich mich endlich verstanden gefühlt habe. Vieles, was Anna Wilken schildert, habe ich genauso erlebt. Besonders die Szenen im Kinderwunschzentrum haben meine Tränen kullern lassen.

In meinen Augen ist dieses Buch besonders für die Frauen geeignet, die im Freundes- und Familienkreis nicht so viel Unterstützung und Hilfe erhalten wie Anna das Glück hatte. Ich muss zu meiner Schande gestehen, dass ich manches Mal etwas neidisch auf sie war, denn im Gegensatz zu ihr war mein Umfeld mit der Diagnose komplett überfordert. Umso besser, wenn man dieses Buch zur Hand nehmen kann und in Anna eine Art Freundinnenersatz hat, die genau das Gleiche durchmachen muss wie man selbst.

Meines Erachtens ist es unglaublich wichtig, dass über diese Krankheit aufgeklärt wird, damit dieses "Endo- was?", "Reiß dich zusammen!" und "Sei nicht so eine Memme." ein Ende haben und Betroffene endlich ernst genommen werden, erst recht wo so viele Frauen davon betroffen sind.

Fazit: Für mich eine Achterbahnfahrt der Gefühle. Betroffene und deren Angehörige sollten sich dieses Buch nicht entgehen lassen, denn so versteht endlich jeder diese Erkrankung. Klasse!

Bewertung: 5/ 5 Sternen

Dienstag, 6. Oktober 2020

Rezension Bas Kast

 "Das Buch eines Sommers" von Bas Kast


Gebundene Ausgabe : 240 Seiten
Originaltitel : Das Buch eines Sommers
ISBN-10 : 3257071507
ISBN-13 : 978-3257071504
Größe und/oder Gewicht : 12.6 x 2.5 x 18.8 cm
Herausgeber : Diogenes; 1. Auflage (23. September 2020)

Inhaltsangabe:

Im Sommer seines Lebens hat Nicolas einen Traum. Er will Schriftsteller werden wie sein Onkel. Dann kommt das Leben dazwischen und die Firma seines Vaters, Verantwortung, Termine und lauter Zwänge. Als sein Onkel stirbt, verliert Nicolas den einzigen Menschen, der an ihn geglaubt hat. Doch überraschend findet er am unwahrscheinlichsten Ort den Schlüssel, der ihm hilft, zu dem zu werden, der er wirklich ist.

Autoreninfo:

Bas Kast hatte einst damit geliebäugelt, Hirnforscher zu werden, zumindest etwas Vernünftiges zu tun, fand es dann aber doch verlockender, sein Leben dem Schreiben zu widmen. Er ging in München und Kalifornien zur Schule und lebte mal in Deutschland, mal in den Niederlanden und in Santiago de Chile, als ihn der Tagesspiegel im Jahr 2000 nach Berlin holte. In seinen Büchern greift Kast psychologische Menschheitsthemen auf - von der Liebe über die Intuition, Kreativität bis hin zur Suche nach dem Glück in der heutigen Gesellschaft. Sein Buch "Der Ernährungskompass" wurde zum Wissensbuch des Jahres 2018 gekürt und verkaufte sich mehr als 1 Million mal.

Meine Meinung: 

Titel: Finde zu dir selbst...

Dieser Feel-Good-Roman kam für mich genau zur richtigen Zeit, denn wenn die eigene Stimmung nicht gerade die Beste ist, so hellt dieses Buch sie wieder auf wie Sonnenstrahlen im Sommer.

In der Geschichte geht es um Nicolas, der seinen Traum Schriftsteller zu werden nie verwirklicht hat. Das Leben rief und die Familie musste versorgt werden. Als sein alles geliebter Onkel stirbt, beginnt er nachdenklich zu werden. Kann er doch noch etwas ändern?

Ich fand der Autor hat ungemein gut beschrieben wie man im Alltag und in den Vorstellungen von seiner Umgebung gefangen ist. Jedem möchte man es recht machen und am Ende vergisst man sich selbst eventuell dabei.

Nicolas ist der typische Workaholic, der vor lauter Arbeit und Verpflichtungen alles um sich herum vergisst. Übermäßig sympathisch fand ich ihn nicht, aber seine Zwänge waren mehr als nachvollziehbar. Es war interessant zu sehen, dass seine Familie gar nicht die Anforderungen an ihn stellt, die er angenommen hat. 

Das Leben der Familie in der Villa hat Reisesehnsüchte ihn mir geweckt, die hoffentlich irgendwann wieder befriedigt werden können.

Der Roman fordert dazu auf sein Leben zu leben wie man es sich vorstellt und selbst wünscht, denn da durch muss jeder für sich, denn die Eltern werden nicht das Leben ihres Kindes leben, auch wenn sie sich viel für ihr Kind wünschen.

Ich hatte von dieser Geschichte eine ganz andere Vorstellung in welche Richtung sie gehen würde und war daher von der Entwicklung überrascht. Mit leisen Tönen wird man aus dem Alltag katapuliert und denkt darüber nach wie man sein eigenes Leben gestaltet und ob das der richtige Weg ist.

Ich hatte vor der Lektüre ehrlich gesagt ein kleines Tief, aus dem mich dieser Roman herausgeholt hat und das muss Literatur erst einmal können.

Fazit: Kurzweilige Lektüre, die nachdenklich stimmt und aufweckt. Für mich kam dieses Buch genau zur richtigen Zeit. Klare Leseempfehlung!

Bewertung: 5/ 5 Sternen

Sonntag, 4. Oktober 2020

Rezension Daniel Mellem

 "Die Erfindung des Countdowns" von Daniel Mellem

ISBN-13 : 978-3423282383
Größe und/oder Gewicht : 15.2 x 2.2 x 21.6 cm
ISBN-10 : 342328238X
Gebundene Ausgabe : 288 Seiten
Herausgeber : dtv Verlagsgesellschaft (15. September 2020)

Inhaltsangabe:

Nach dem Ersten Weltkrieg bricht das Zeitalter der Utopien an.1920 zieht es den jungen Hermann Oberth von Siebenbürgen nach Göttingen, um Physik zu studieren - die spannendste Wissenschaft der Zeit. Hermann will den Menschheitstraum von der Mondrakete verwirklichen. Als der Durchbruch nah ist, weisen seine Professoren ihn ab. Seine lebenslustige Frau Tilla versucht, einen gemeinsamen Alltag als Familie zu ermöglichen, als doch jemand an Hermanns Forschung glaubt: Wernher von Braun, Mitglied der SS. Doch statt der Mondrakete soll Hermann die V2 mitentwickeln, eine "Vergeltungswaffe" für die Nazis. Seine Kinder Ilse und Julius verliert er an den Krieg. Und so stellt sich ihm und auch Tilla mit voller Wucht die Frage nach der eigenen Verantwortung für die Geschichte.

Autoreninfo:

Daniel Mellem, geboren 1987, lebt in Hamburg. Sein Studium der Physik schloss er mit einer Promotion ab, bevor er sich am Deutschen Literaturinstitut in Leipzig der Arbeit an seinem ersten Roman widmete. Für "Die Erfindung des Countdowns" wurde er bereits mit dem Retzhof-Preis für junge Literatur und dem Hamburger Literaturförderpreis ausgezeichnet.

Meine Meinung:

Titel: Der vergessene Physiker...

Ich lese gern etwas zu echten Persönlichkeiten, von denen ich zuvor noch nie etwas gehört habe und so tauchte ich in diesen Roman ein.

In der Geschichte geht es um Hermann Oberth, der als Pionier in der Raumfahrt gilt. Was brachte ihn zu seinen Ideen und was half ihm diese umzusetzen? Und was hat das Schicksal für ihn parat?

Die einzelnen Kapitelüberschriften sind wie ein Countdown aufgebaut, denn es wird rückwärts von zehn heruntergezählt. Und das Ende des Romans bietet dann den Abschluss des Countdowns, sofern man es so deuten möchte.

Auch wenn es sich bei Herrn Oberth um eine real existierende Persönlichkeit handelt, so mochte ich ihn einfach nicht. Er lebt komplett in seiner Forscherwelt und vergisst alles um sich herum. Seine Familie muss funktionieren und bekommt wenig bis keine Aufmerksamkeit von ihm. Stets ist er mit seiner Rakete und seinen persönlichen Befindlichkeiten beschäftigt, weshalb ich ihn als unangenehm empfunden habe.

Seine Ehefrau Tilla hat mich da deutlich mehr berührt, denn sie sorgt dafür, dass nicht nur das Leben der Familie funktioniert, sondern dass Hermann alles hat was er braucht um seiner Arbeit nachzugehen. Ihr Verständnis war auf weiter Strecke einfach Aufopferung ihrer selbst. Da gehört schon einiges dazu so viel für einen Menschen zu tun, was mich sehr an ihr beeindruckt hat.

Am Roman haben mir die familiären Zwiste gefallen, denn sie zeigten auf, dass auch enorm intelligente Menschen so ihre Alltagsprobleme haben und nicht über den Dingen schweben.

Weniger begeistern konnte ich mich für die physikalischen und mathematischen Erklärungen zur Raketentechnik und ähnlichem. Hier bin ich gedanklich des Öfteren leider ausgestiegen.

Mir ist bewusst, dass der Autor sicher die Persönlichkeit Oberths beleuchten wollte, der aus der heutigen gesellschaftlichen Wahrnehmung gänzlich verschwunden zu sein scheint, zumindest bei einer Vielzahl von Menschen, die sich nicht gerade mit Raumfahrt und Co befassen. Dennoch ist mir absolut unklar, was Herr Mellem uns mit diesem Roman sagen wollte.

Fazit: Das Leben einer außergewöhnlichen Persönlichkeit, welches mich nur bedingt gefesselt hat. Für Physikliebhaber ein Muss, für viele andere nur bedingt empfehlenswert. Kann man lesen, muss man jedoch nicht.

Bewertung: 3/ 5 Sternen

Samstag, 3. Oktober 2020

Rezension Charles Lewinsky

 "Der Halbbart" von Charles Lewinsky


Originaltitel : Der Halbbart
Gebundene Ausgabe : 688 Seiten
ISBN-10 : 3257071361
ISBN-13 : 978-3257071368
Größe und/oder Gewicht : 12.1 x 4.3 x 18.8 cm
Herausgeber : Diogenes; 2. Auflage (26. August 2020)

Inhaltsangabe:

Der Sebi ist nicht gemacht für die Feldarbeit oder das Soldatenleben. Viel lieber hört und erfindet er Geschichten. Im Jahr 1313 hat so einer es  nicht leicht in einem Dorf in der Talschaft Schwyz, wo die Hacke des Totengräbers täglich zu hören ist und Engel kaum von Teufeln zu unterscheiden sind. Doch vom Halbbart, einem Fremden von weit her, erfährt der Junge, was die Menschen im Guten wie im Bösen auszeichnet – und wie man auch in rauhen Zeiten das Beste aus sich macht. Ein Roman voller Schalk und Menschlichkeit, der zeigt, wie aus Geschichten Geschichte wird.

Autoreninfo:

Charles Lewinsky, 1946 in Zürich geboren, ist seit 1980 freier Schriftsteller. International berühmt wurde er mit seinem Roman "Melnitz". Er gewann zahlreiche Preise, darunter den französischen Prix du meilleur livre étranger sowie den Preis der Schillerstiftung. Sein jüngster Roman "Der Halbbart" steht auf der Longlist des Deutschen Buchpreises. Sein Werk erscheint in 14 Sprachen. Charles Lewinsky lebt im Sommer in Vereux (Frankreich) und im Winter in Zürich. 

Meine Meinung:

Titel: Reise ins grausige Mittelalter...

Aufmerksam geworden bin ich auf diesen Roman aufgrund der Buchpreisnominierung. Gebannt begann ich zu lesen.

In der Geschichte geht es um den etwa Zwölfjährigen Sebi, der am liebsten Geschichten hört und auch gern selber Geschichten erzählen würde. Er träumt gern vor sich hin, doch ist das gut in Zeiten des düsteren Mittelalters?

Der Roman besticht vor allem durch seine Sprachgewalt, denn der Erzählstil und die verwendeten Worte sind einfach nur schön. Ich habe mir viele kluge Sätze notiert.

Sebi fungiert als Ich- Erzähler und war mir bereits auf den ersten Seiten sympathisch, da ich mich sehr gut mit ihm identifizieren konnte. Als Kind und manchmal auch heute noch, träume ich mich gerne mal weg und vergesse die Welt um mich herum. Unser Eusebius hat ein Talent für das Beobachten und Werten vom Verhalten anderer. Hier hatte man oft das Gefühl, dass er längst erwachsen ist, was vielleicht an der rauen Zeit liegt, in der er groß wird.

Seine beiden Brüder könnten unterschiedlicher kaum sein. Während ich Geni sehr bewundert habe wie er mit seinem Schicksal umgeht, so habe ich Poli so manches Mal verwünscht für seine gewalttätige Art.

Meine absolute Lieblingsfigur hingegen war der Namensgeber des Buches: der Halbbart. Er ist ein Mensch mit sieben Siegeln. Manche Geheimnisse um ihn werden gelüftet, als Leser ist man fasziniert von ihm und seinem Schicksal. Leider verblasst er im Verlaufe der Geschichte immer mehr und ich habe nicht alles erfahren was ich mir gewünscht hatte. Und die Andeutungen waren meines Erachtens zu wenig, um sich als Leser seine Geschichte selbst weiterspinnen zu können. 

Besonders eindrücklich ist es dem Autor gelungen das Mittelalter darzustellen, denn es ist von Grausamkeiten und Entbehrlichkeiten geprägt. Ich musste ein ums andere Mal schlucken was die Figuren des Romans so aushalten müssen.

Während ich bis ungefähr zur Mitte des Buches richtig Freude an der Geschichte hatte und kaum aufhören konnte zu lesen, ließ sich die Lektüre mit der Zeit immer beschwerlicher lesen und ich kann gar nicht genau sagen wieso. Irgendwie fesselte mich das Erzählte nicht mehr so sehr, ich brauchte lange, um das Gelesene zu verarbeiten und oft liefen angefangene Erzählstränge irgendwie ins Leere.

Und so verbleibe ich nach der Lektüre etwas ratlos zurück. Selten musste ich so lange über einer Rezension sitzen, eh mir die richtigen Worte einfielen. Der Roman ist gewiss nicht schlecht, hat meine Erwartungen einfach nur bedingt erfüllt.

Fazit: Sprachlich eine Wucht, zum Schluss etwas zäh. Als Leser wird man immer wieder gefordert, das muss man mögen. Ich spreche dennoch eine Empfehlung aus, weil mich die Lektüre sehr nachdenklich gestimmt und mir einiges abverlangt hat. 

Bewertung: 4/ 5 Sternen