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Mittwoch, 24. Februar 2021

Rezension Benedict Wells

"Hard Land" von Benedict Wells


Herausgeber : Diogenes; 1. Edition (24. Februar 2021)
Sprache : Deutsch
Gebundene Ausgabe : 352 Seiten
ISBN-10 : 3257071485
ISBN-13 : 978-3257071481
Originaltitel : Hard Land
 
Inhaltsangabe:
 
Missouri, 1985: Um vor den Problemen zu Hause zu fliehen, nimmt der fünfzehnjährige Sam einen Ferienjob in einem alten Kino an. Und einen magischen Sommer lang ist alles auf den Kopf gestellt. Er findet Freunde, verliebt sich und entdeckt die Geheimnisse seiner Heimatstadt. Zum ersten Mal ist er kein unscheinbarer Außenseiter mehr. Bis etwas passiert, das ihn zwingt, erwachsen zu werden. Eine Hommage an 80’s Coming-of-Age-Filme wie "The Breakfast Club" und "Stand By Me" – die Geschichte eines Sommers, den man nie mehr vergisst.
 
Autoreninfo:
 
Benedict Wells wurde 1984 in München geboren. Nach dem Abitur 2003 zog er nach Berlin. Dort entschied er sich gegen ein Studium und widmete sich dem Schreiben, seinen Lebensunterhalt bestritt er mit diversen Nebenjobs. Seine Bücher erschienen bisher in 38 Sprachen, sein vierter Roman "Vom Ende der Einsamkeit" stand über achtzig Wochen auf der Bestsellerliste. Er wurde u.a. mit dem European Union Prize For Literature ausgezeichnet und zum Lieblingsbuch des unabhängigen Buchhandels 2016 gewählt. Nach einigen Jahren in Barcelona lebt Wells inzwischen in Zürich.
 
Meine Meinung:
 
Titel: Die Geschichte vom Erwachsenwerden...
 
Da "Vom Ende der Einsamkeit" seit Jahren mein Lieblingsbuch ist, hatte ich großen Respekt mit diesem Roman zu starten und ich muss gestehen, dass es einen zweiten Anlauf brauchte, eh ich dann über die ersten dreißig Seiten kam, denn dieses Buch ist anders, aber nicht weniger toll.
 
In der Geschichte geht es um den schüchternen, 15- jährigen Sam, der seinen Platz noch nicht gefunden hat in der Welt. Im Sommer 1985, kurz vor seinem 16. Geburtstag fängt er in einem Kino an zu arbeiten, was seine Welt schlagartig auf den Kopf stellt? Wird er doch noch über sich hinauswachsen?
 
Durch Sam Turner als Ich- Erzähler erlebt der Leser hautnah die Gefühls- und Gedankenwelt des Teenagers, die mich direkt in meine Jugend mit all den Ängsten und Sorgen zurück katapultiert hat.
 
Bei diesem Coming- of- Age- Roman stehen gleich sieben Figuren ihren Mann, was sehr ungewöhnlich ist, da meist weniger Charaktere betrachtet werden und dennoch gelingt es Wells jeden ausreichend zu skizzieren, so dass jeder Leser seine persönliche Lieblingsfigur finden wird.
 
Die beleuchteten Personen sind sehr vielfältig, denn anders als in 80er Jahre Filmen, kommen hier auch People of Colour und queere Menschen drin vor, was mir außerordentlich gut gefallen hat.
 
Sam als Hauptcharakter steht im Fokus der Handlung. Ich mochte an ihm, dass er trotz seiner Schüchternheit versucht seine Ziele zu erreichen. Man spürte wie sehr ihm die Freundschaft zu Kirstie und Co gut tut. Der Mix aus ersten Malen, die wunderschön und auch schmerzhaft sind, zeigen ein reales Bild der Erfahrungen auf, die man als junger Mensch eben macht.
 
Aber nicht nur Sam hat seine Päckchen zu tragen, sondern auch seine Freunde Hightower, Cameron und Kirstie. Auch ihre Ängste, Probleme und Sorgen sind nachvollziehbar.
 
Neben Sam ist meine Lieblingsfigur Kirstie, da sie nicht das typische Mädchen ist, das sich durch Make-up und Klamotten definiert, auch wenn sie dadurch kaum weibliche Freunde hat. Es ist schön, dass sie sie selbst sein will, anstatt sich für andere zu verbiegen.
 
Richtig gut fand ich zudem, dass nicht nur die Teens beleuchtet werden, sondern auch Sams Eltern, die sich in einer sehr schlimmen Situation befinden, denn seine Mutter ist schwer krank. Auch seine große Schwester, die dem Teenageralter entwachsen ist, findet Platz in der Geschichte.
 
Das Besondere an dem Roman ist wieder einmal die Sprache, die mich regelrecht umgehauen hat. Hat nicht jeder manchmal eine Komfortzone, die so klein ist wie ein Penny?
 
Fazit: Dieser Roman ist eine Hommage an die 80er und die Jugend. Er unterhält auf sehr berührende Weise und lässt einen nicht mehr los. Ich kann nur eine klare Leseempfehlung aussprechen und habe nun ungemein Lust die alten TV- Klassiker wieder zu schauen. Spitzenklasse!
 
Bewertung: 5/ 5 Sternen 

Samstag, 20. Februar 2021

Rezension Monika Helfer

 "Vati" von Monika Helfer


Herausgeber : Carl Hanser Verlag GmbH & Co. KG (25. Januar 2021)
Sprache : Deutsch
Gebundene Ausgabe : 176 Seiten
ISBN-10 : 3446269177
ISBN-13 : 978-3446269170

Inhaltsangabe:

Ein Mann mit Beinprothese, ein Abwesender, ein Witwer, ein Pensionär, ein Literaturliebhaber. Monika Helfer umkreist das Leben ihres Vaters und erzählt von ihrer eigenen Kindheit und Jugend. Von dem vielen Platz und der Bibliothek im Kriegsopfer-Erholungsheim in den Bergen, von der Armut und den beengten Lebensverhältnissen. Von dem, was sie weiß über ihren Vater, was sie über ihn in Erfahrung bringen kann. Mit großer Wahrhaftigkeit entsteht ein Roman über das Aufwachsen in schwierigen Verhältnissen, eine Suche nach der eigenen Herkunft.

Autoreninfo:

Monika Helfer, geboren 1947 in Au / Bregenzerwald, lebt als Schriftstellerin mit ihrer Familie in Vorarlberg. Sie hat zahlreiche Romane, Erzählungen und Kinderbücher veröffentlicht. Mit ihrem Roman "Schau mich an, wenn ich mit dir rede" (2017) war sie für den Deutschen Buchpreis nominiert. 

Meine Meinung:

Titel: Mein Vater, der Leser...

Auf ein Wiedersehen mit der Bagage hatte ich mich schon sehr gefreut, weshalb ich direkt mit der Lektüre startete und wieder kurzweilig und gut unterhalten wurde.

In der Geschichte geht es dieses Mal um die Eltern der Autorin, vorzugsweise um ihren Vater, der während des Krieges ein Bein verlor und vernarrt in Bücher ist.

Monika Helfer ist als Ich- Erzählerin unterwegs und beschreibt wie sie die Zeit in der Familie erlebt hat und lässt auch ihre Schwestern zu Wort kommen.

Schön war zu lesen, dass sich das Leben der Nachfolgegeneration der Bagage etwas verbessert hat und dennoch werden schnell große Unterschiede zu heute klar. Da erscheint trotz der Verletzten das Kriegsversehrtenheim wirklich der schönste Ort gewesen zu sein, mitten in der Idylle und viel Platz.

Sympathisch war mir der Vater in jedem Fall, teile ich doch seine enorme Leidenschaft für Bücher. Das ist kein Gebrauchsgegenstand, sondern das Zuhause von Figuren, die wir lieb gewinnen.

Die Paarbeziehung der Eltern empfand ich als tragisch und gleichzeitig so echt. Einfach gut, dass hier nichts geschönt wurde seitens der Autorin, denn genauso ist nun mal die Liebe und das Leben.

Schön fand ich auch das Wiedersehen mit den Kindern aus "Die Bagage", nur das jetzt alle erwachsen sind und ihren eigenen Weg gehen, sofern sie dies denn umgesetzt bekommen.

Der nüchterne Schreibstil Helfers trägt dazu bei, dass allein die Familie im Fokus steht, fast so als würde man mittels Zielfernrohr drauf schauen, um ja nichts zu verpassen.

Fazit: Steht seinem Vorgänger in nichts nach. Ich habe mich wieder gut unterhalten gefühlt. Gern spreche ich eine Empfehlung aus.

Bewertung: 4/ 5 Sternen

Mittwoch, 17. Februar 2021

Rezension Shermine Shahrivar

"Happy Life Diät: Der intuitive Weg zu einem glücklichen Ich" von Shermine Shahrivar


Herausgeber : GRÄFE UND UNZER Verlag GmbH; 2. Edition (4. Januar 2021)
Sprache : Deutsch
Gebundene Ausgabe : 144 Seiten
ISBN-10 : 3833874066
ISBN-13 : 978-3833874062

Inhaltsangabe:

Immer mehr Diäten drängen auf den Markt – doch bloßer Essensverzicht löst nicht alle Gewichtsprobleme nachhaltig. Dieses Buch bietet eine ganzheitliche Lösung, das Thema Abnehmen achtsam und gesund anzugehen – und das mit einer Autorin, die anhand Ihrer eigenen Lebens- und Leidensgeschichte das beste Vorbild ist. Dabei wird das Buch ein treuer Begleiter, der sie über die intensive Beschäftigung mit sechs Säulen (Ernährung, Bewegung, Familie, Sexualität, Spiritualität, Arbeit) zum gesunden und glücklichen Ich führt. 

Autoreninfo:

Shermine Shahrivar ist Model und TV-Moderatorin. Sie studierte in New York integrative Ernährung und arbeitet als Healthcoach in Amerika und Deutschland. Über 138.000 Fans Über 61.000 Abonnenten. 

Meine Meinung:

Titel: Man sollte den Zusatz zum Buchtitel beachten...

Ich lese gern mal einen Ratgeber, vor allem wenn eine berühmte Persönlichkeit diesen verfasst hat und er biografisch geprägt ist.

Im vorliegenden Sachbuch beschreibt das Model Shermine Shahrivar ihren Weg zu sich selbst und beleuchtet dabei Themen wie Beziehungen, Spiritualität, Sexualität, Ernährung, Beauty und Sport.

Wer also einen Diät- Ratgeber erwartet hat, der ist hier gänzlich falsch.

Die angesprochenen Themen sind in jedem Fall wichtig und sollten nicht außer Acht gelassen werden, allerdings konnte ich bei diesem Buch leider nicht wirklich etwas Neues mitnehmen, da alles Beschriebene bereits schon in diversen anderen Büchern und online durchgekaut worden ist.

Ich hatte mir erhofft mehr über Shermine Shahrivar zu erfahren, nur wird hier lediglich an der Oberfläche gekratzt. Das fand ich sehr schade, denn ich sehe sie als interessante Persönlichkeit, gerade weil sie alleinerziehende Mama ist.

Zudem ist das Sachbuch leider mit diversen Lebensweisheiten versehen, die eher an Kalendersprüche und Wandtattoos erinnern, als wirklich zu motivieren und zu unterstützen.

Der Schreibstil ist einfach gehalten und kurzweilig, so dass man es fix nebenbei lesen kann.

Die Fotos im Buch empfand ich als sehr ansprechend. Sie haben etwas Sinnliches an sich. Da hat man wirklich das Gefühl, dass sie mit sich im Reinen ist.

Wer einen richtig guten Ratgeber zum Thema Selbstliebe und gesunder Ernährung lesen möchte, der sollte zu "Sei glücklich, nicht perfekt" von Anja Zeidler greifen.

Als Printexemplar 144 Seiten, als Ebook 93 Seiten, das ist dann wirklich nur etwas für Fans der Autorin.

Fazit: Leider konnte dieses hübsch gestaltete Sachbuch meine Erwartungen nicht erfüllen, weshalb ich keine Empfehlung aussprechen kann.

Bewertung: 2/ 5 Sternen

Dienstag, 16. Februar 2021

Rezension Kristina Hauff

"Unter Wasser Nacht" von Kristina Hauff


Herausgeber : hanserblau (15. Februar 2021)
Sprache : Deutsch
Gebundene Ausgabe : 288 Seiten
ISBN-10 : 3446269452
ISBN-13 : 978-3446269453

Inhaltsangabe:

In den idyllischen Elbauen im Wendland teilen zwei Paare Hof, Scheune und Kräutergarten - doch ihre einst enge Freundschaft ist zerbrochen. Thies und Sophie trauern um ihren Sohn Aaron, der unter ungeklärten Umständen ertrank. Allein mit ihren Schuldgefühlen müssen sie Tag für Tag Ingas und Bodos scheinbar perfektes Familienglück mit ansehen. Bis ein Jahr nach Aarons Tod eine Fremde in den Ort kommt und ans Licht bringt, was die vier Freunde lieber verschwiegen hätten.

Autoreninfo:

Kristina Hauff wurde am Niederrhein geboren. Sie arbeitete als Pressereferentin für Fernsehserien von ARD und ZDF und am Theater. Unter ihrem echten Namen Susanne Kliem schreibt sie erfolgreiche Kriminalromane. Für „Unter Wasser Nacht“ verbrachte sie längere Zeit im Wendland und recherchierte in Archiven. Kristina Hauff lebt mit ihrer Familie in Berlin. 

Meine Meinung:

Titel: Freundschaft für immer?

Mich hat der Klappentext des Buches so enorm angesprochen, dass ich einfach mehr wissen wollte. Und dann kam es komplett anders als ich erwartet hatte.

In der Geschichte geht es um die vier Freunde Sophie, Thies, Inga und Bodo, die über Jahre alles geteilt und immens viel zusammen unternommen haben. Doch dann stirbt Aaron, der Sohn von Thies und Sophie. Plötzlich ist nichts mehr wie davor. Kann es das Paar aus dem dunklen Loch wieder heraus schaffen? Und was wird aus der Freundschaft, die seit dem Ereignis zerstört scheint?

Ein beobachtender Erzähler führt uns durch die Handlung und der Leser begleitet diverse Charaktere mitsamt ihren Empfindungen nach dem Erlebten. Jedes Kapitel ist mit dem Protagonistennamen überschrieben, der gerade dran ist. Das hilft beim Orientieren.

Genau das ist auch die Stärke des Romans. Ein schlimmes Ereignis wird aus der Sicht unterschiedlicher Personen beleuchtet und so wird deutlich, dass nicht alles so ist wie es scheint. So real ist sonst nur das echte Leben.

Das Setting im Wendland passte in meinen Augen gut, da die Gegend Idylle pur ist, aber hinter der Fassade eben auch Gefahren lauern.

Mir gefiel, dass die handelnden Akteure Menschen wie du und ich sind, mit denen man sich leicht identifizieren kann. Mittels Thies wird so greifbar wie eine Depression sich äußern kann. Sein Verhalten war so intensiv beschrieben, dass ich Gänsehaut bekam. Obwohl ich eine Frau bin, konnte ich mich in ihn am besten einfühlen.

Zudem mochte ich die Thematisierung von Neid und Missgunst innerhalb einer Freundschaft. Nie möchte das jemand zugeben und dennoch wird dies täglich gelebt. Auch wird deutlich, was die Gesellschaft von einem erwartet, nämlich die perfekte Familie, aber dass es die eben nicht wirklich gibt. Wer ist schon perfekt?

Während sich der Leser dem Lüften des Geheimnisses immer mehr näherte, hatte man fast das Gefühl einen Krimi zu lesen, so spannend wurde es. Ich hatte etwas komplett anderes erwartet, so dass mich der Schluss echt überrumpelt hat.

Fazit: Eine tragische Geschichte, die mich spannend unterhalten hat. Gern spreche ich eine Empfehlung aus.

Bewertung: 4/ 5 Sternen

Montag, 15. Februar 2021

Rezension Alena Schröder

"Junge Frau, am Fenster stehend, Abendlicht, blaues Kleid" von Alena Schröder


Herausgeber : dtv Verlagsgesellschaft (20. Januar 2021)
Sprache : Deutsch
Gebundene Ausgabe : 368 Seiten
ISBN-10 : 3423282738
ISBN-13 : 978-3423282734

Inhaltsangabe:

In Berlin tobt das Leben, nur die 27-jährige Hannah spürt, dass ihres noch nicht angefangen hat. Ihre Großmutter Evelyn hingegen kann nach beinahe hundert Jahren das Ende kaum erwarten. Ein Brief aus Israel verändert alles. Darin wird Evelyn als Erbin eines geraubten und verschollenen Kunstvermögens ausgewiesen. Die alte Frau aber hüllt sich in Schweigen. Warum weiß Hannah nichts von der jüdischen Familie? Und weshalb weigert sich ihre einzige lebende Verwandte, über die Vergangenheit und besonders über ihre Mutter Senta zu sprechen? Die Spur der Bilder führt zurück in die 20er Jahre, zu einem eigensinnigen Mädchen. Gefangen in einer Ehe mit einem hochdekorierten Fliegerhelden, lässt Senta alles zurück, um frei zu sein. Doch es brechen dunkle Zeiten an.

Autoreninfo:

Alena Schröder, geboren 1979, arbeitet als freie Journalistin und Autorin in Berlin. Sie hat Geschichte, Politikwissenschaft und Lateinamerikanistik in Berlin und San Diego studiert und die Henri-Nannen-Schule besucht. Nach einigen Jahren als Redakteurin in der Brigitte-Redaktion arbeitet sie heute frei u.a. für die Brigitte, das SZ-Magazin und Die Zeit. Sie ist Autorin mehrerer Sachbücher sowie fiktionaler Bücher.

Meine Meinung:

Titel: Familienbande...

Der unfassbar lange Buchtitel und die hübsche Covergestaltung haben meine Neugier geweckt. Gespannt begann ich mit der Lektüre.

In der Geschichte geht es um Hannah, deren einzige, lebende Verwandte ihre 95-jährige Großmutter Evelyn ist, mit der sie sich mehr schlecht als recht verträgt. Sie besucht sie einmal wöchentlich, aber eher aus Gewohnheit als aus Freude auf ein Treffen. Als eines Tages ein Brief aus Israel ihre Oma erreicht, beginnt deren solides Leben zu bröckeln. Hat sich Evelyn als junge Frau etwas zu Schulden kommen lassen?

Der Einstieg fiel mir zu Beginn etwas schwer ohne dass ich genau sagen kann, woran das eigentlich lag. Vielleicht die nüchterne, wenig liebevolle Art wie Enkelin und Großmutter miteinander umgehen oder der leicht distanzierte Schreibstil der Autorin.

Die Kapitel berichten mal aus der Gegenwart alles rund um Hannah, mal aus der Vergangeheit rund um Evelyn und ihrer Familie bestehend aus Mutter Senta und Tante Trude. 

Mir hat gefallen, dass der Roman sich angefühlt hat wie die Jagd nach der Auflösung eines mysteriösen Rätsels.

Hannah ist jemand wie du und ich, deren Leben nicht außerordentlich spannend und dennoch nicht von Leichtigkeit geprägt ist. Man mag sich nur schwer vorstellen, wie es ist, als junge Frau bereits die eigene Mutter verloren zu haben und kaum etwas über die eigene Familie zu wissen.

Großmutter Evelyn hat mich an meine Oma mütterlicherseits erinnert, die auch alle Familienbilder entsorgt hat und an nichts aus der Vergangenheit erinnert werden wollte. Zu Beginn kann man das kaum verstehen, aber mit der Zeit wird deutlich was Evelyn als Kind und junge Frau alles durchstehen musste.

Aber nicht nur die Hauptfiguren hat Frau Schröder gut gezeichnet, sondern auch die Nebencharaktere wie Andreas, Jörg oder Ruby, wobei mir Ruby die Liebste von allen war. Jeder hat im Leben sein Päckchen zu tragen und muss Entscheidungen treffen, egal ob diese für alle richtig sind.

Der Roman hat im Part über die Vergangenheit meines Erachtens ein realistisches Bild von Deutschland zwischen 1922 und 1950 aufgezeigt, ohne dabei etwas zu beschönigen oder verklärt darzustellen.

Fazit: Ein Familienroman der besonderen Art, der mich gut unterhalten hat. Gern spreche ich eine Empfehlung aus. Gelungen!

Bewertung: 4/ 5 Sternen

Sonntag, 14. Februar 2021

Rezension Cho Nam-Joo

"Kim Jiyoung, geboren 1982" von Cho Nam-Joo


Herausgeber : Kiepenheuer&Witsch; 2. Edition (11. Februar 2021)
Sprache : Deutsch
Gebundene Ausgabe : 208 Seiten
ISBN-10 : 3462053280
ISBN-13 : 978-3462053289
Originaltitel : 82년생 김지영

Inhaltsangabe:

In einer kleinen Wohnung am Rande der Metropole Seoul lebt Kim Jiyoung. Die Mitdreißigerin hat erst kürzlich ihren Job aufgegeben, um sich um ihr Baby zu kümmern – wie es von koreanischen Frauen erwartet wird. Doch schon bald zeigt sie seltsame Symptome: Jiyoungs Persönlichkeit scheint sich aufzuspalten, denn die schlüpft in die Rollen ihr bekannter Frauen. Als die Psychose sich verschlimmert, schickt sie ihr unglücklicher Ehemann zu einem Psychiater. Nüchtern erzählt eben dieser Psychiater Jiyoungs Leben nach, ein Leben bestimmt von Frustration und Unterwerfung. Ihr Verhalten wird stets von den männlichen Figuren um sie herum überwacht – von Grundschullehrern, die strenge Uniformen für Mädchen durchsetzen; von Arbeitskollegen, die eine versteckte Kamera in der Damentoilette installieren und die Fotos ins Internet stellen. In den Augen ihres Vaters ist es Jiyoung’s Schuld, dass Männer sie spät in der Nacht belästigen; in den Augen ihres Mannes ist es Jiyoung’s Pflicht, ihre Karriere aufzugeben, um sich um ihn und ihr Kind zu kümmern. 

Autoreninfo:

Cho Nam-Joo war neun Jahre lang als Drehbuchautorin fürs Fernsehen tätig. Ihr Roman "Kim Jiyoung, geboren 1982" hat sich weltweit über zwei Millionen Mal verkauft und wurde bereits erfolgreich verfilmt. Sie lebt in Korea. 

Meine Meinung:

Titel: Das Leben der Frauen...

Selten ist mir ein Buch bei den sozialen Netzwerken so oft über den Weg gelaufen wie dieses, weshalb ich es dann auch unbedingt lesen wollte. Und ich muss ehrlich sagen: ich bin sprachlos.

In der Geschichte geht es um das Leben der jungen Jiyoung. Wie wächst sie als Mädchen in Korea auf? Was ist in der Schule als Mädchen alles zu beachten? Wie bekommt und behält man einen guten Arbeitsplatz als Frau? Möchte sie Kinder?

Die gesamte Handlung wird über Jiyoungs Psychologen dem Leser nahe gebracht, der zum Schluss außerdem etwas über seine Frau und Frauen im Allgemeinen berichtet.

Im gesamten Roman wird sehr schnell die Unterdrückung und die Benachteiligung von Frauen deutlich, was beim Lesen wie ein fieser Dornenstachel im Finger schmerzt. Man überlegt wie es bei uns in Deutschland aussieht und kommt schnell zu der Erkenntnis, dass es nur sehr wenige Unterschiede gibt und von Chancengleichheit nicht die Rede sein kann.

Dieses Buch hat es geschafft mich regelrecht einzusaugen und mich als Jiyoung zu fühlen, die als gut ausgebildete Frau so viel mehr verdient hat als man ihr zugesteht.

Der nüchterne, schnörkellose Schreibstil der Autorin passt perfekt zur Situation der Hauptfigur. So liegt der Fokus rein auf den Missständen unserer Gesellschaft.

Auch wenn viele den Roman vielleicht als Männer-Hasser-Buch abtun, so ist dies keineswegs der Fall. Vielmehr öffnet er hoffentlich die Augen aller Leser, damit sich da etwas ändern kann.

Fazit:Obwohl 2021 noch recht jung ist, so ist dieser Roman ganz klar ein Jahreshighlight. Absolute Spitzenklasse. Bitte lest dieses Buch!

Bewertung: 5/ 5 Sternen 

Freitag, 12. Februar 2021

Rezension Alem Grabovac

"Das achte Kind" von Alem Grabovac


Herausgeber : hanserblau (25. Januar 2021)
Sprache : Deutsch
Gebundene Ausgabe : 256 Seiten
ISBN-10 : 3446267964
ISBN-13 : 978-3446267961

Inhaltsangabe:

Smilja schuftet als Gastarbeiterin in der Schokoladenfabrik, ihr Mann Emir, ein feierfreudiger Kleinganove, landet später im berüchtigten Gefängnis Goli Otok in Jugoslawien. Nach der Geburt ihres Sohnes Alem trifft Smilja eine folgenschwere Entscheidung: Ihr Baby wächst bei einer strengen deutschen Pflegefamilie mit sieben eigenen Kindern auf. Jedes zweite Wochenende aber verbringt der Junge mit seiner Mutter und ihrem neuen gewalttätigen Freund im Frankfurter Bahnhofsmilieu. Erst als Erwachsener macht sich Alem auf die Suche nach seinem leiblichen Vater. 

Autoreninfo:

Alem Grabovac, 1974 in Würzburg geboren. Mutter Kroatin. Vater Bosnier. Er hat in München, London und Berlin Soziologie, Politologie und Psychologie studiert und lebt mit seiner Familie in Berlin. Als freier Autor schreibt er unter anderem für Die Zeit, Welt, taz. 

Meine Meinung:

Titel: Eine etwas andere Kindheit...

Der Klappentext und die ungewöhnliche, schlichte Optik hatten mich auf den Roman aufmerksam gemacht. Gespannt begann ich zu lesen und bekam so viel mehr als ich erwartet hatte.

In der Geschichte geht es um Alem, der aus einer Gastarbeiterfamilie stammt. Da seine Mutter viel arbeitet und sein Vater sich als Kleinganove herumtreibt, wächst er bei Pflegeeltern auf. Hat das Leben für ihn auch nur Arbeit und Ausgrenzung parat? Was hat das Schicksal mit ihm vor?

Der Roman ist in drei Bücher aufgeteilt, in denen es zunächst um die Mutter Smilja, dann um Sohn Alem und zuletzt um Vater Emir geht. Die Aufteilung empfand ich als gelungen, da so die Figuren alle näher beleuchtet werden und nicht nur Hauptakteur Alem.

Die Schilderungen des Gastarbeiterlebens haben mich sehr bewegt. Als Kind der späten 80er und geboren in der DDR, habe ich diese Entwicklung nicht mitbekommen und mich bisher damit noch nicht beschäftigt. Es wird sehr deutlich wie die Not der Menschen ausgenutzt wurde. Berührt hat mich die intensive Liebe zur Heimat und dass sie trotz der Armut und allem dort immer wieder hinfahren und auch die Familie unterstützen.

Anders als erwartet, lief das Leben in der Pflegefamilie recht harmonisch ab. Fast hatte man den Eindruck, man würde seine eigene Familie gezeigt bekommen, so klassisch deutsch mit all ihren Gewohn- und Eigenheiten war die Familie Behrens. Hier musste ich des Öfteren schmunzeln.

An Alem hat mir vor allem gefallen, dass er seiner Umgebung gegenüber sehr aufgeschlossen ist und lieber selbst bewertet, als nur das zu glauben, was einem die Erwachsenen sagen. So hat er Kontakt zu seinem kriminellen Stiefbruder ohne selbst auf die schiefe Bahn zu geraten. Er sieht das gut bürgerliche Leben der Pflegefamilie und das ärmliche Leben seiner Mutter, die sich kaputt schuftet in der Fabrik, um über die Runden zu kommen. So etwas zu sehen und auch Gewalt zu erleben, prägt enorm für das restliche Leben und hat Einfluss auf spätere Entscheidungen.

Die eingestreute Entwicklung Jugoslawiens fand ich hoch spannend und auch das Leben der Großeltern dort. Natürlich weiß man, dass dort Krieg in den 90ern herrschte, aber wirklich beschäftigt hat man sich damit nicht. Die Wende stand damals im Fokus bei den meisten Deutschen.

Gut gefällt mir, dass der Roman Autofiktion ist, sprich auf der Biografie des Autors beruht, denn man spürt in jeder Zeile, dass es genauso gewesen sein muss.

Der schnörkellose, leicht unterkühlte Schreibstil sorgt dafür, dass ausschließlich die Geschichte im Fokus ist. Das mochte ich, denn man braucht keine sprachlichen Bilder oder ähnliches, um sich das Geschilderte vorzustellen.

Fazit: Eine berührende Geschichte über Migration, die mehr Aufmerksamkeit verdient hat und worüber wir immer wieder sprechen müssen. Gern empfehle ich dieses tolle Buch weiter. Klasse!

Bewertung: 5/ 5 Sternen 

Donnerstag, 11. Februar 2021

Rezension Michael Nast

 "Generation Beziehungsunfähig" von Michael Nast


Herausgeber : Edel Books - Ein Verlag der Edel Germany GmbH; 1. Edition (15. Februar 2016)
Sprache : Deutsch
Taschenbuch : 240 Seiten
ISBN-10 : 3841904068
ISBN-13 : 978-3841904065

Inhaltsangabe:

Michael Nast steht für ein Lebensgefühl. Der gebürtige Berliner berührt und bewegt mit seinen Kolumnen im Internet Millionen von Lesern. Seine Texte werden geteilt und geliked, seine Lesungen sind regelmäßig ausverkauft. In seinem neuen Buch "Generation Beziehungsunfähig" bringt Nast die Dinge auf den Punkt und beschreibt unvergleichlich charmant die Stimmung seiner Generation: Weshalb wir uns gegenseitig als beziehungsunfähig bezeichnen, wie Tinder unsere Partnersuche verändert und warum wir uns immer wieder selbst in den Mittelpunkt stellen, ohne Rücksicht auf Verluste. "Generation Beziehungsunfähig" hält uns einen Spiegel vor. Ganz ohne Bewertung ermutigt das Buch uns chronische Selbstoptimierer und Perfektionisten dazu, unseren eigenen Lebensentwurf zu hinterfragen. Ein augenöffnendes wie anregendes Buch, das sich liest wie ein Gespräch mit dem besten Freund.

Autoreninfo:

Michael Nast, geboren 1975, landete mit "Generation Beziehungsunfähig" den Bestseller des Jahres 2016 und wurde zum Sprachrohr einer ganzen Generation. Mit seiner außergewöhnlichen Beobachtungsgabe ergründet er Situationen und Tatsachen wie kein anderer. 2018 erschien mit "#EGOLAND" sein erster Roman, 2019 das Sachbuch "Vom Sinn unseres Lebens". Michael Nast lebt und arbeitet in Berlin als freier Kolumnist, Buch- und Drehbuchautor.

Meine Meinung:

Titel: Aktueller denn je...

Auch wenn das Buch mittlerweile fünf Jahre auf dem Buckel hat, so trifft es immer noch den Tenor der heutigen Zeit. Ich persönlich habe sogar das Gefühl, dass es noch schlimmer geworden ist.

Anders als erwartet, geht es in diesem launigen Sachbuch nicht nur um Beziehungen oder deren Nicht- Existenz, sondern vor allem um unsere Gesellschaft und deren Erwartungen. Warum fiel es unserer Elterngeneration noch so leicht einen Partner zu finden, während wir heute beinahe daran verzweifeln?

Michael Nast schreibt so unterhaltsam und kurzweilig, dass es sich wirklich wie ein Gespräch unter Freunden anfühlt, die im Buch enthaltenen Texte zu lesen. Dies kann man in einem Rutsch tun oder Stück für Stück genießen.

Ich fand es vor allem interessant hierdurch mal die Perspektive eines Single- Mannes zu erleben, die sich doch sehr mit meinen Dating- Erfahrungen deckt.

Auch wenn ich beim Lesen oft dachte: "Das kann er jetzt nicht so formulieren." oder "Oh weh das hat er jetzt nicht wirklich geäußert.", so muss ich nach der Beendigung der Lektüre sagen, dass er lediglich das ausspricht, was wir alle denken, uns aber nicht trauen zu sagen.

Klar tut es als Frau Mitte 30 schon weh, dass man welkt statt reift und dass man langsam aber sicher unsichtbar wird, aber genauso ist es in der heutigen Gesellschaft, die nach Jugend, Perfektion und Idealen strebt, die gar nicht zu erreichen sind.

Herr Nast schafft es mit seinen Texten, dass sich der Leser selbst reflektiert und sich vielleicht auch mal fragt, was man eigentlich selbst will und nicht was die anderen von einem wollen.

Gut gefallen hat mir außer der lockeren Erzählweise übrigens auch das Einstreuen zahlreicher Zitate von Schriftstellern, Musikern und ähnlichen, die man sich nur zu gern notiert, um sie beim nächsten Date anzuwenden.

Fazit: Das perfekte Buch für alle Millennials. Wenn ihr euch verstanden fühlen wollt, dann lest dieses Buch!

Bewertung: 5/ 5 Sternen

Mittwoch, 10. Februar 2021

Rezension Teresa Simon

"Glückskinder" von Teresa Simon


Herausgeber : Heyne Verlag; Originalausgabe Edition (8. Februar 2021)
Sprache : Deutsch
Taschenbuch : 512 Seiten
ISBN-10 : 3453424069
ISBN-13 : 978-3453424067

Inhaltsangabe:

München 1945. Auf dem Schwarzmarkt in der Möhlstraße treffen sich alle, die nach Glück und ein wenig Leben suchen. Nylons, Kaffee, Schokolade und Schmuck wechseln hier die Besitzer. Auch Toni, die ihr Zuhause verloren hat und nun bei ihrer Tante Vev wohnt, versucht, auf dem Schwarzmarkt das Nötigste für die Familie zu organisieren. Als sie die Holländerin Griet kennenlernt, spürt Toni zunächst eine tiefe Abneigung. Sie ahnt nicht, dass Griet eine schwere Zeit hinter sich hat, über die sie nie wieder sprechen möchte. Sie könnten einander helfen. Doch das geht nur, wenn sie ehrlich zueinander sind und ihre Vorurteile überwinden ...

Autoreninfo:

Teresa Simon ist das Pseudonym der promovierten Historikerin und Autorin Brigitte Riebe. Sie ist neugierig auf ungewöhnliche Schicksale und lässt sich immer wieder von historischen Ereignissen und stimmungsvollen Schauplätzen inspirieren. Die SPIEGEL-Bestsellerautorin ist bekannt für ihre intensiv recherchierten und spannenden Romane, die tiefe Emotionen wecken. Ihre Romane "Die Frauen der Rosenvilla", "Die Holunderschwestern" und "Die Oleanderfrauen" wurden alle zu Bestsellern. 

Meine Meinung:

Titel: Lass dich vom Glück finden!

In der Geschichte geht es um die Brandl- Frauen, die 1945 in München das Kriegsende erleben. Sie versuchen, auch durch Schwarzmarktkäufe, über die Runden zu kommen. Wird Bruder Max aus der Gefangenschaft irgendwann heimkehren? Und was ist mit dem vermissten Vater? Zu allem Überfluss müssen sie auch noch eine ehemalige KZ- Insassin aufnehmen. Kann das gut gehen?

Mit diesem Roman ist es Frau Simon gelungen ein realistisches Bild von München nach dem Krieg zu zeichnen. Man sieht die zerstörten Gebäude, das Chaos auf den Straßen und die Schwarzmarktstände bildlich vor Augen und kann auch das Schöne wahrnehmen, was den Krieg überlebt hat.

Die Hauptfiguren Toni Brandl und Griet van Mook sind wie Feuer und Wasser und dennoch verbindet sie etwas: die jungen Fraun wollen neu anfangen und das Glück wiederfinden.

Toni Brandl habe ich als tatkräftige, junge Frau erlebt, die für das Überleben ihrer Familie jedes Risiko eingeht. Das Handeln auf dem Schwarzmarkt ist alles andere als ungefährlich. Die Einblicke in die Arbeit eines Verlages durch sie fand ich interessant.

Griet van Mook hat viel erlebt als Zwangsarbeiterin und KZ- Häftling. Der Todesmarsch ging mir richtig unter die Haut. Es war unglaublich schön mit anzusehen, wie sie wieder auf ihre Füße kommt und etwas aus sich macht. Ihr wohlbehütetes Geheimnis will man als Leser unbedingt lüften. Die vielen Informationen zu den amerikanischen GIs und was sie alles mit ins Land brachten, war spannend, da ich bisher vermehrt nur Bücher über russisch besetzte Zonen gelesen hatte.

Die eingestreuten Liebschaften kamen immer ohne Kitsch daher und lasen sich mehr als angenehm.

Dieses Buch ist einfach ein Schmöker, den man nicht mehr weglegen kann, denn der Schreibstil der Autorin saugt den Leser regelrecht auf und lässt ihn alles um sich herum vergessen. Das ist gerade in der aktuellen Zeit eine willkommene Abwechslung. Zudem lernt man viel über die damalige Zeit.

Die Rezepte am Ende des Romans zeigen doch sehr deutlich, wie gut wir es derzeit haben.

Fazit: Unglaublich fesselnd und Geschichte zum Anfassen. Gern spreche ich eine Leseempfehlung aus. Spitze!

Bewertung: 5/ 5 Sternen

Montag, 8. Februar 2021

Rezension Tove Ditlevsen

 "Kindheit" von Tove Ditlevsen

Herausgeber : Aufbau Verlag; 1. Edition (18. Januar 2021)
Sprache : Deutsch
Gebundene Ausgabe : 118 Seiten
ISBN-10 : 3351038682
ISBN-13 : 978-3351038687
Originaltitel : Barndom

Inhaltsangabe:

In „Kindheit“ erzählt Tove Ditlevsen vom Aufwachsen im Kopenhagen der 1920er Jahre in einfachen Verhältnissen. Tove passt dort nicht hinein, ihre Kindheit scheint wie für ein anderes Mädchen gemacht. Die Mutter ist unnahbar, der Vater verliert seine Arbeit als Heizer. Sonntags muss Tove für die Familie Gebäck holen gehen, so viel, wie in ihre Tasche hineinpasst, und das ist alles, was es zu essen gibt. Zusammen mit ihrer Freundin, der wilden, rothaarigen Ruth, entdeckt Tove die Stadt. Sie zeigt ihr, wo die Prostituierten stehen, und geht mit ihr stehlen. Aber eigentlich interessiert sich Tove für die Welt der Bücher und hat den brennenden Wunsch, Schriftstellerin zu werden – und dafür ist sie bereit, das Leben, wie es für sie vorgezeichnet scheint, hinter sich zu lassen.

Autoreninfo:

Tove Ditlevsen (1917–1976), geboren in Kopenhagen, galt lange Zeit als Schriftstellerin, die nicht in die literarischen Kreise ihrer Zeit passte. Sie stammte aus der Arbeiterklasse und schrieb offen über die Höhen und Tiefen ihres Lebens. Heute gilt sie als eine der großen literarischen Stimmen Dänemarks und Vorläuferin von Autorinnen wie Annie Ernaux und Rachel Cusk. Die „Kopenhagen-Trilogie“ mit den drei Bänden „Kindheit“, „Jugend“ und „Abhängigkeit“ ist ihr zentrales Werk, in dem sie das Porträt einer Frau schafft, die entschieden darauf besteht, ihr Leben nach den eigenen Vorstellungen zu leben. Die „Kopenhagen-Trilogie“ wird derzeit in sechzehn Sprachen übersetzt.

Meine Meinung:

Titel: Ein Mädchen kann nicht Dichterin werden...

Dieser autofiktionale Roman fällt auf durch sein ungewöhnliches Format, den blauen Buchschnitt und das collageartige Cover. Da es überall auf den sozialen Netzwerken zu sehen war, musste ich einfach meine Neugier befriedigen.

In der Geschichte geht es um die Kindheit von Tove, die in den 20er Jahren im Arbeiterviertel von Kopenhagen aufwächst. Während die Erwachsenen malochen, hat Tove nur einen Traum: Sie möchte Dichterin werden. Aber dürfen Fraun das auch? 

Ehrlich gesagt war mir gar nicht bewusst wie man auf so wenigen Seiten so viel sagen und den Leser damit berühren kann.

Nahezu chronologisch berichtet Tove als Ich- Erzählerin aus ihrem Leben als Arbeiterkind, das von Hunger geprägt ist. Die Erwachsenen sind mit sich selbst beschäftigt. Die Kinder haben zu funktionieren.

Die Kindheitsschilderungen haben mich tief bewegt, denn fast hat man den Eindruck als wenn die Kinder sich für ihre Existenz entschuldigen müssen. 

Ditlevsen erzählt all dies mit einer Sprachgewalt, die den Leser umhaut. Die wenigen, eingestreuten Gedichte im Buch haben mich verzaubert.

In meinen Augen erschafft Ditlevson ein authentisches Bild der 20er, die eben nicht überall und für jeden golden waren.

Fazit: Eine Besonderheit, die nun zu Recht endlich auch den Weg in eine deutsche Übersetzung gefunden hat. Klare Leseempfehlung!

Bewertung: 5/ 5 Sternen

Freitag, 5. Februar 2021

Rezension Lina Mallon

"Zweit.nah" von Lina Mallon


Herausgeber : Eden Books - Ein Verlag der Edel Germany GmbH; 1. Auflage, Ungekürzte (5. Februar 2021)
Sprache : Deutsch
Broschiert : 272 Seiten
ISBN-10 : 3959103050
ISBN-13 : 978-3959103053

Inhaltsangabe:

Was bedeutet es, nicht nur verliebt zu sein, sondern eine Beziehung zu führen? Wie machst du mit deinem Single-Ich Schluss, ohne dich selbst zu verlieren in einem WIR? Und weiß eigentlich irgendjemand, wie sich eine gute Beziehung anfühlen soll? Als Lina Mallons Bestseller "Schnell.liebig" erscheint, hat sie sich mehrmals ver- und entliebt, um zu erkennen: Singles in den Zwanzigern sind nicht beziehungsunfähig, nicht zu arrogant oder zu ängstlich für die Liebe, sondern einfach so verdammt schnell unterwegs. Sie lernt einen Mann kennen. Er ist charmant und nicht wesentlich anders als alle anderen – aber er ist authentisch. Die beiden nehmen das Tempo raus, haben Dates, verbringen viel Zeit miteinander und nicht nur die Nächte. Und auf einmal will er bleiben, will eine Beziehung. Und was will Lina? "Zweit.nah" ist die Fortsetzung von "Schnell.liebig", die nicht das Singledasein in den Vordergrund stellt, sondern die moderne Beziehung, die auf so viele Arten großartig sein kann – wenn wir uns trauen, sie zuzulassen.

Autoreninfo:

Lina Mallon ist freiberufliche Kolumnistin und Fotografin, sie lebt zwischen Hamburg und Kapstadt. 2010 gründete sie den Blog www.linamallon.de, der sich von einem kleinen Portfolio zu einem der erfolgreichsten Blogs im deutschsprachigen Raum entwickelte und Linas Leidenschaft für authentisches Storytelling und lebendige, erlebte Fotografie unterstreicht. Seit 2017 produziert sie außerdem den gleichnamigen Podcast „Twentysomething“ zur Kolumne, der es unter die Top 10 der deutschsprachigen Themen schaffte und seit Januar 2019 außerdem der offizielle Podcast der GLAMOUR ist.

Meine Meinung:

Titel: So intensiv, wie ein Gespräch mit der besten Freundin...

Nachdem ich "Schnell.liebig" sehr mochte, wollte ich natürlich wieder etwas von Lina lesen und ich würde sagen, dass sie sich nochmal selbst übertroffen hat. Man kann das vorliegende Buch auch lesen ohne den Vorgänger zu kennen, aber dann verpasst man etwas.

In diesem Buch geht es nicht in erster Linie um das Leben in der Beziehung, sondern wie komme ich dahin und was für Steine liegen einem im Weg.

Ich hatte so oft das Gefühl, dass die Autorin aus meinem Leben berichten würde, denn vieles habe ich genauso oder ähnlich auch durchgemacht. Bisher dachte ich immer, dass ich einfach nur nicht fähig sei, aber offenbar geht es vielen anderen da draußen ganz genauso.

Ich habe mich hier so verstanden gefühlt. Das Beste ist, dass aufgezeigt wird, was alles falsch laufen kann, aber nie mit erhobenem Zeigefinger oder dieses und jenes ist richtig, wie es oft in Frauenzeitschriften passiert. 

Die Texte im Buch sind einfach authentisch und ich hatte beim Lesen oft das Gefühl mich mit einer guten Freundin zu unterhalten, die mir ihr Herz ausschüttet und gleichzeitig merkt man wie ähnlich es einem geht.

Für mich war dieses Buch als hätte ich früher täglich durch Milchglas geschaut und nach der Lektüre sehe ich endlich klar.

Der Schreibstil der Autorin ist so kurzweilig, dass man das Buch in einem Rutsch lesen könnte. Ich habe mir aber täglich ein paar Storys gegönnt, einfach weil ich länger etwas davon haben wollte.

Fazit: Ich bin hellauf begeistert, denn dieses Buch braucht es in der heutigen Zeit einfach. Klare Leseempfehlung, lasst euch dieses Highlight nicht entgehen. Spitzenklasse!

Bewertung: 5/ 5 Sternen