"Kindheit" von Tove Ditlevsen
Herausgeber : Aufbau Verlag; 1. Edition (18. Januar 2021)
Sprache : Deutsch
Gebundene Ausgabe : 118 Seiten
ISBN-10 : 3351038682
ISBN-13 : 978-3351038687
Originaltitel : Barndom
Inhaltsangabe:
In „Kindheit“ erzählt Tove Ditlevsen vom Aufwachsen im Kopenhagen der
1920er Jahre in einfachen Verhältnissen. Tove passt dort nicht hinein,
ihre Kindheit scheint wie für ein anderes Mädchen gemacht. Die Mutter
ist unnahbar, der Vater verliert seine Arbeit als Heizer. Sonntags muss
Tove für die Familie Gebäck holen gehen, so viel, wie in ihre Tasche
hineinpasst, und das ist alles, was es zu essen gibt. Zusammen mit ihrer
Freundin, der wilden, rothaarigen Ruth, entdeckt Tove die Stadt. Sie
zeigt ihr, wo die Prostituierten stehen, und geht mit ihr stehlen. Aber
eigentlich interessiert sich Tove für die Welt der Bücher und hat den
brennenden Wunsch, Schriftstellerin zu werden – und dafür ist sie
bereit, das Leben, wie es für sie vorgezeichnet scheint, hinter sich zu
lassen.
Autoreninfo:
Tove Ditlevsen (1917–1976), geboren in Kopenhagen, galt lange Zeit als
Schriftstellerin, die nicht in die literarischen Kreise ihrer Zeit
passte. Sie stammte aus der Arbeiterklasse und schrieb offen über die
Höhen und Tiefen ihres Lebens. Heute gilt sie als eine der großen
literarischen Stimmen Dänemarks und Vorläuferin von Autorinnen wie Annie
Ernaux und Rachel Cusk. Die „Kopenhagen-Trilogie“ mit den drei Bänden
„Kindheit“, „Jugend“ und „Abhängigkeit“ ist ihr zentrales Werk, in dem
sie das Porträt einer Frau schafft, die entschieden darauf besteht, ihr
Leben nach den eigenen Vorstellungen zu leben. Die „Kopenhagen-Trilogie“
wird derzeit in sechzehn Sprachen übersetzt.
Meine Meinung:
Titel: Ein Mädchen kann nicht Dichterin werden...
Dieser autofiktionale Roman fällt auf durch sein ungewöhnliches Format, den blauen Buchschnitt und das collageartige Cover. Da es überall auf den sozialen Netzwerken zu sehen war, musste ich einfach meine Neugier befriedigen.
In der Geschichte geht es um die Kindheit von Tove, die in den 20er Jahren im Arbeiterviertel von Kopenhagen aufwächst. Während die Erwachsenen malochen, hat Tove nur einen Traum: Sie möchte Dichterin werden. Aber dürfen Fraun das auch?
Ehrlich gesagt war mir gar nicht bewusst wie man auf so wenigen Seiten so viel sagen und den Leser damit berühren kann.
Nahezu chronologisch berichtet Tove als Ich- Erzählerin aus ihrem Leben als Arbeiterkind, das von Hunger geprägt ist. Die Erwachsenen sind mit sich selbst beschäftigt. Die Kinder haben zu funktionieren.
Die Kindheitsschilderungen haben mich tief bewegt, denn fast hat man den Eindruck als wenn die Kinder sich für ihre Existenz entschuldigen müssen.
Ditlevsen erzählt all dies mit einer Sprachgewalt, die den Leser umhaut. Die wenigen, eingestreuten Gedichte im Buch haben mich verzaubert.
In meinen Augen erschafft Ditlevson ein authentisches Bild der 20er, die eben nicht überall und für jeden golden waren.
Fazit: Eine Besonderheit, die nun zu Recht endlich auch den Weg in eine deutsche Übersetzung gefunden hat. Klare Leseempfehlung!
Bewertung: 5/ 5 Sternen