Nr. 10: "Mitten im August" von Luca Ventura
Broschiert: 336 Seiten
Verlag: Diogenes; Auflage: 1 (25. März 2020)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 325730076X
ISBN-13: 978-3257300765
Inhaltsangabe:
Der Inselpolizist Enrico Rizzi hat es auf Capri zumeist mit kleineren
Delikten zu tun und daher genügend Zeit, seinem Vater in den Obst- und
Gemüsegärten hoch über dem Golf von Neapel zu helfen. Bis mitten im
August ein Toter in einem Ruderboot an den felsigen Strand getrieben
wird: Jack Milani, Spross einer Industriellenfamilie und Student der
Ozeanologie. Es ist der erste Mordfall für den jungen Rizzi, ein Fall,
bei dem es neben der Aufklärung eines Verbrechens auch um die Zukunft
der Weltmeere geht.
Autoreninfo:
Luca Ventura ist ein Pseudonym. Der Autor lebt die meiste Zeit des
Jahres am Golf von Neapel, wo er derzeit den zweiten Fall der
Capri-Serie um den Inselpolizisten Enrico Rizzi und dessen
norditalienische Kollegin Antonia Cirillo schreibt.
Meine Meinung:
Titel: Mord auf Capri...
Da
in der aktuellen Zeit Urlaub nicht möglich ist, hatte ich Lust dies
mittels eines Buches zu erleben und das ist hier in jedem Fall möglich.
In
der Geschichte geht es um den Inselpolizisten Enrico Rizzi, dessen
Leben geprägt ist durch Falschparker aufschreiben und Anzeigen wegen
häuslicher Gewalt erstellen. Doch dann geschieht ein Mord und auf der
Insel herrscht Ausnahmezustand. Wird Rizzi, der zudem noch eine neue
Kollegin einarbeiten muss, den Fall aufklären können?
Der
Roman besticht vor allem durch die großartigen Beschreibungen der Insel
Capri und dem italienischen Flair. Ich hatte regelrecht Urlaubsfeeling
beim Lesen und beinahe eine Meeresbrise auf der Haut gespürt.
Der
Fall nimmt in meinen Augen nur eine Nebenrolle ein, denn der Fokus
liegt auf den agierenden Figuren. Daher würde ich das Buch auch nicht
als Krimi ansehen, sondern als Roman mit Krimielementen. Beginnt der
Fall recht spannend, plätschert er im Verlauf leider immer mehr vor sich
hin. Die Auflösung ist durchaus schlüssig, kam mir aber etwas zu
konstruiert vor. Und die einzig richtig spannende Szene wird lediglich
auf einer Seite abgehandelt.
Enrico
Rizzi hat mir gut gefallen, da er sich unglaublich gut um seine Familie
kümmert. Ich mochte es, dass er sich nicht nur in seine Arbeit so
reinkniet, sondern auch privat alles gibt. Das Mysterium um sein Leben
vor Gina macht neugierig auf weitere Fälle.
Die
neue Kollegin Antonia Cirillo habe ich als stärkste Figur im Roman
empfunden. Sie scheint jemand mit Ecken und Kanten zu sein, der
Abwechslung in das Inselleben bringt. Leider wird nur sehr wenig von ihr
berichtet, weshalb man fast das Gefühl hat, dass Rizzi allein
ermittelt.
Fazit:
Als Startband in Ordnung, um einen Einstieg in die Welt von Rizzi zu
bekommen, aber die Nachfolger sollten dann spannungstechnisch anziehen.
Luft nach oben ist definitiv gegeben, weshalb ich nur bedingt eine
Leseempfehlung ausspreche. Urlaubsfreunde kommen auf ihre Kosten,
Krimifans jedoch nicht.
Bewertung: 3/5 Sternen
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Nr. 9: "Wolkenbruchs wunderliche Reise in die Arme einer Schickse" von Thomas Meyer
Taschenbuch: 288 Seiten
Verlag: Diogenes; Auflage: 13 (26. Februar 2014)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 9783257242805
ISBN-13: 978-3257242805
Inhaltsangabe:
Motti Wolkenbruch ist ein junger orthodoxer Jude aus Zürich, der sich
zum Entsetzen seiner Familie in eine Schickse, eine Nichtjüdin,
verliebt. Ein Einblick in eine unbekannte Welt, eine berührende und
schelmische Geschichte – mit jiddischem Wortwitz und unwiderstehlichem
Humor.
Autoreninfo:
Thomas Meyer wurde 1974 in Zürich geboren. Nach einem abgebrochenen
Studium der Jurisprudenz ergriff er 1997 den Beruf des Werbetexters und
begann gleichzeitig, im Internet Kolumnen zu publizieren. Es folgten
diverse Beiträge in Schweizer Nachrichten- und Autorenmagazinen. Im Frühling 2012 publizierte Thomas Meyer seinen ersten Roman.
Meine Meinung:
Titel: Motti und der heiße Tuches...
Nachdem mir von diesem Roman vorgeschwärmt wurde und ich den Film dazu herrlich fand, musste ich nun endlich dieses Buch lesen.
In
der Geschichte geht es um Mordechai Wolkenbruch, Spitzname Motti, der
aus seiner jüdisch orthodoxen Familie ausbricht, weil er sich in eine
Nicht- Jüdin verliebt. Wie wird seine Familie reagieren und wird sich
das Risiko lohnen?
Das
Besondere hier ist, dass Motti als Ich- Erzähler mit jiddischem
Zungenschlag zu uns Lesern spricht. Da muss man sich erst einmal dran
gewöhnen. Mit der Zeit fand ich es richtig amüsant und sehr authentisch.
Herr
Wolkenbruch ist einfach eine Figur, die man gern haben muss. Es ist
schön miterleben zu dürfen wie aus einem schüchternen Kerlchen, der
alles macht was seine Mutter möchte, ein erwachsener Mann wird, der
versucht seinen eigenen Weg zu gehen.
Durch
die Geschichte bekommt man einen guten Einblick in das Leben von
orthodoxen Juden. Dies fand ich so interessant, dass ich mich bereits
jetzt schon weiter mit der Thematik befasst habe.
Der Roman bietet witzige und ernste Momente und kann in meinen Augen als Coming- of- Age- Literatur bezeichnet werden.
Das Ende ist offen gehalten und kaum hat man das Buch geschlossen, vermisst man Motti. Zum Glück gibt es eine Fortsetzung ("Wolkenbruchs waghalsiges Stelldichein mit der Spionin"), welche ich zeitnah lesen werde.
Am Ende findet man ein Glossar mit Begriffserklärungen, so dass es keine Verständnisprobleme geben sollte.
Fazit: Eine besondere Geschichte, die eure Aufmerksamkeit verdient hat. Gute Unterhaltung.
Bewertung: 4/ 5 Sternen
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Nr. 8: "Die rechtschaffenen Mörder" von Ingo Schulze
Gebundene Ausgabe: 320 Seiten
Verlag: S. FISCHER; Auflage: 3. (4. März 2020)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3103900015
ISBN-13: 978-3103900019
Inhaltsangabe:
Norbert Paulini ist ein hoch geachteter Dresdner Antiquar, bei ihm
finden Bücherliebhaber Schätze und Gleichgesinnte. Über vierzig Jahre
lang durchlebt er Höhen und Tiefen. Auch als sich die Zeiten ändern, die
Kunden ausbleiben und das Internet ihm Konkurrenz macht, versucht er,
seine Position zu behaupten. Doch plötzlich steht ein aufbrausender,
unversöhnlicher Mensch vor uns, der beschuldigt wird, an
fremdenfeindlichen Ausschreitungen beteiligt zu sein. Die Geschichte
nimmt eine virtuose Volte: Ist Paulini eine tragische Figur oder ein
Mörder?
Autoreninfo:
Ingo Schulze wurde 1962 in Dresden geboren und lebt in Berlin. Nach dem
Studium der klassischen Philologie in Jena arbeitete er zunächst als
Schauspieldramaturg und Zeitungsredakteur. Bereits sein erstes Buch "33
Augenblicke des Glücks", 1995 erschienen, wurde sowohl von der Kritik
als auch dem Publikum mit Begeisterung aufgenommen. Ingo Schulzes Werk wurde auch
mit internationalen Preisen ausgezeichnet und ist in 30 Sprachen
übersetzt.
Meine Meinung:
Titel: Wenn Bücher dein Leben bestimmen...
In
der Literatursendung "Buchzeit" wurde dieser Roman besprochen und man
war sich nicht ganz sicher über die Qualität des Werkes, weshalb direkt
meine Neugier geweckt war.
In
der Geschichte geht es um Norbert Paulini, der bereits als Kind auf
Büchern schlief und seiner verstorbenen Mutter nacheifert und Antiquar
wird. Aus nah und fern strömen sie zu ihm, um Bücher zu erwerben. Doch
dann kommt die Wende und es geht bergab. Wirklich? Was wird ihm die neue
Zeit bringen? Und vor allem: kann er der ewige Leser bleiben?
Der
Roman besticht durch eine unglaublich angenehme Sprache, die mich
direkt für das Buch eingenommen hat. Es fällt mir schwer dies genau zu
beschreiben. Letztendlich spürt man die Liebe zu Büchern und Literatur
in jeder Zeile.
Das
Ungewöhnliche hier ist wohl, dass uns die Handlung über eine Figur des
Buches nahe gebracht wird, die jedoch nur eine kleine Rolle im Geschehen
einnimmt und eher beobachtet als selbst agiert. So als würde ein
Stasimitarbeiter über die Jahre unseren Antiquar beobachten und dessen
Leben durchleuchten.
Auch
wenn viele Paulini als einen Antihelden wahrnehmen, so empfand ich ihn
als liebenswerten Büchernarren, der mir nicht unähnlich ist. Für ihn
stehen Geschichten, allen voran die Klassiker, an erster Stelle und das
Lesen bestimmt seinen Alltag. Verwundern tut einen dies nicht,
schließlich ist er quasi im Büchermeer aufgewachsen. Ich habe ihn als
einen durchschnittlichen Menschen wahrgenommen, der in seiner
Leidenschaft zu Büchern erst so richtig aufgeht.
Der
Titel des Romans erschließt sich erst auf den letzten vierzig Seiten
und während der Lektüre fragt man sich natürlich dauernd, wo denn da ein
Mörder auftauchen soll. Eine Auflösung gibt es nicht, da muss sich
jeder Leser seine eigenen Gedanken machen.
Aus
dem Lesefluss gebracht hat mich, als wir von Paulini zum Erzähler
Schultze umschwenken. Die Einteilung in Kapitel ist plötzlich
verschwunden und die eigentliche Geschichte wird mitten im Satz
unterbrochen. Auch dies erschließt sich erst im Verlauf der weiteren
Handlung.
Fazit:
Ein kontroverser Roman, aus dem die Liebe zur Literatur spricht und der
mich auf weiter Strecke unfassbar gut unterhalten hat. Ungewöhnlich,
anspruchsvoll und mal was anderes. Also langt zu und steckt eure Nasen
in dieses Buch!
Bewertung: 4/ 5 Sternen
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Nr. 7: "Wir holen alles nach" von Martina Borger
Gebundene Ausgabe: 304 Seiten
Verlag: Diogenes; Auflage: 1 (25. März 2020)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3257071302
ISBN-13: 978-3257071306
Inhaltsangabe:
Job und Kind unter einem Hut – die alleinerziehende Sina jongliert damit
seit Jahren. Seit kurzem wird sie von ihrem neuen Partner Torsten dabei
unterstützt. Und sie haben Ellen, Ende sechzig, die sich für
Nachhaltigkeit einsetzt und das hat, was sich Sinas Sohn Elvis so
wünscht: Zeit, Geduld – und einen Hund. Doch dann widerfährt dem
sensiblen Jungen etwas Schlimmes. Da er sein Geheimnis nicht preisgibt,
spinnt sich ein fatales Netz aus Gerüchten um die kleine
Patchworkfamilie.
Autoreninfo:
Martina Borger, 1956 geboren, arbeitete als Journalistin, Dramaturgin
und Filmkritikerin, bevor sie sich aufs Drehbuchschreiben verlegte. Sie
hat bei mehreren Serien als Storylinerin und Chefautorin gearbeitet.
Gemeinsam mit Maria Elisabeth Straub veröffentlichte sie zwischen 2001
und 2009 Romane unter dem Label "Borger & Straub". Ohne Co-Autorin
erschien 2007 ihr Roman "Lieber Luca". Martina Borger lebt in München.
Meine Meinung:
Titel: Vertrau mir!
Dieser
Roman ist mir positiv in der Verlagsvorschau aufgefallen, weil er
gesellschaftskritisch und geheimnisvoll daher kommt und gespannt begann
ich zu lesen.
In
der Geschichte geht es um die alleinerziehende Sina, deren Leben ein
täglicher Kampf ist. Vollzeit arbeiten gehen mit jeder Menge
Überstunden, ein Chef ohne Verständis, einen neuen Partner und die
Versorgung ihres Sohnes. Da ist sie über jede Betreuungshilfe froh. Doch
mit einem Mal verändert sich ihr Sohn. Ist Elvis etwa etwas zugestoßen?
Der Junge spricht über sein Geheimnis nicht. Was ist da nur
vorgefallen?
Ein
beobachtender Erzähler führt uns durch die Geschehnisse und mal
begleiten wir die Nachhilfelehrerin Ellen und mal Sina, die ihren Sohn
Elvis zu Ellen in die Betreuung gibt. Dadurch bekommt man als Leser in
beide "Familien" einen guten Einblick.
Mir
hat sehr gut gefallen, dass die Frauen trotz zahlreicher Unterschiede
das gleiche Schicksal zu bestreiten haben, nämlich sich allein durch das
Leben zu boxen. Ich empfand es als sehr realistisch, dass man
alleinstehend alle finanziellen Hürden eben auch allein mit einem Gehalt
bestreiten muss, auch wenn die Mieten immer mehr steigen, genau wie
Strom, Lebensmittel und Co und dass dies einen enormen Einfluss auf die
Lebensqualität der betroffenen Person hat. Großstadt muss man sich heute
leisten können.
Frau
Borger schafft ansonsten Figuren, mit denen man sich identifizieren
kann und die man mag. Sina hätte ich zwar gern ein ums andere Mal
geschüttelt, weil ich ihr Verhalten nicht immer ganz nachvollziehen
konnte, aber letztendlich wollte sie ja immer nur alles richtig machen.
Und durch Ellen bekommt man einen Einblick in das Leben einer Rentnerin,
die sich fragt was ihr im Leben noch Gutes passieren kann oder ob es
das schon gewesen ist.
Der
größte Sympathieträger im Buch ist ganz klar Elvis, der Sohn von Sina.
Er ist so ein lieber Kerl und beißt sich trotz aller widrigen Umstände
durch. Er tut alles, damit seine Mama stolz auf ihn ist. Seine Liebe zu
Hunden konnte ich nur zu gut verstehen, weil es mir da genauso geht wie
ihm.
Ebenfalls
sehr überzeugend kam die neue Beziehung von Sina daher, denn man spürt
genau, dass nach einigen Enttäuschungen vorher das Urvertrauen beider
kaum noch vorhanden ist, da alte Verletzungen aus früheren Beziehungen
noch nachklingen.
Im
Übrigen spürt man bei jeder Zeile, dass die Autorin sich sehr gut in
München auskennt. Ich war noch nie dort, hatte es aber sehr schön
bildlich vor Augen.
Ansonsten
ist es der Autorin sehr gut gelungen mich als Leser auf den falschen
Weg zu locken, was mir zum Schluss sehr unangenehm war, denn ich merkte,
dass auch ich nicht frei von Vorurteilen und Klischees bin. Das
Geheimnis wird erst ganz am Schluss gelüftet und hat mich sehr
überrascht, denn das hatte ich nicht kommen sehen.
Fazit: Gelungene Gesellschaftskritik, die zudem unglaublich unterhaltend ist. Gern spreche ich eine Leseempfehlung aus.
Bewertung: 5/ 5 Sternen
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Nr. 6: "Keiner hat gesagt, dass du ausziehen sollst" von Nick Hornby
Gebundene Ausgabe: 160 Seiten
Verlag: Kiepenheuer&Witsch; Auflage: 2. (5. März 2020)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3462054104
ISBN-13: 978-3462054101
Inhaltsangabe:
Tom und Louise machen eine Paartherapie, denn nach vielen Ehejahren ist
die Beziehung mehr oder weniger in eine Sackgasse geraten. Was die
beiden umtreibt und wo der Hase im Pfeffer liegt, erfährt der Leser nach
und nach von ihnen direkt – beim Warten auf die nächste Therapiesitzung
im Pub gegenüber. Tom und Louise treffen sich. Regelmäßig. Doch es ist
keine Verabredung im herkömmlichen Sinne, der Pub dient ihnen nur als
Treffpunkt vor ihren Sitzungen bei einer Paartherapeutin.
Autoreninfo:
Nick Hornby gilt als Kultautor. Seine größten Leidenschaften sind der
Fußball und die Musik, genauer: die Popmusik. Über beide Themen hat er
geschrieben, mit seinem typisch britischen Humor. Bereits sein Erstling
„Fußballfieber“ wurde zum Bestseller, und mit „High Fidelity“ konnte er
diesen Erfolg noch übertreffen. Dabei arbeitete Hornby, der 1957 im
britischen Redhill geboren wurde, nach seinem Studium in Cambridge
zunächst als Lehrer. Um sich jedoch ganz dem Schreiben widmen zu können,
hing er diesen Beruf an den Nagel. Der Rest ist quasi schon Legende –
nicht zuletzt auch dank der erfolgreichen Verfilmungen seiner
Geschichten. Nick Hornby lebt mit seiner Familie in London.
Meine Meinung:
Titel: Ehetherapie mal anders...
Aufgrund der witzigen Aufmachung des Buches bin ich auf diesen neuen Hornby aufmerksam geworden.
In
der Geschichte geht es um Louise und Tom, die nach langen Ehejahren in
einer Krise stecken. Um da wieder herauszukommen, besuchen sie eine
Paartherapie. Bevor es jedoch dort hin geht, treffen sie sich im Pub und
besprechen sich. Wird die Therapie helfen oder bleibt am Ende nur die
Scheidung?
Mir
hat hier vor allem gefallen, dass wir nicht selbst bei der Therapie
dabei sind, sondern immer kurz davor. Über den Inhalt der
Therapeutengespräche erfahren wir nur nebenbei etwas. Zudem fand ich
niedlich, dass sie durch die Pubbesuche feststellen, dass sie nicht die
Einzigen sind, die sich helfen lassen.
Hornby
stellt sehr realistisch dar wie Beziehungsgespräche in der Krise
ablaufen. Wirft man sich zu Beginn nur Anschuldigungen an den Kopf und
sieht das Gegenüber als Ursache für alles an, wird mit der Zeit nach
einer Lösung gesucht, sofern denn beide wollen. Das fand ich hier sehr
schön geschildert, da es hoffungsvoll klingt.
Dem
Autor gelingt es, dass man für keine Seite Partei ergreift, sondern
sowohl sie als auch ihn verstehen und sich mit demjenigen identifizieren
kann.
Fazit:
Ich habe mich gut unterhalten gefühlt und des öfteren schmunzeln
dürfen, von daher spreche ich gern eine Empfehlung aus. Gelungen!
Bewertung: 4/ 5 Sternen
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Nr. 5: "Dreck am Stecken" von Alexandra Fröhlich
Broschiert: 320 Seiten
Verlag: Penguin Verlag; Auflage: Originalausgabe (9. September 2019)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3328102310
ISBN-13: 978-3328102311
Inhaltsangabe:
Opa Heinrich ist tot. Sein Vermächtnis: ein vergilbtes Tagebuch.
Johannes und seine Brüder beschließen erst mal, seine Vergangenheit
ruhen zu lassen. Doch zur Beerdigung erscheinen lauter Menschen, die sie
noch nie gesehen haben, eine alte Dame ist sogar aus Argentinien
angereist. Was hatte der Großvater mit diesen Leuten zu schaffen? Aus
Neugierde beginnt Johannes, das Tagebuch zu lesen. Danach ist klar: Die
vier Brüder müssen ihrer Familiengeschichte auf den Grund gehen. Denn
Opa hatte Dreck am Stecken. Und zwar nicht zu knapp ...
Autoreninfo:
Alexandra Fröhlich lebt als Autorin in Hamburg und arbeitet als freie
Textchefin für verschiedene Frauenmagazine. Mit ihren Romanen "Meine
russische Schwiegermutter und andere Katastrophen" und "Gestorben wird
immer" stand sie monatelang auf der SPIEGEL-Bestsellerliste. In ihrem
neuen Roman "Dreck am Stecken" erzählt Alexandra Fröhlich die
faszinierende Geschichte einer Familie, die sich ihrer dunklen
Vergangenheit stellen muss.
Meine Meinung:
Titel: Liebenswerte Familie mit Macken...
Als
Fan von Familiengeschichten sprach mich der Klappentext enorm an, aber
ich konnte ja nicht ahnen was für eine amüsante Geschichte ich da zu
lesen bekam.
Im
Roman geht es um die vier Brüder Johannes, Jakob, Philipp und Simon,
die sich nach dem Tod ihres Großvaters auf Spurensuche begeben, um die
Familiengeschichte zu ergründen. Als das Tagebuch des Opas auftaucht,
sind sie dem Geheimnis ganz dicht auf den Fersen. Werden sie das Rätsel
lösen?
Der
älteste Bruder Johannes agiert als Ich- Erzähler des Romans und lässt
uns über zwei Zeitebenen am Familienalltag teilhaben. Zum einen wandeln
wir im damals, die Zeit nicht konkret benannt, zum anderen in der
Gegenwart im Jahr 2008. Tagebucheinträge runden diese besondere
Familiengeschichte ab.
Selten
habe ich eine Familie erlebt, die mich trotz aller Tragik so zum
Schmunzeln gebracht hat und deren Mitglieder ich bereits nach wenigen
Seiten ins Herz geschlossen hatte. Nie im Leben hätte ich gedacht, dass
mich solch ein Männerhaufen mal emotional berühren würde.
Die
Jungs wachsen unter schwierigen Verhältnissen auf und gehen trotzdem
ihren Weg. Ich habe vor allem ihren Zusammenhalt bewundert, denn trotz
aller Schwierigkeiten wird niemand zurückgelassen. Ich denke jeder Leser
wird seinen Liebling finden, da die Jungs durch ihre Ecken und Kanten
so liebenswert sind. Ich weiß nicht ob es an der Erzählperspektive lag,
aber ich mochte am meisten Stotterer Johannes, der sich als Ältester um
alles kümmert und den Zusammenhalt der Familie am meisten forciert. Auch
wenn er nicht der typische Anführer ist, sorgt er für das Wohl der
Truppe.
Das
Geheimnis, welches im Laufe der Handlung gelüftet wird, hat es wirklich
in sich. Ich hatte zwar beim Lesen bereits erste Vermutungen, aber alle
Hintergründe werden wirklich erst zum Schluss aufgeklärt, so dass es
lange spannend bleibt.
Fazit: Ein klasse Familienroman, der mich berührt und zum Schmunzeln gebracht hat. Gern spreche ich eine Empfehlung aus. Spitze!
Bewertung: 5/ 5 Sternen
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Nr. 4: "Rote Kreuze" von Sasha Filipenko
Gebundene Ausgabe: 288 Seiten
Verlag: Diogenes; Auflage: 2 (26. Februar 2020)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3257071248
ISBN-13: 978-3257071245
Inhaltsangabe:
Alexander ist ein junger Mann, dessen Leben brutal entzweigerissen
wurde. Tatjana Alexejewna ist über neunzig und immer vergesslicher. Die
alte Dame erzählt ihrem neuen Nachbarn ihre Lebensgeschichte, die das
ganze russische 20. Jahrhundert mit all seinen Schrecken umspannt. Nach
und nach erkennen die beiden ineinander das eigene gebrochene Herz
wieder und schließen eine unerwartete Freundschaft, einen Pakt gegen das
Vergessen.
Autoreninfo:
Sasha Filipenko, geboren 1984 in Minsk, ist ein weißrussischer
Schriftsteller, der auf Russisch schreibt. Nach einer abgebrochenen
klassischen Musikausbildung studierte er Literatur in St. Petersburg und
arbeitete als Journalist, Drehbuchautor, Gag-Schreiber für eine
Satire-Show und Fernsehmoderator. "Rote Kreuze" ist der erste seiner
fünf Romane, der auf Deutsch erscheint. Sasha Filipenko ist
leidenschaftlicher Fußballfan und lebt in St. Petersburg.
Meine Meinung:
Titel: Ein Kreuz für die Erinnerung...
Dieser tolle Roman wurde mir auf der letzten Buchmesse wärmstens ans Herz gelegt und nun weiß ich auch warum.
In der Geschichte geht es um Alexander,
der gerade umgezogen ist und versucht ein neues Leben anzufangen. Da
besucht ihn seine neunzigjährige Nachbarin Tatjana und erzählt ihm ihre
Lebensgeschichte.Was verbindet die beiden und werden sie sich
gegenseitig Hoffnung geben können?
Der
Roman ist sehr vielfältig in seiner Gestaltung, denn wir erleben die
Geschehnisse nicht nur als Erzählungen aus Sicht der beiden
Hauptfiguren, sondern Protokolle, Briefe und Gedichte ergänzen das
Ganze. Zunächst habe ich den Sinn der Briefe und Protokolle nicht
erfassen können, aber im Verlauf der Handlung wurde dann klar, was sie
verdeutlichen sollen.
Tatjana
habe ich zu Beginn als etwas aufdringlich und anstrengend empfunden,
eben eine typische Nachbarin, die gern einem jungen Menschen ein Ohr
abkaut. Ihre Lebensgeschichte ist dann aber so spannend, dass man ihr
auch als Leser sehr bald gern zuhört, schlicht weil man so viel Leid
kaum begreifen kann.
Alexander
war mir als Charakter auf Anhieb sympathisch, denn er begegnet seinen
Mitmenschen offen gegenüber und scheint im Gegensatz zu seinem
Stiefvater auch keine Vorurteile gegenüber anderen zu haben. Sein
Schicksal hat mich zu Tränen gerührt und ich musste hart schlucken als
ich las, was seine Beweggründe für den Neuanfang waren.
Der
Roman zeigt sehr anschaulich wie heilsam zwischenmenschliche
Beziehungen sein können und dass ein offenes Ohr noch keinem geschadet
hat.
Des
Weiteren hatte ich das Gefühl, dass man einen guten Einblick in die
stalinistische Sowjetunion bekam durch die Erlebnisse von Tatjana.
Fazit:
Ein Roman, der mich mitten ins Herz getroffen hat und sich wie ein
richtiger Pageturner las. Gern spreche ich eine Leseempfehlung aus.
Klasse!
Bewertung: 5/ 5 Sternen
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Nr. 3: "Die Tanzenden" von Victoria Mas
Gebundene Ausgabe: 240 Seiten
Verlag: Piper; Auflage: 2. (6. Juli 2020)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3492070140
ISBN-13: 978-3492070140
Originaltitel: Le Bal des Folles
Inhaltsangabe:
Ganz Paris will sie sehen: Im berühmtesten Krankenhaus der Stadt, der
Salpêtrière, sollen Louise und Eugénie in dieser Ballnacht glänzen. Ob
die Hysterikerinnen nicht gefährlich seien, raunt sich die versammelte
Hautevolee zu und bewundert ihre Schönheit gerade dann, wenn sie die
Kontrolle verlieren. Für Louise und Eugénie aber steht an diesem Abend
alles auf dem Spiel: Sie wollen aus ihrer Rolle ausbrechen, wollen ganz
normale Frauen sein, wollen auf dem Boulevard Saint-Germain sitzen und
ein Buch lesen dürfen, denken und träumen und lieben dürfen wie die
Männer.
Autoreninfo:
Victoria Mas, 1987 in Le Chesnay geboren, hat acht Jahre lang in den USA
gelebt und dort als Script Supervisor, Standfotografin und Übersetzerin
beim Film gearbeitet. Zurück in Paris, studierte sie Literatur an der
Sorbonne und ist heute als freie Autorin und Journalistin tätig. Ihr
Debüt "Die Tanzenden" erscheint in sechzehn Ländern und wurde mit
mehreren Preisen geehrt, darunter dem Prix Stanislas und dem Prix
Renaudot des lycéens.
Meine Meinung:
Titel: So viel mehr als nur ein Frauenroman...
Als
ich zu diesem Roman griff, bin ich davon ausgegangen, dass er von
starken Frauencharakteren handeln wird, aber was ich bekam war so viel
mehr als das.
In
der Geschichte geht es um drei Frauen, die unterschiedlicher kaum sein
könnten. Louise ist Patientin in einer Anstalt, Geneviève ist dort
Aufseherin und Eugénie
ist ein junges Mädel aus gutem Hause, die immer etwas über die Stränge
schlägt. Was verbindet die Drei miteinander und wird jede ihr Glück
finden können?
Die junge Autorin entführt uns in das Paris des späten 19. Jahrhunderts. Hier in
der berühmten Salpêtrière werden die ersten Maßnahmen und Therapien in
Sachen psychiatrischer Behandlung gewagt und wir erleben das Wirken des
berühmten Dr. Charcot. Ich habe mir bisher kaum Gedanken zu diesem Thema
gemacht und war doch sehr geschockt über die Experimente, die an den
ausschließlich weiblichen Patientinnen gewagt werden. Man sollte bei
dieser Lektüre auf Schockmomente vorbereitet sein.
Frau
Mas zeichnete für mich ein unheimlich authentisches Bild der damaligen
Gesellschaft, in der die Männerwelt den Ton angibt und Frauen nur nach
deren Wünschen agieren dürfen. Da ist man direkt froh als Frau von
heute, dass diese Zeiten vorbei sind.
Die
drei dargestellten Frauen haben jede für sich ihr Päckchen zu tragen.
Trotz aller Unterschiede einte sie stets eins: sie wollen nur ein
selbstbestimmtes Leben führen, was ihnen aber leider teils verwehrt
bleibt aufgrund ihres Geschlechtes. Ich mochte am liebsten Eugénie,
weil sie mir am ähnlichsten ist. Sie ist ihrer Zeit weit voraus und
nimmt kein Blatt vor dem Mund, auch wenn sie dafür die Konsequenzen
tragen muss. Bemitleidet habe ich die beiden anderen, denn auch wenn Geneviève keine eingesperrte Patientin ist, so hat sie genauso wenig Freiheiten wie Louise.
Der
Roman zeigt die Anfänge der Medizin sehr schonungslos und ungeschönt,
womit man als Leser klar kommen muss. Mir hat dies nichts ausgemacht, da
mir durchaus klar ist, dass das was wir heute an Privilegien und
medizinischen Möglichkeiten haben, alles hart erkämpft worden ist.
Mich
hat das Buch unglaublich gut unterhalten und mir die Augen geöffnet,
denn durch das Leid anderer damals, müssen Menschen heute weniger
aushalten.
Fazit:
Berührende Geschichte, die man so schnell nicht vergisst und die noch
lange nachwirkt. Gern spreche ich eine Leseempfehlung aus. Klasse!
Bewertung: 5/ 5 Sternen
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Nr. 2: "Muldental" von Daniela Krien
Gebundene Ausgabe: 240 Seiten
Verlag: Diogenes; Auflage: 1 (26. Februar 2020)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3257070942
ISBN-13: 978-3257070941
Inhaltsangabe:
Jeder Umbruch fordert Opfer. Auch eine friedliche Revolution. Daniela
Krien erzählt von Menschen, deren Leben an einem Kontrapunkt der
Geschichte ins Wanken gerieten. Sie erzählt von Orientierungslosigkeit
und tiefer Verzweiflung. Doch diese Romanminiaturen gehen über das
Schicksal des Einzelnen hinaus; sie zeichnen ein Bild des Menschen von
heute. Ein Buch über das Trotzdem-den-Kopf-über-Wasser-Halten, über das
Trotzdem-Weitermachen, über das Es-trotzdem-Schaffen.
Autoreninfo:
Daniela Krien, geboren 1975 in Mecklenburg-Vorpommern, aufgewachsen
in einem Dorf im Vogtland (Sachsen), lebt mit Mann und zwei Töchtern in Leipzig.
Sie studierte Kulturwissenschaften, Kommunikations-und Medienwissenschaft und
arbeitete unter anderem als Drehbuchautorin und Cutterin für amadelio film.
Meine Meinung:
Titel: So viel mehr als nur Kurzgeschichten...
Nachdem
ich "Die Liebe im Ernstfall" verschlungen habe, lese ich natürlich gern
etwas Neues von dieser Autorin. Daher griff ich zu diesem
Kurzgeschichtenband, auch wenn ich sonst eher selten Kurzgeschichten
lese.
Im
Buch versammeln sich diverse Kurzgeschichten unterschiedlichster
Couleur, die alle einen Angelpunkt haben: die Wendezeit. Was macht so
ein geschichtlicher Umbruch mit den Menschen? Gibt es nur Gewinner oder
auch Verlierer?
Besonders
überrascht hat mich, dass die Geschichten um einiges düsterer ausfallen
als ich es erwartet habe und dennoch erzählen sie so intensiv und so
viel mehr als ein fünfhundert Seiten Roman je könnte. Ich hatte mich
erst gesperrt für die vermeintlich wenigen Seiten entsprechend ins
Portemonnaie greifen zu müssen, aber diese Investition lohnt sich voll
und ganz.
Gelungen
empfand ich, dass der Band im Muldental beginnt und dort mit einer
weiteren Geschichte rund um die Figuren vom Anfang endet. Das macht das
Gesamtpaket sehr rund.
Meine
Lieblingsgeschichte war ganz klar "Freiheit". Selten hat mich etwas so
berührt. Ich war komplett geschockt und hatte Tränen in den Augen. Das
muss ein Autor erstmal schaffen. Wenn jemand solche Emotionen bei einem
Leser hervorrufen kann, dann ist derjenige auf jeden Fall fähig zu
schreiben.
Das
Gute an dem Band ist, dass jeder Leser seinen persönlichen Favoriten
finden wird und sich mit einer handelnden Figur wird identifizieren
können. Oder man fühlt sich an jemanden erinnert, der einem selbst mal
über den Weg gestolpert ist.
Fazit:
Etwas, dass man in einem Rutsch oder wohl portioniert lesen kann. Ich
habe jede Seite genossen und kann nur eine klare Leseempfehlung
aussprechen. Klasse!
Bewertung: 5/ 5 Sternen
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Nr. 1: "Ein Lied für die Vermissten" von Pierre Jarawan
Gebundene Ausgabe: 464 Seiten
Verlag: Berlin Verlag; Auflage: 1. (2. März 2020)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3827013658
ISBN-13: 978-3827013651
Inhaltsangabe:
Als 2011 der Arabische Frühling voll entfacht ist, löst der Fund zweier
Leichen auch in Beirut erste Unruhen aus. Während schon Häuser brennen,
schreibt Amin seine Erinnerungen nieder: an das Jahr 1994, als er als
Jugendlicher mit seiner Großmutter in den Libanon zurückkehrte – zwölf
Jahre nach dem Tod seiner Eltern. An seine Freundschaft mit dem
gleichaltrigen Jafar, mit dem er diese verschwiegene Nachkriegswelt
durchstreifte. Und daran, wie er schmerzhaft lernen musste, dass es in
diesem Land nie Gewissheit geben wird – weder über die Vergangenheit
seines Freundes, noch über die Geschichte seiner Familie.
Autoreninfo:
Pierre Jarawan wurde 1985 als Sohn eines libanesischen Vaters und einer
deutschen Mutter in Amman, Jordanien geboren, nachdem diese vor dem
Bürgerkrieg geflohen waren. Im Alter von drei Jahren kam er mit seiner
Familie nach Deutschland. Seit 2009 zählt er zu den erfolgreichsten
Bühnenpoeten im deutschsprachigen Raum. 2012 wurde er Internationaler
Deutschsprachiger Meister im Poetry Slam. "Am Ende bleiben die Zedern"
ist sein Romandebüt, für das er 2015 das Literaturstipendium der Stadt
München erhielt. Pierre Jarawan lebt in München.
Meine Meinung:
Titel: Durchhalten lohnt sich...
Nachdem
ich so viel Positives über den Autor gehört hatte, wollte ich nun auch
endlich mal ein Buch von ihm lesen und er machte es mit wirklich alles
andere als leicht.
In
der Geschichte geht es um Amin, der mit seiner Großmutter von
Deutschland in seine Heimat den Libanon zurückkehrt. Doch hier herrschen
nach dem Bürgerkrieg immer noch Unruhen und das Leben ist gänzlich
anders als in Deutschland. Während seine Großmutter wieder zu sich
findet, tut sich Amin schwer mit dem Umzug. Wird er zu seinen Wurzeln
finden?
Der
Autor hat mir den Einstieg in die Geschehnisse nicht gerade leicht
gemacht, da ich mich sowohl an die blumige, detailverliebte Sprache als
auch an die ständigen Zeitsprünge erst gewöhnen musste. Durch die Sprünge in der Zeit kommt es öfter zu Wiederholungen, die ich als störend empfand. Zudem
ist die Stimmung des Buches durchgehend düster, was einen emotional
sehr runterzieht. Doch hält man die ersten hundert Seiten wirklich
eisern durch, gewöhnt man sich daran und bekommt einen tiefen Einblick
in die Seele eines zerrütteten Bürgerkriegslandes.
Ich
muss ehrlich gestehen, dass ich mich erst durch diese Lektüre mit dem
Schicksal des Landes und seiner Geschichte beschäftigt habe. Herrn
Jarawan gelingt es in meinen Augen sehr gut die Vorzüge des Libanon
trotz allem hervorzuheben, insbesondere die dort lebenden Menschen und
deren Kultur. Trotz aller Unterschiede gibt es doch durchaus
Gemeinsamkeiten zur westlichen Welt.
Die
dargestellten Figuren, allen voran Amin und sein Freund Jafar, berühren
den Leser im Herzen. Was die Jungs bereits in jungen Jahren durchleben
mussten und wie unterschiedlich ihre Wege sind, ließ sich faszinierend
lesen. Ich mochte beide gern und liebte das Mysterium um Kumpel Jafar.
Ebenso
berührend war das Schicksal der Großmutter und dass sie erst in ihrer
Heimat wieder so richtig aufblüht. Durch sie wurden die Gefühle von
Geflüchteten sehr schön zum Ausdruck gebracht und mehr Verständnis für
sie geweckt. Niemand kann sich in so eine Situation hineinversetzen,
wenn er sie nicht selbst erlebt hat.
Fazit:
Ein Roman, der berührt und einen Lichtschein auf den arabischen
Frühling und ein spannendes Land wirft, mit dem man sich auch mal
beschäftigen sollte. Wer anspruchsvolle Lektüre mag, wird dieses Buch
lieben. Gern spreche ich eine Empfehlung aus. Prädikat gut!
Bewertung: 4/ 5 Sternen