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Sonntag, 24. Oktober 2021

Rezension Kira Jarmysch

"DAFUQ" von Kira Jarmysch


Herausgeber ‏ : ‎ Rowohlt Berlin; 1. Edition (14. September 2021)
Sprache ‏ : ‎ Deutsch
Gebundene Ausgabe ‏ : ‎ 416 Seiten
ISBN-10 ‏ : ‎ 373710140X
ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3737101400
Originaltitel ‏ : ‎ The Curious Events in Woman's Cell #3

Inhaltsangabe:

Zehn Tage Auszeit könnten Anja Romanowa gerade recht sein, um ein paar Dinge in ihrem achtundzwanzigjährigen Leben mit sich zu klären. Etwa ein verwirrendes Dreiecksverhältnis oder ihren missglückten Berufsstart im russischen Außenministerium mit seinen trinkfesten Zynikern. Nur verbringt Anja diese Zeit unfreiwillig mit fünf anderen jungen Frauen: Da ist Maja, die in «Brust- und Po-Tuning» investiert, um reichen Männern zu gefallen, Natascha, die das echte Straflager kennt, oder Irka, die die Alimente für ihre Tochter nicht gezahlt hat. Sie sind zusammen im Moskauer Gefängnis, wegen Ordnungswidrigkeiten. Anja selbst verbüßt eine zehntägige Strafe, weil sie zu einer Demonstration gegen Regierungskorruption aufgerufen hat. Sechs Leben prallen aufeinander, explosiv und oft sehr komisch, in denen sich das heutige Russland spiegelt: Armut und Reichtum, Freiheitsgeist und Putin-Gläubigkeit, traditionelle Rollen und fluide Identitäten – die eine träumt von Buchweizen, die andere vermisst Bali. Und in alldem wird Anja einen Entschluss fassen.

Autoreninfo:

Kira Jarmysch, geboren 1989, studierte Journalistik an der Diplomaten-Kaderschmiede MGIMO in Moskau – ohne Aufnahmeprüfung, da sie Siegerin der landesweiten "Intelligenz-Olympiade" war. Ihr hochgelobter Debütroman erschien im Herbst 2020 in einem regimekritischen russischen Verlag. Seit 2014 arbeitet Kira Jarmysch als Pressesprecherin des prominentesten Oppositionspolitikers in Russland, Alexej Nawalny. Nach Nawalnys Rückkehr nach Moskau im Januar 2021 wurde auch Kira Jarmysch wegen Aufrufs zu Demonstrationen festgenommen.

Meine Meinung:

Titel: Herzlich Willkommen im Arrest...

Ich war hier sehr interessiert, erhoffte ich mir Einblicke in das russische Leben, deren Politik und Umgang untereinander. Gebannt begann ich zu lesen.

In der Geschichte geht es in erster Linie um Anja, die für 10 Tage in den Arrest kommt, weil sie an einer verbotenen Demonstration teilgenommen hat. Wer wird mit ihr in Haft sein? Wird sie das aushalten? Und wird sie gebrochen oder gestärkt hervorgehen?

Das düstere Cover mit der rauchenden Frau passt perfekt zum Inhalt des Buches, denn dieser ist deprimierend und fordernd.

Auch wenn die Schreibe von Kira Jarmysch nicht übermäßig anspruchsvoll ist, so ist es dennoch das Geschriebene, das für mich nicht recht vorankommen will, sich zieht und auch langweilig ist. Das gibt zwar sehr gut den eintönigen Gefängnisalltag wider, hat mir aber beim Lesen schlichtweg keine Freude bereitet. Oft habe ich über das Abbrechen nachgedacht und mich dann doch weiter gequält.

Während ich die Schilderungen über die gefangenen Frauen, deren Taten und Leben noch interessant fand, so haben mich die fantasierten Abschnitte, in denen Anja übernatürliche Phänomene sieht, nicht wirklich abgeholt, da ich mich immer wieder gefragt habe, was das soll. Klar könnte man die geistige Verfassung von ihr anzweifeln, aber damit habe ich es nicht in Verbindung bringen können.

Die Zweifel am eigenen Leben hatte ich mir genauso vorgestellt, dass man im Arrest, wo man viel Zeit zum Nachdenken und rein gar nichts zu tun hat, dass man alles hinterfragt was bisher war.

Auch wurde die Kritik an die russische Gesellschaft und Politik nur angerissen und sehr oberflächlich betrachtet. Hier hätte ich mir mehr Tiefe gewünscht.

Fazit: Ich wurde leider nicht so recht abgeholt von dieser Geschichte und kann daher nur bedingt eine Leseempfehlung aussprechen. Wer mit Eintönigkeit nicht das Problem hat, der wird es mögen, da es sprachlich ansprechend ist.

Bewertung: 3/ 5 Sternen