Seitenaufrufe letzten Monat

Dienstag, 10. November 2020

Rezension Anne Stern

"Fräulein Gold: Scheunenkinder" von Anne Stern

 

Broschiert : 448 Seiten
ISBN-13 : 978-3499004292
Größe und/oder Gewicht : 13.5 x 3.23 x 21 cm
Herausgeber : Rowohlt Taschenbuch; 1. Edition (13. Oktober 2020)
Sprache: : Deutsch
 
Inhaltsangabe:
 
1923: Die Berliner Hebamme Hulda Gold wird zu einer Geburt ins Scheunenviertel nach Mitte gerufen. Obwohl die jüdische Familie dort nach ihren ganz eigenen, strengen Regeln lebt, gewinnt Hulda das Vertrauen der jungen Mutter. Und als das Neugeborene nach wenigen Tagen verschwindet, wird sie unvermittelt in die rätselhafte Suche nach ihm verstrickt. Wie kann ein Kind in dieser engen Gemeinschaft einfach so verlorengehen? Je hartnäckiger Hulda den Spuren folgt, desto stärker stößt sie auf Widerstand, denn die Bewohner des Viertels haben ihre gut gehüteten Geheimnisse. Bald zeigt sich, dass die Berliner Polizei zur gleichen Zeit nach Kinderhändlern fahndet, und Hulda ahnt einen Zusammenhang. Kann Kommissar Karl North ihr helfen, das Neugeborene zu finden? Doch dann entlädt sich im Scheunenviertel der Judenhass in einem Pogrom, und Hulda selbst gerät in höchste Gefahr.
 
Autoreninfo:
 
Anne Stern wurde in Berlin geboren, wo sie auch heute mit ihrer Familie lebt. Nach dem Studium der Geschichte und Germanistik promovierte sie in deutscher Literaturwissenschaft und arbeitete als Lehrerin und in der Lehrerbildung. Sie hat als Selfpublisherin bereits erfolgreich historische Saga-Stoffe veröffentlicht.
 
Meine Meinung:
 
Titel: Hebamme der Herzen im Einsatz...
 
Bei dem vorliegenden Buch handelt es sich um den zweiten Band der Hulda- Gold- Reihe. Meines Erachtens kann man den Roman auch lesen ohne "Fräulein Gold: Schatten und Licht" zu kennen, allerdings würde einem dann richtig was entgehen.
 
Wir schreiben ein neues Jahr und Hulda hat auf Empfehlung ihres Vaters einen Einsatz im jüdischen Scheunenviertel. Die Schwiegerfamilie der jungen Frau, bei der sie entbindet, scheint nicht gut auf die Schwiegertochter zu sprechen zu sein. Als dann auch noch ein mysteriöser Rabbi auftaucht und das Neugeborene verschwindet, sind Huldas Detektivantennen auf Empfang. Wo ist der Kleine abgeblieben? Ist das Baby Opfer eines Verbrechens geworden?
 
Der interessierte Leser wandelt im Berlin 1923. Der Autorin ist es hier vor allem ungemein gut gelungen die Düsternis, die Armut und die Not der Menschen darzustellen. Fast hat man das Gefühl beim Lesen die Enge und die lästigen Gerüche des Armenviertels am eigenen Leib zu spüren. Beim Scheunenviertel merkt man richtig was für ein Mix aus Kulturen dort lebt und dass das Zusammenleben dort nicht immer einfach ist.
 
Zudem mochte ich sehr, dass auch das Thema Hebamme und wie eine Entbindung abläuft beleuchtet werden. Man denkt immer das ist die natürlichste Sache der Welt, aber so einfach ist es dann eben doch nicht.
 
Hulda ist auch in diesem Band wieder ein fürsorglicher Mensch, der verzichtet um anderen zu helfen. Man muss sie einfach gern haben.
 
Kommissar Karl North bleibt auch hier ein Mysterium und wirklich einschätzen kann ich ihn nach wie vor nicht. Die intensivere Anbändelung mit Hulda hat mir gut gefallen, da er sich nun langsam öffnet.
 
Ich mochte die Apothekerin Jette Langhans gern, die ein offenes Ohr hat und Hulda unterstützt. Solch eine Freundin kann denke ich jeder gebrauchen.
 
Etwas schade fand ich, dass es keinen wirklichen Kriminalfall gibt. Klar nimmt Hulda die Verfolgung auf, aber im Fokus steht der Fall der verschwundenen Kinder nicht. Die Auflösung dazu fand ich persönlich zu einfach.

Wenn auch etwas schwächer als der Einstiegsband, so kann ich doch sagen, dass auch dieser Teil ein wahrer Pageturner ist und man von Berlin und der Zeit nicht genug bekommen kann. Und man lernt auch wieder etwas dazu, denn mir war bis dato nicht bekannt, dass es bereits in den 20ern Progrome gab. Die Anfeindungen gegen die jüdischen Mitbürger wurden sehr anschaulich dargestellt.

Fazit: Für Hulda- und Berlin- Fans ein Muss, alle anderen sollten es einfach mal wagen und sich überraschen lassen. Gern spreche ich eine Leseempfehlung aus.

Bewertung: 4/ 5 Sternen