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Mittwoch, 18. November 2020

Rezension Raffaella Romagnolo

"Dieses ganze Leben" von Raffaella Romagnolo

 

Originaltitel : Tutta questa vita
Gebundene Ausgabe : 272 Seiten
ISBN-10 : 3257071442
ISBN-13 : 978-3257071443
Abmessungen : 12.4 x 2.7 x 18.8 cm
Herausgeber : Diogenes; 1. Edition (28. Oktober 2020)
Sprache: : Deutsch
 
Inhaltsangabe:
 
Paola passt nicht in diese Welt, findet sie. Wo Glanz und Erfolg das Maß vorgeben, hält sie sich lieber an ihren Bruder, der im Rollstuhl sitzt, gerne Schach spielt und auf Likes pfeift. Auf Verordnung ihrer Mutter muss Paola täglich mit Richi an die frische Luft. Eine gute Gelegenheit, der Enge der elterlichen Villa zu entfliehen und Gegenden zu erkunden, wo Paola das wahre Leben vermutet – das so ganz anders ist, als sie dachte.
 
Autoreninfo:
 
Raffaella Romagnolo, geboren 1971 in Casale Monferrato. Sie unterrichtet Geschichte und Italienisch an einem Gymnasium. Seit 2007 schreibt sie auch Romane – mit Erfolg. Ihr Roman "Bella Ciao" sorgte international für Aufmerksamkeit und erschien in zahlreichen Sprachen. Für "La figlia sbagliata" war sie für den Premio Strega nominiert, ebenso mit ihrem Jugendbuch "Respira con me". Raffaella Romagnolo lebt in Rocca Grimalda im Piemont. 
 
Meine Meinung:
 
Titel: Das komplizierte Leben der Jugend...

Auf das Erscheinen dieses Buches hatte ich so sehnsüchtig gewartet, weil es mir bereits in der Verlagsvorschau positiv auffiel. Gespannt begann ich zu lesen.

In der Geschichte geht es um Paola, die eigentlich alles hat um zufrieden im Leben zu sein: ihre Eltern sind reich, sie leben in einer Villa, Haushalt, Garten und Co werden von Angestellten bewirtschaftet, sie ist gesund und dennoch ist Paola nicht glücklich. Bewusst sucht sie Kontakt zur anderen Seite ihrer Welt. Wird sie im Ghetto der Stadt Antworten finden?

Paola fungiert als Ich- Erzählerin und ihre Gedankensprünge und Fantasien machten es beim Lesen nicht immer leicht ihr folgen zu können. Die Art ihrer Erzählweise erschien mir aber dennoch unheimlich authentisch, da gerade jungen Menschen in der Pubertät so viel durch den Kopf geht und es da auch schwer fällt alles zu verarbeiten und zu verstehen. Bedrückt hat mich bei ihr die Härte gegen sich selbst, denn es gehört schon einiges dazu, wenn man sich selbst dauerhaft als hässlich und ungeliebt wahrnimmt. Allerdings gehe ich davon aus, dass es vielen Mädchen ihrer Altersgruppe so geht.

An ihrem Bruder Richi mochte ich vor allem, dass er trotz seiner körperlichen Einschränkungen versucht seiner Schwester beizustehen. Ich fand gut, dass er sich nicht alles gefallen lässt, seine Bockanfälle hatten fast schon etwas Witziges. Zudem hat mir zugesagt, dass seine Behinderung als völlig normal und eher nebensächlich dargestellt wird und nicht dass der Fokus darauf liegt, denn seine Fähigkeiten machen ihn ja als Person aus und nicht seine Einschränkungen.

Das dargestellte Familienleben zeigt deutlich, dass Geld allein nicht glücklich macht. Jeder in der Familie hat sein Päckchen zu tragen, obwohl man eigentlich glauben würde, dass solche Leute gar keine Probleme haben.

Meine absolute Lieblingsfigur war Nanny Nina. Ihre Art die Welt zu sehen und Verschwendung in jedem Fall zu vermeiden, fand ich klasse. Auch wenn es erscheint als wäre sie aus einem früheren Jahrhundert gefallen, ist ihre Sichtweise eigentlich modern, da Zero Waste und Umweltbewusstsein gerade im Trend liegen. In meiner DDR- Kindheit wurde es genauso gemacht, wie sie es praktiziert.
 
Die eingewobene, zarte Liebesgeschichte hatte ihren Reiz. Gegensätze ziehen sich bekanntlich an. 

Sprachlich empfand ich den Roman als sehr angenehm. Es gab so viele tolle Sätze und Formulierungen, die man sich notieren musste und als Lebensweisheit im Alltag verteilen könnte.

Das Ende kam für mich persönlich etwas plötzlich. Mir hätte es gefallen, wenn die Autorin noch das Leben nach dem Ereignis etwas beleuchtet hätte. Dies bleibt nun der Fantasie des Lesers überlassen.

Fazit: Keine leichte Kost, die für mich dann aber doch einen gewissen Reiz ausgeübt hat. Wer es speziell mag, wird dieses Buch lieben. Von mir gibt es eine Leseempfehlung.

Bewertung: 4/ 5 Sternen